Mila wagt sich mit einem Marktplatz für Dienstleistungen an ein besonders kniffliges Geschäftsmodell.
Das Vetrauen ist da: Insgesamt drei Millionen Franken stecken Technologie-Investoren, darunter Peter Zencke (vorher SAP) und Adrian Bult (vorher Swisscom und Avaloq) in das Webstartup Mila.
Mila ist ein Mikrojob-Marktplatz, ähnlich dem US-Startup Taskrabbit. Nutzer können auf der Plattform Dienstleistungen nachfragen oder anbieten, um sich etwas dazuzuverdienen. Die Idee ist, dass sich mittels dieser Kleininserate Personen aus der Umgebung finden, die direkt miteinander ins Geschäft kommen. Zum Beispiel für Jobs wie Hausreinigung, Rasenmähen oder Babysitting.
Ein Art Outsourcing innerhalb der Nachbarschaft also. «Shareconomy» nennt das Mila, und ortet «grosses Potential in einem sich dynamischen entwickelnden Markt», so Marketingleiter Jan Alther.
Überfüllter Markt
Was auf den ersten Blick nach einer zukunftsträchtigen Idee aussieht, hat bereits viele Gründer zum Verzweifeln gebracht.
Die Idee eines Dienstleistungsmarktplatzes ist nicht neu, Startups wie Taskrabbit oder Fiverr gibt es in den USA seit mehreren Jahren. Seither versuchten es auch etliche Adaptionen der Idee, darunter auch einige in Deutschland und der Schweiz, etwa YooFive, Fiveo, GigMich, Fünfi oder Fiverdeal. Der Mehrzahl gelang es nicht, eine kritische Masse an Nutzern zu gewinnen, sie gab auf. Am prominentesten scheiterte der 2011 von Hanse Ventures angeschobene Dienst Gigalocal, der laut deutsche-startups.de mit über zwanzig Festangestellten startete, um das Modell mit Ressourceneinsatz in Deutschland zu etablieren. Interne Querelen und fehlende Nutzer verhinderten das aber – das Startup hob nie ab. In den USA erhielt zuletzt Exec Beachtung, das sich aber nach kurzem auf Hausreinigung spezialisierte.
Trotz scheinbar einfacher Mechanik: Der Bau eines solchen Marktplatzes ist keine leichte Aufgabe. Das Mila-Team will es trotzdem versuchen und hofft, mit Reichweitenpartnerschaften genügend Traction für eine aktive Community zu erhalten. Laut Jan Alther ist man unter anderem mit Telkos im Gespräch.
Web und App
Die Kleinstjobs bei Mila lassen sich nach acht Kategorien erfassen; sie werden mit einer Google-Karte und zusätzlich in einem Pinterest-ähnlichen Design präsentiert. Die Plattform soll aber nicht allein auf dem Web genutzt werden, das Startup will demnächst Apps für iOS und Android nachliefern. Laut Jan Alther wird sich zudem das Aussehen der Website in den kommenden Monaten noch ändern. Zum Launch habe man erst einmal die Kernfunktionen bereitstellen wollen.
Zusätzlich zu den Dienstleistungen können Nutzer auch Produkte bei Mila einstellen. Das eröffnet dem Startup ein weiteres Einkommensmodell, macht aber die Plattform nicht unbedingt übersichtlicher. Neben Mikrojobs schleicht sich damit Produktwerbung auf die Übersichtskarte. Wer etwa die Kategorie «Schönheit und Gesundheit» durchforstet, bekommt auch mal Schinkenspeck im Ganzen angeboten. Solche Kinderkrankheiten wird das Mila-Team aber sicherlich noch ausbügeln.
Mila ist ein Spin-Off des Softwareunternehmens Coresystems. Die 2002 gegründete und mittlerweile über 100 Mitarbeiter starke Firma entwickelt ERP-Anbindungen für SAP und Dynamics. Coresystems-Gründer und CEO Manuel Grenacher leitet auch Mila. Mila startete bereits im März 2012, verfolgt damals aber eine völlig andere Idee: Mila sollte eine Business-App werden, eine Art «Mini-ERP-System für Kleinstunternehmer», wie Coresystems in einer Pressemitteilung angekündigte. KMU sollten damit ihre Administration managen.