Preloved – der Onlinemarktplatz für Gebraucht-Mode ist offziell gestartet. Was ist dran am populären Modell?
Re-Commerce: Wer die neuesten Bewegungen im Onlinehandel verfolgt, ist bereits darauf gestossen: In der Branche wird derzeit viel Wirbel um Gebrauchtshopping gemacht. Das Wertversprechen ist dasselbe wie zum Start von eBay, Mitte der 90er. Einerseits winken Schnäppchen, andererseits verspricht Re-Commerce einen nachhaltigeren Umgang mit Konsumgütern, die ein zweites Leben erhalten, statt in der Tonne zu landen.
Neu ist, dass Nischenplayer eingesessene Branchenleader in einzelnen Sparten überholen wollen. Besonders in einer solchen Nische geht zurzeit die Post ab: Bekleidung. US-Startups wie Twice, Material Wrld, Threadflip und ihre Copycats haben in den letzten Monaten grosse Summen eingesammelt.
Trendthema Netzboutique
Die Zeitspanne, bis ein Startup-Trend auf die andere Seite des Ozeans gelangt, wird laufend kürzer. So sind auch hierzulande inzwischen mehrere Jungunternehmen mit solchen Konzepten unterwegs. Gemeinsam haben sie das Vorhaben, den privaten Kleiderschrank via Web zur Boutique zu machen. Schweizer Projekte sind die von drei Studentinnen lancierte App Armoire Au Revoir oder Fachion Comptoir aus dem Wallis. Prominentester Wettbewerber ist derzeit aber preloved aus Langenthal im Kanton Bern.
Hinter dem Projekt stehen Alessandro Casablanca und Silvan Flury, beide waren zuvor beim Shopping Club Fashion Friends tätig. Casablanca als Marketing Manager, Flury (der mit 18 sein erstes Unternehmen gründete) als Entwickler. Aus dieser Zeit kennen sie auch Business Angel Peter Schüpbach, der bis Anfang 2013 als CEO amtete und zuletzt rund einen Drittel der Anteile an Fashion Friends hielt. Schüpbach ist bei preloved als Investor der ersten Stunde an Bord. Mit wie viel Geld genau, wollen die Gründer nicht verraten.
Second-Hand, aber bitte schick
Die Re-Commerce-Welle wollen die Gründer mit Second-Hand-Mode reiten: «Vintage», also höherwertiges Gebrauchtes. Dabei zielt das Startup auf das mittlere bis hohe Preissegment. Dies helfe dabei, den Qualitätsstandard der Waren zu gewährleisten, sagen die Gründer. Der Fokus auf Höherwertiges leuchtet auch sonst ein, das Geschäftsmodell funktioniert über eine Kommission als Prozentsatz des Verkaufspreises. Dafür verzichtet preloved auf eine Angebotsgebühr wie man sie von eBay her kennt. Verkäufer müssen erst bezahlen, wenn sie einen Käufer gefunden haben. Ein Vorbild ist für Casablanca das US-Startup Threadflip. Das ist beim Design von preloved auch zu sehen – die beiden Dienste gleichen sich.
Service: Verkaufen lassen
Das Geschäftsmodell ist zweiteilig. Der Standard: Nutzer erfassen ihre gebrauchten Kleider oder Schuhe und versenden sie beim Verkauf selbst. Die Alternative ist, dass sie für einen Aufpreis den Logistik-Service des Startups nutzen. preloved bietet Nutzern nämlich an, ihre Waren einzusenden, worauf das Startup diese auf die Plattform stellt. Das Fotografieren und Beschreiben der Waren übernimmt dann preloved, ebenso den Versand an den Käufer. Dafür steigt die Verkaufskommission von 15 auf 40 Prozent. Zurzeit macht dieser «Concierge-Service» den Löwenanteil der Einsendungen aus. Die Gründer rechnen aber damit, dass der Standard-Verkauf längerfristig für den Umsatz wichtiger wird.
Preloved will in seiner Nische zur Hauptadresse werden. «Niemand will Vintage auf Ricardo kaufen», so CMO Casablanca. Der Modebereich habe ganz eigene Anforderungen und verdiene deshalb auch eine Nischenstrategie. Ein Webservice hier brauche niedrige Einstiegshürden, ein attraktives Design mit grossen Bildern, einfache Bedienung, einen Conveniencevorteil und einen Social-Media-affinen Auftritt.
Auch wenn die Idee nichts neues mehr ist, hier macht preloved alles richtig.