Unser Gastautor analysiert drei Optionen, in ein Startup einzusteigen und vergleicht Pro und Kontra.
Gastbeitrag von Alexander Mahr, Mitgründer MountainDayz
Ein Startup gründen – aber wie? Diese Frage stellt sich jeder Gründer am Anfang. Zumindest, wenn der Anstoss nicht von aussen kommt – manchmal entwickelt sich ein Startup ja aus dem Freundeskreis, einer Gruppe Kommilitonen oder unter Arbeitskollegen.
Und sonst? Vielleicht hat man das Studium schon lange hinter sich, im Freundeskreis steigt der Fokus auf Familienplanung und damit die Risikoaversion und startupfreudige Arbeitskollegen finden sich keine. Was tun, wenn alles in einem schreit: «Gründen – jetzt oder nie»? Dann hat man ein paar Optionen. Hier eine Analyse auf Basis meiner eigenen Erfahrungen:
1. Einem Team beitreten
Einem bestehenden Team beitreten kann man als Startup-Angestellter eigentlich immer. Nur: einerseits ist das Gehalt alles andere als üppig und eigentlich sucht man als Entrepreneur ja nicht eine Anstellung. Der Anspruch ist eher, ein Mitgründer zu sein. Es ist aber extrem schwierig, ein Startup zu finden, das a) sich gerade in der Gründungsphase befindet, b) das einen interessiert und c) dessen Gründungsteam eine Ressource fehlt, die exakt dem eigenen Expertenprofil entspricht.
Natürlich ist es nicht unmöglich – intensives Netzwerken führt eventuell zur einen oder anderen Möglichkeit. Die Bereitschaft des Teams, einem neuen Mitstreiter gleich einen fairen Unternehmensanteil zu geben, hält sich aber wahrscheinlich in Grenzen. Die beste Ausgangsbasis haben da wahrscheinlich Techies, da in Gründungsteams oftmals CTOs fehlen. Konkret gibt es sicherlich die Möglichkeit, für einen niedrigen zweistelligen Equity-Anteil dazu zu stossen, wenn man ein komplementäres Profil hat.
2. Mit einem Company Builder arbeiten
Junge Gründungswillige mit erster Berufserfahrung wenden sich oft an Company Builders. Es scheiden sich die Geister, ob das nun Entrepreneurship oder einfach Projektmanagement ist, denn die in Europa über-dominanten Company Builders setzen meist nur eigene Ideen oder anderswo existierende Geschäftsmodelle um. Ich selbst habe es auch erlebt, dass einem eine eigene Idee aus der Hand genommen wird – ich kann nur hoffen, dass das ein Einzelfall war.
Auch wenn es eine valide Option ist, mit einem Company Builder zu arbeiten – und Mentoring durch erfahrene Internetgründer quasi inbegriffen ist – gibt es ein paar Dinge zu beachten. Zum Beispiel haben Company Builder ein starkes Netzwerk. Daher ist es unwahrscheinlich, dass man sich dort von Anfang an in einem Kernteam wiederfindet. Angebote als «Entrepreneur in Residence», «Co-CEO» oder ähnliche Titel sind gängig. Während es bei kleinen Company Builders sein kann, dass man bis zur ersten externen Finanzierungsrunde ohne Gehalt arbeitet, bieten die grossen meistens eine niedrige einstellige Beteiligung und ein mittleres Gehalt. Da es hier nicht um Kreativität geht, sondern um Umsetzung, bevorzugen Company Builders meist Profile mit Erfahrungen in der Unternehmensberatung oder bei Investmentbanken.
Ich möchte nicht zu kritisch mit den Company Builders sein – ganz im Gegenteil: die strukturierte und konsequente Anwendung eines Innovationsprozesses ist bewundernswert. Die grossen Company Builders haben sicherlich einiges dazu beigetragen, dass sich in Europa ein florierendes Ökosystem gebildet hat. Ob einem aber das Anheuern bei einem Company Builder liegt, ist eine Typ-Frage.
3. Ein eigenes Team bauen
Diese beiden Optionen stehen dem klassischen «Königsweg» gegenüber: die eigene Idee mit einem eigenen Team umsetzen. Das braucht Zeit und meistens ist man nicht der einzige, der eine Idee verfolgt. Ein befreundeter Gründer, den ich sehr schätze, hat schon seit einiger Zeit sein Konzept fertig und bringt auch selbst die notwendigen Industriekontakte mit, um es umzusetzen. Er konzentriert sich aber zunächst darauf, das perfekte Team zusammen zu stellen. Die Vollständigkeit des Teams ist zentral, besonders bei Modellen, die Risikokapital erfordern.
Bei der Umsetzungszeit haben Company Builder sicherlich die Nase vorn. Bei der Vollständigkeit des Teams sicherlich die Option «Einem Team beitreten». Beide haben aber einen Nachteil gegenüber dem eigenen Startup: den Eigenkapital-Anteil. Wer die Rechnung machen will kann sich die «Total Cost of Equity Ownership» überlegen. Beim eigenen Startup winkt als Ausgleich für Risiko und Lohn-Durststrecken ein lukrativer Exit. Option eins und zwei verheissen dagegen einen geringen Anteil am Unternehmen – damit fällt auch der Payoff im Erfolgsfall deutlich magerer aus. Und das, obwohl man wie beim eigenen Startup das Risiko mitträgt. Zusammen mit einem niedrigen Gehalt sorgt das dafür, dass an als Startup-Angestellter oder Entrepreneur in Residence finanziell oft schlechter fährt als mit einem gut bezahlten Job anderswo in der Privatwirtschaft. Für mich war darum klar, dass ich mit einem eigenen Team starten wollte.
Es geht aber nicht nur um das grösste Exitpotential – es geht auch darum, die ganze Unternehmer-Erfahrung zu machen. Dazu gehört, ein Startup mit einem Team zusammen eigenverantwortlich aufzubauen. Denn für die eigene Idee brennt man immer heisser.
(Artikelbild: Patrick Tschudin auf flickr.com, CC BY)
Eine profunde Kenntniss eines Wirtschaftsbereiches und seiner Probleme, sowie eine dazu passende Lösung sind auch ein guter Anfang :)
Allerdings, das kann nie schaden. :)
Ihr habt so Recht mit dem heisser brennen für die eigene Idee. Man kann sich nur schwer mit etwas indentifizieren, das einem nicht gehört und fühlt sich schnell als bloßer Angestellter und kein Teil des Startups. Wenn man kann, sollte man immer selbst, zusammen mit ein paar Freunden, gründen.
LG
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