Trotz guter Zahlen kennt die Video-on-Demand-Plattform Viewster bisher kaum jemand namentlich. Nun will das Startup wachsen – mit einer komplett anderen Idee als zu Beginn.
Für die Viewstergründer war 2012 ein gutes Jahr. Der Dienst verbuchte ein Wachstum von 700 Prozent, insgesamt liefert Viewster heuer eine Milliarde Videos aus. Viewster ist eine Video-on-Demand-Plattform, die Filme übers Internet schauen lässt. Über den Browser oder mobile Geräte können Kunden Filme leihen, kaufen oder kostenlos ansehen.
Das Zürcher Unternehmen ging bereits 2007 an den Start. Die Gründer hatten damals aber noch andere Pläne: Jörg Boksberger und Kai Henniges starteten die Diva AG als Dienstleister für digitale Inhalte. Wer Filme online bringen wollte, konnte das rundum von der jungen Firma managen lassen, von der Digitalisierung bis hin zum Hosting und Streaming übers Internet.
Dann entschied man sich aber für eine Evolution beim Geschäftsmodell. Diva nutzte das erworbene Wissen und seinen Draht zu Filmverleihern und wurde wieder zum Startup. Das Unternehmen erfand sich neu, mit neuem Namen und neuem Zielmarkt.
Viewster fokussierte auf die Endkunden. Zunächst damit, im Gefolge der ersten Smart-TVs für die Hardwarehersteller Apps zu bauen, mit denen die Filme aus der Telefondose direkt auf den Bildschirm rauschen. Das für Hersteller wie LG, Loewe, Philips oder Samsung.
Mitte 2011 ging Viewster weiter auf die Kunden zu und brachte seine Webplattform online; eine Site, die das Filmeschauen auch via Browser erlaubte. Dieser Kanal unter eigener Flagge entwickelte sich schnell zum wichtigsten Standbein.
Unter dem Radar
Trotzdem flog Viewster weiterhin mehr oder weniger unter dem Radar. Die Marke wurde nicht beworben, kaum PR und lediglich Google-Anzeigen setzte das Unternehmen ein, um Besucher auf die Seite zu bringen. Jetzt will das «Wieder-Startup» erstmals eine PR-Strategie auf die Beine zu stellen. Dazu holten sich die Gründer einen anderen Startupper ins Haus. Tilman Eberle, vorher seit 2008 bei Doodle, leitet seit November das Marketing. Getestet wird unter anderem Marketing via Facebook. Die eigens erstellte Filmquiz-App Qster soll dabei helfen, für Viewster viral Aufmerksamkeit zu generieren.
Hiesige Anbieter von Video on Demand fokussieren auf den Heimmarkt. Viewster findet seine Kunden laut Eberle primär international. Die Hauptmärkte sind die USA, Westeuropa und Südostasien. Dabei hat das Geschäftsmodell ein klares Hauptstandbein: Kostenloses Schauen mit Werbeeinblendungen. Ein Teil der Filmsortiments ist gratis und anzeigenfinanziert sehbar – das heisst, ein Werbespot vor Beginn und einer in der Mitte des Films. Die Gratisfilme sind für das seit Anfang Jahr profitable Unternehmen die wichtigste Einnahmequelle. Das macht Sinn, ist doch Gratisstreaming eine Möglichkeit, sich von grossen Konkurrenten wie iTunes abzuheben.
Nun will Viewster auf allen Fronten zulegen, beim Filmangebot, dem Ausbau der Plattform und der Stickyness. Dazu schliesst das Startup weitere Partnerschaften mit den Inhabern von Filmrechten und fügt neue Kanäle hinzu, zuletzt mobile Apps für Android und iOS.
Viewster startete fast zeitgleich mit einem Schweizer Konkurrenten, der ebenfalls aus der Startup-Position heraus das Marktfeld aufzurollen versuchte. Das 2006 gegründete Acetrax wurde Ende April 2012 vom britischen Medienunternehmen BSkyB übernommen.