Die soeben gestartete Mobile-App talkbits möchte Sprachnachrichten zum Durchbruch verhelfen. Ortsbasierte Chatfunktionen sollen Wettbewerber wie Facebook auf Distanz halten.
Zurzeit schwirrt so viel mobile Kommunikation durch den Äther wie nie zuvor. Immer weniger davon läuft über die klassischen Kanäle wie Telefon und SMS, stattdessen haben Skype, Facebook, WhatsApp und andere Stück für Stück Teile des Kuchens ergattert.
Talkbits hat auch Appetit auf den Mobile-Markt. Dafür setzt das im März 2012 gegründete Startup auf Sprachnachrichten. Und liegt damit im Trend: Zum Jahresanfang stellte Facebook Voice-Messaging vor und weitere Nachrichten-Services sind dabei, die Idee zu popularisieren. Talkbits ist eine Mobile-App für Android und iPhone, die wie ein Walkie-Talkie funktioniert, quasi ein WhatsApp für Voice-Messaging (Erklärvideo). Nutzer sparen sich das Tippen und können ihren Freunden statt Text- Sprachnachrichten schicken. Sprache ist laut den Gründer persönlicher, einfacher und intimer als Text. Push-Nachrichten seien ausserdem praktischer als Live-Chats, zum Beispiel für Menschen in verschiedenen Zeitzonen. Für diese seien bestehende Dienste wie Skype, Facetime oder Google-Hangouts oft schwierig zu nutzen.
Ortsbasiert Chatten
Neben dem Hinterlegen von Nachrichten an Freunde hat talkbits eine Kennenlern-Komponente. Vorstellen kann man sie sich wie einen Chatraum, der an einen bestimmten Ort geknüpft ist. Nutzer können solche Räume (in der App heissen sie «Channels») eröffnen und dann öffentliche Nachrichten hinterlassen. Zum Beispiel in einem Café oder Park.
Dass Facebook seit einigen Wochen Sprachnachrichten anbietet, ist für die Gründer kein Grund zur Sorge. «Ich sehe das als proof of concept,» sagt CEO Olga Steidl. Ausserdem helfe es dabei, die Idee zu etablieren, die bisher noch nicht sehr verbreitet sei.
Schweigsame Schweizer
Die Gründer haben die talkbits-App diese Woche in den USA und Grossbritannien gelauncht. Im Rest der Welt ist sie zwar auch verfügbar, aber noch nicht mit allen Funktionen. So können sich Schweizer zwar bereits Nachrichten schicken, aber noch keine lokalen Chats eröffnen. Laut Olga Steidl, die talkbits von Zürich aus leitet, ist das Teil der Launchstrategie: «Wir wollen in jedem Land zuerst eine Nutzerbasis aufbauen, bevor wir die App richtig starten.» Nächstes Land werde vermutlich die Türkei. In den deutschsprachigen Ländern hingegen sei vorerst kein Start geplant. Grund ist die Beobachtung, dass hierzulande die Leute ungern öffentliche Sprachnachrichten posteten, laut Olga Steidl wohl ein kultureller Unterschied. In den Chats würden die Nutzer zum Lauschen neigen statt sich aktiv zu beteiligen. Talkbits will sich auf gesprächigere Zielmärkte konzentrieren.
Nach einer Finanzierungsrunde über zwei Millionen Dollar im Oktober 2012 wird talkbits derzeit von einem internationalen Team entwickelt. Die Technik sitzt zusammen mit CTO Oleg Nevstruev (vorher bei Kaspersky) in Moskau, verschiedene Country-Manager sind über den Globus verteilt. Das Geschäftsmodell ist noch nicht in Stein gemeisselt. Laut Olga Steidl soll es zweiteilig sein. Zum einen werde es eine Bezahlversion der App mit zusätzlichen Funktionen geben, zum anderen ein B2B-Angebot, bei dem Gerätehersteller und Mobilfunkanbieter eine angepasste Version von talkbits für ihr Publikum erhalten.