Neue Technologien verbreiten sich heute anders als früher: Startups umgehen die traditionellen Innovationszyklen und bringen Produkte schneller, gezielter und näher an die Kunden als je zuvor.

Welche Techtrends prägen die Startupszene aktuell? Im Folgenden unsere Einschätzung, die natürlich nicht vollständig sein kann.

Bottom-up statt trickle-down

Noch nie wurden Technologien so rasch angenommen wie bei Smartphones: Dass iOS- und Android-Geräte so schnell hundertmillionenfach verkauft werden und eine Technologien in diesem Tempo angenommen werden, gab es in der Geschichte noch nie. Wie Marc Andreesen, ein Silicon-Valley-Venture Capital-Veteran, zeigt, läuft das Ausrollen neuer Technologien generell anders als früher. Früher wurden diese erst für den professionellen Einsatz entwickelt, bevor sie bei den Konsumenten landeten. Der PC zum Beispiel entwickelte sich aus Workstations für Unternehmen mit riesigen Datenbeständen. Heutzutage hingegen werden Hightech-Produkte immer öfter direkt für Endverbraucher entwickelt. Bottom-up statt trickle-down, wie Andreessen es nennt.

Ein Grund dafür ist, dass die Technologiemärkte für Endverbraucher global sind. Ein anderer ist, dass Technologie immer emotionaler wird – und Verbraucher sich einfach etwas kaufen, weil sie es wollen.

Werben um die jungfräulichen Kunden 

Die schnelle technische Entwicklung führt zum «jungfräulichen Kunden», wie Trendwatching schreibt. Wir alle werden zu Kunden, die noch nicht alle neuen Technologien, Produkte und Marken kennen – denn das wird zunehmend schwieriger. Dafür versuchen wir aber gerne Neues. Wichtig für Firmen: Kennenlernen und Benutzen muss so leicht und einfach wie möglich geschehen können.

Einige Zahlen machen deutlich, warum wir fast immer und überall auf Neues stossen:

  • mehr als 19’000 neue Apps pro Monat meldet Apples App Store
  • Kickstarter hat 2012 mehr als 18’000 Projekte finanziert
  • in China wurden 2012 mehr als 1’200’000 Patente angemeldet

Wir leben in einer Welt des Neuen. Und wir als Kunden wollen das auch so. Wir wollen neue, überraschende, die Bequemlichkeit erhöhende Produkte und Geräte – unsere Freunde sollen staunen. Worauf müssen Startups achten? Biete deinen Kunden Produkte, die einfach sind, intuitiv bedienbar und Spass machen.

Daten sammeln

Ein weiterer Trend, der damit zusammenhängt, dass heutzutage fast jeder ein Smartphone hat: es lassen sich ganz leicht Daten sammeln. Bei Consumern führt das zu QuantifiedSelf: Persönliche Daten und ihre Auswertung sollen uns gesünder, aktiver, glücklicher und erfolgreicher machen. Immer mehr Daten, die miteinander kombiniert werden können, wecken aber auch die Begierden von Big Business: Einige Startups, die der Big Data-Welle folgen, haben sich grosse Ziele wie die Sanierung des westlichen Gesundheitssystems auf die Fahnen geschrieben.

Mieten ist besser als kaufen

Beispiel Auto: Früher wollten wir alle eins haben – und wer keins hatte, wurde beinahe ausgegrenzt. Heute spalten sich Autonutzer in zwei völlig unterschiedliche Profile: Die, die es wirklich noch brauchen und die urbane Bevölkerung, wo vor allem die Jüngeren die Anschaffung scheuen – und sich Autos immer öfter leihen statt sie zu kaufen. Mobility-as-a-Service ist im Kommen. Verkehrsinfarkt, hohe Anschaffungskosten und fehlende Parkplätze führen dazu, dass das eigene Auto in der Stadt keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Bei Startups ist dieser Umschwung von asset-heavy zu asset-light ein eigener Trend. Man kann sich heute eBooks leihen, oder Wohnungen (Housetrip) oder sogar nachbarschaftliche Geräte teilen. Wir zahlen lieber für die Nutzung, nicht für den Besitz. So können wir ein freieres Leben führen, weil wir die Dinge nicht immer um uns herum haben, sondern nur nutzen und bezahlen, wenn wir sie brauchen.

Co-Creation oder selber machen

Mittlerweile ist fast schon einfach, auf Kickstarter und co. Finanzierung für Ideen zu finden, sogar ohne Anteile abzugeben. Auf Quirky kann man neue Produkt-Ideen umsetzen, indem man sie vorschlägt, im Team entwickelt und dann an den Erlösen partizipiert: einfach, schnell und erstaunlich nützlich und hochwertig. Der Innovationsprozess rund um Lean Startup hat das Gründen von Unternehmen vereinfacht und hilft dabei, das richtige Problem für deine Kunden zu lösen – das spart Geld und Zeit. Und 3D-Drucker vereinfachen das schnelle Prototyping für neue Produkt-Ideen, so dass du mit Lean Startup-Ansätzen schnell herausfinden kannst, ob deine Kunden dein Produkt haben wollen, indem du es bei Kickstarter oder sonstwo im Web anbietest.

Das führt unweigerlich zu einer Welle neuer Produkte, weil ihre Entwicklung kaum noch Eintrittsbarrieren aufweist. Produktentwicklung wird demokratisiert – jeder kann das machen. Die nächste Welle rund um Startups und neue Produkten wird weniger mit Software als vielmehr mit Hardware zu tun haben. Das sieht auch die Autorin von Building a better beta so.

Weiterführende Links:

(Bild: Humphrey King auf flickr.com, CC BY SA)