Mit grünem Strom fahren: Ein Startup entwickelt einen schlauen Stecker und hofft auf den Elektroauto-Boom.
Stefan Deml hat sich im Silicon Valley mit dem Startup-Virus angesteckt, sagt er. Der 25-jährige Maschinenbauer von der ETH machte ein Praktikum in Palo Alto bei BMW. Hier entdeckte er sein Interesse für die Elektromobilität. Kein Wunder, an wenig anderen Orten ist das Fahren mit Strom so verbreitet. Ein Drittel aller in den USA verkauften Elektrofahrzeuge fuhr 2012 auf Kaliforniens Strassen.
Das Resultat der Begeisterung: SmargeTech. Das Zürcher Startup will Elektrofahrzeuge mit dem anderen, grossen Energie-Thema verheiraten: «Smart Grids», also Stromnetze, die den Verbrauch regulieren. Ziel von Smart Grids ist etwa, dass Waschmaschinen oder Kühlschränke sich dann einschalten, wenn nicht bereits Herd oder Fernseher laufen.
Denn: «Um sieben Uhr Abends sein Elektroauto zu laden, ist nicht grün», sagt Stefan Deml. Wie umweltfreundlich Elektromobilität sei, hänge davon ab, wie sie zum Strommix passe. Stammt der Strom aus Kernkraft oder fossilen Brennstoffen, ist auch das Elektroauto ein Umweltsünder.
Hier setzt SmargeTech an. Stefan Deml hat das Startup zusammen mit David Ammann und Christoph Trabert lanciert, beide ebenfalls von der ETH. Alle drei haben bereits bei Energieunternehmen gearbeitet und wissen, wo die Stromproduzenten der Schuh drückt.
Laden wenn die Sonne scheint
Mit ihrem Konzept zielen sie auf die Zukunft, die sie in einem elektrifizierten Privatverkehr sehen – mit Elektrofahrzeugen, die umweltschonend geladen werden. Helfen wollen sie dabei mit einem Zwischenstecker, der den Strommix für das Laden von Elektrofahrzeugen berücksichtigt. Das heisst, dass die Batterien des Fahrzeugs dann geladen werden, wenn sich viel grüne Energie im Netz befindet. Zum Beispiel, wenn Wind und Sonne zur Verfügung stehen. Gleichzeitig will der Lader das Netz zu Spitzenzeiten entlasten. Dieser «Smarger» (smart charger) soll die Strombilanz also durch eine günstige Verteilung verbessern. Mittags und Abends, wenn am meisten Strom verbraucht wird, lädt er nicht – ausser der Nutzer besteht darauf, weil er sein Fahrzeug dann braucht.
Damit das klappt, ist das System flexibel: Es arbeitet in dem zeitlichen Spielraum, den der Nutzer ihm gibt. Je grösser dieser ist, desto ökologischer der Strommix. Das soll auch Teil des Geschäftsmodells werden. Stromnetzbetreiber wie die Schweizer Swissgrid vergüten sogenannte «Systemdienstleistungen» wie das Verteilen des Verbrauchs. SmargeTech könnte also dereinst Geld damit verdienen, das Autoladen zu steuern. Das liesse sich auch an die Kunden weitergeben, meint Stefan Deml: «Wer lange genug Zeit hat, kann sein Auto sogar kostenlos laden.»
Huhn-Ei-Situation
Technisch möglich machen soll das eine Softwarelösung, die Informationen zum Strommix sammelt, per Handynetzwerk mit dem Smarger spricht und eine Art «Ladefahrplan» berechnet. Dieser orientiert sich an der Stromsituation und daran, wann das Auto wie stark geladen sein muss. Die Gründer arbeiten an mehreren Prototypen und sind momentan dabei, diese testen. Neben dem Prototyping ist das Startup derzeit auf Investorensuche und betreibt Marktstudien. Für seine Idee hat das Team bereits zwei Preise eingefahren: Kürzlich passierte SmargeTech die erste Stufe bei venture kick, ausserdem wurden die Gründer von be.project ausgezeichnet.
Damit SmargeTech einen Markt haben wird, muss sich noch einiges bewegen. In der Schweiz gibt es bisher wenig Elektrofahrzeuge und kaum Lade-Infrastruktur – eine Huhn-Ei-Situation. Die Gründer sind sich aber sicher, dass dem hiesigen Markt eine Modellschwemme ins Haus steht und sich kommendes Jahr der Markt bewegen wird. Die Bedingungen seien ideal, so Stefan Deml. Die Schweiz habe kleine Distanzen und eine umweltbewusste und kaufkräftige Bevölkerung.
(Artikelbild: nrmadriversseat auf flickr.com, CC BY)