Haben Sologründer eine Chance oder sollten sie von Beginn an ein Team ins Boot holen? Wir schauen uns die Pros und Contras an.
Wir haben’s selber schon gesagt: wir halten Team-Gründungen für aussichtsreicher. Aber es gibt auch erfolgreiche Solo-Gründer. Welcher Weg ist besser?
Pro Team-Gründung: Schweinehund bezwingen
Fürs im-Team-gründen spricht der psychologische Gruppendruck. Das ist wie beim Joggen: nehmen wir an, ich will meine Gewohnheiten ändern, um abzunehmen, und fange nun mit dem Joggen an. Wenn ich das alleine mache, finde ich schnell viele Ausreden. Insbesondere um sechs Uhr morgens fallen mir Millionen davon ein. Wenn ich mich aber mit jemandem zum Joggen verabrede, nützen mir meine eigenen Ausreden nichts: ich habe mein Wort gegeben, und die andere Person wird enttäuscht sein, wenn ich nicht in Laufklamotten am Treffpunkt stehe. Also verfluche ich mich, meine Joggingpartnerin – und stehe pünktlich am Treffpunkt. Für sie gilt wahrscheinlich dasselbe.
Aber: Wir haben uns gegenseitig motiviert, uns anzustrengen. Das ist ein grosser Vorteil beim Gründen im Team.
Pro Team-Gründung: kreativer, schlauer, produktiver
Teams mit heterogenen Hintergründen der einzelnen Mitglieder sind kreativer, verfügen über mehr Wissen verfügen und leisten als Gruppe mehr als die Summe der Individuen. So zumindest die Ergebnisse von Untersuchungen über Kreativität und Hot Groups. Ich habe darüber mal meine Master Thesis geschrieben: Making Team Work more creative. Gut zusammengesetzte, reibungslos funktionierende Teams schlagen Einzelkämpfer immer.
Kontra Team-Gründung: Streit und Diskussionen
Der entscheidende Passus beim letzten Satz ist «gut zusammengesetzt, reibungslos funktionierend». Alle Teams durchlaufen Tuckmans Team-Building-Phasen:
- forming – das Team findet sich zusammen, allen macht es Spass, obwohl man in dieser Phase kaum etwas erreicht
- storming – die Aufgaben und Rollen im Team werden eingenommen, oft geht es laut zu und die Team-Mitglieder streiten sich dabei – und es gibt viele Sätze mit «ich»
- norming – die Rollen werden akzeptiert, es werden Wege gefunden, Streit zu vermeiden oder zu klären – uns es gibt viele Sätze mit «wir»
- performing – die Gruppe wird zum Team, die Produktivität steigt, Aufgaben werden erledigt
Pro solo: Erfolgsbeispiele
Es gibt einige bekannte Startups, die solo gegründet wurden. Jen von Softwaresmitten.com hat eine Liste von Beispielen für erfolgreiche Solo-Gründungen zusammengestellt, u.a.:
- Pierre Omidyar von eBay
- Jeff Bezos von Amazon
- Sam Walton von Wal-Mart
- Giacomo Guilizzoni von Balsamiq
- technisch gebildet
- produktorientiert
- mit vielen Kontakten in der Startup-Szene
- mit ausreichend eigenem Geld ausgestattet
Pro solo: Ich bin ein Kontroll-Freak!
Wessel Kooyman weist auf einen weiteren Grund hin, warum Solo-Gründen der einzig mögliche Weg sein kann: Du bist und bleibst ein gnadenloser Kontrollfreak. Du kannst einfach nicht loslassen, und willst alles selber machen, weil du anderen misstraust, die Dinge ordentlich hinzukriegen. Weitere Vorteile: Du kannst alles jederzeit alleine entscheiden, worauf wir auch schon einmal hingewiesen haben. Du musst dafür aber alles alleine umsetzen und verantworten, wenn es in die Hose geht.
Fazit: Gut funktionierende Teams sind besser
-Aber nur, wenn sie gut funktionieren. Solo gründen solltest Du nur, wenn du die Voraussetzungen dazu erfüllst und Kontrolle schätzst. Dann bist du aber besser dran als in einem schlecht funktionierenden Team.
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Der Internetboom war ein gutes Beispiel. Bis 1998 wuchsen viele Internetfirmen unabhängig davon, ob sie von Teams oder alleine geleitet wurden. Ab ca. 1998 änderte das Spiel. Es waren dann vor allem Team-Firmen, die die Schritte von 20, 40, 60 und mehr Mitarbeiter erfolgreich nahmen. Blickt man 20 Jahre nach dem Boom auf die Branche, sind in den Top-Ten nach Mitarbeiterzahl der Schweizer Internetfirmen einzig und alleine Team gegründete Firmen zu finden.
Bedeutet Team auch immer Erfolg? Dieser Umkehrschluss darf nicht gemacht werden. Als der grosse Crash im Jahr 2001/2002 kam, hat es wohl mehr Teams weggefegt, als Einzelkämpfer.
Letztlich ist es immer eine Frage, was will der Inhaber und da gibt es durchaus auch gute Gründe, „alleine“ als Chef zu bleiben.
Eine gegenseitige Befruchtung – sofern die Partner sich auf gleichem Niveau bewegen – bringt im Stadium der Unternehmensgründung sicher einen Vorsprung gegenüber dem Einzelkämpfer.
Ganz anders sieht die Situation jedoch aus, wenn nach der Gründungsphase die ersten existenziellen /substanziellen Hürden zu nehmen sind.
Oft kommen dann unerwartete Charaktereigenschaften zum Vorschein, die die Unternehmung zum Scheitern verurteilen.
Da bin ich doch lieber Solo-Unternehmer und bestimme den Kurs selbst – mit motivierten Mitarbeitern an meiner Seite.
Social Entrepreneurship Blog by seif