Ein halbes Jahrzehnt gibt es die Förderinitiative – Zeit für ein Zwischenfazit.
Fünf Jahre sind in der Startup-Szene, wo Tempo zählt, eine Ewigkeit. Passend dazu wirkt das 2007 lancierte Startup-Förderprogramm venture kick, als als präge es die Schweizer Startup-Szene schon viel länger. Dafür spricht nicht nur die Anzahl von Jungunternehmen, die das Coaching durchlaufen haben: 247. Am gestrigen Jubiläumsevent wurde die Bilanz der Initiative präsentiert, die für High-Tech-Startups zu einem Grundpfeiler der Jungunternehmerförderung hierzulande geworden ist.
Operativ betreut wird der dreistufige Wettbewerb mit einem Preisgeld von maximal 130’000 Franken vom IFJ, finanziert wird venture kick über sechs Stiftungen und ein Privatunternehmen. Dass man ausschliesslich privates Geld einsetzt, ist laut Pascale Vonmont vom Strategierat ein entscheidender Vorteil: «Daher kann sich venture kick erlauben, vielversprechende Potentiale zu fördern und dabei hohe Risiken zu tragen.»
Anders als bei rein geldorientierten Gründerpreisen steht bei venture kick im Vordergrund, dass Startupprojekte dazulernen. Deshalb kürt die Jury keine Momentaufnahmen, sondern urteilt auch über den Fortschritt, den die Gründer im Coaching machen.
venture kick in Zahlen
Programme sind abstrakte Dinge, fassbar werden sie nur mit Zahlen. Davon gab es am Jubiläumsevent eine Menge zu sehen. Das kann venture kick nach fünf Jahren ausweisen:
- 247 Startup-Projekte
- 192 gegründet Unternehmen, von denen 181 noch existieren
- die unterstützten Startups stehen für 1’600 geschaffene Jobs
- 9 Millionen Franken ausgeschüttetes Startkapital (à fonds perdu)
- die Startups erreichten rund 300 Millionen Franken Finanzierungsvolumen
- sechs Startups, die je über zehn Millionen Franken Investments eingefahren haben
Auf der ersten, jährlichen Rangliste der 100 besten Startups, das von einem breiten Expertenjury gekürt wird, fanden sich 48 Kandidaten von venture kick.
Wichtiger als alle Zahlen dürften aber die Geschichten sein, die die Teams dieser Startups zu erzählen haben. Eine Zielsetzung sei denn auch, so Beat Schillig vom IFJ, potentielle Gründer um Verlassen der persönlichen «Comfort-Zone» und zum Umsetzen ihrer Geschäftsideen zu motivieren. Für viele Hochschulabsolventen sei Gründen zunächst einmal ungewöhnlich, risikobehaftet und wenig naheliegend. Hier hat das Programm zusammen mit den Kursen der venture challenge Aufbauarbeit geleistet.
Das zeigten auch die persönlichen Botschaften am Event. Es gab Grussworte von Investoren, Startups und Förderbeauftragten.
Bedeutung für das Startup-Ökosystem
Für Florian Schweitzer, Partner bei b-to-v, ist venture kick «das beste Programm, das ich je gesehen habe». Besonders wertvoll für Diego Braguglia, Jurymitglied und Partner bei VI ist, dass Startups bei venture kick schnelles und vor allem ehrliches Feedback erhielten. Und wer präsentiere sei letztlich ein Gewinner, auch wenn er ohne Preisgeld nach Hause gehe. KTI-Präsident Walter Steinlin meinte, er sei ein wenig neidisch, nur in der Rolle der «Stief-Paten» da sein zu dürfen und US-Botschafter Donald S. Beyer lobte den Leistungsausweis von venture kick. Zu diesem gehört auch der Wert für das Startup-Ökosystem: das Programm mache interessante Startups für Investoren schon in ihrer Frühphase sichtbar und sei die effizienteste Art, aussichtsreiche Kandidaten zu finden, so Redalpine-Partner Nicolas Berg.
Jan Lichtenberg und Arnaud Bertrand, die CEOs von Insphero und Housetrip haben mit ihren Startups das Förderprogramm durchlaufen. Laut Arnaud Bertrand kam das Preisgeld gerade zum richtigen Zeitpunkt, um die Entwicklung der Webplattform zu beschleunigen. Für Jan Lichtenberg stand das Coaching im Vordergrund, die Hilfe bei der Kundengewinnung und Investorensuche. Motivation und Ausbildung seien der wichtigste Beitrag zur Startup-Förderung, mehr noch als finanzielle Starthilfen: Ein Unternehmen zu gründen sei eine letztlich eine Herzensfrage: «Entweder es ist Liebe oder nicht.»