Stablish.me ist das Resultat des HSG-Projekts Design Thinking Startup. Nun stellen die Gründer ihre gespannt erwartete Produktidee vor.
Zuerst das Geld, dann die Idee: stablish.me ist ein Startup, das am Reissbrett entstand. Zehn Monate hat das Team dafür Zeit – los gings Ende 2011, im Oktober soll das Produkt am Markt sein.
Kern dieses HSG-Projekts ist ein Startup-Experiment: Ein gecastetes Gründerteam, ausgestattet mit Startkapital und einer AG als Firmenmantel, sucht sich eine Geschäftsidee und baut daraus ein Jungunternehmen. Vorgehen soll es dazu methodisch, mit Hilfe von Design Thinking. Das ist eine Art strukturierter Ideenfindungsprozess, der an der Universität Stanford entwickelt wurde. Dabei wird möglichst kreativ und nutzerorientiert nach Lösungen für bestehende Probleme gesucht.
Das Team, das (zwei der anfänglichen fünf Mitglieder stiegen aus) aus Benedikt Escher, Dominik Zünd und Fabio Carlucci besteht, ist nach der Kreativphase nun voll für das Unternehmen engagiert. Dafür haben sie sogar ihr Studium pausiert.
Mein Netzwerk beschreibt mich
Das Team setzt für seine Geschäftsidee auf das Bedürfnis, Anerkennung auszudrücken und die eigene Wahrnehmung durch andere greifbar zu machen.
Beides zusammenbringen soll stablish.me, eine Webplattform, deren Nutzer sich gegenseitig Eigenschaften und Fähigkeiten zuschreiben. Das passiert mit sogenannten Badges (Abzeichen), die Nutzer ihren Kontakten ans virtuelle Revers heften. Zum Beispiel: „networking“, „ambitious“ oder „psychology“. Das Fremd-Bewerten soll für ehrliche Zuschreibungen sorgen und aus einer Vielzahl von Aussagen ein akkurates Bild jedes Kandidaten generieren.
Kern: Freemium-Modell
Die Plattform wird es in zwei Versionen geben, zum einen in einer kostenlosen Variante, die allgemein zugänglich ist. Zum anderen bieten die Gründer eine Premium-Lösung an, die Firmen als Feedback- und HR-Werkzeug für ihre Belegschaft einsetzen können. Auf Letztere setzt stablish.me als Geschäftsmodell und will das Produkt in einem Pilotprojekt mit einem Unternehmen weiter entwickeln.
Angedacht ist eine Software-as-a-Service im Stil von Yammer, aber fokussiert auf Skill Management und das Aufspüren von Fähigkeiten innerhalb eines Unternehmens.
Knackpunkt Mechanik
Obwohl der Launch nicht mehr weit entfernt ist: Es gibt noch einiges zu tun. Vor allem die Grundmechanik scheint noch nicht komplett durchdacht. Wo liegen die Anreize, die Nutzer zum kontinuierlichen Verschenken von Badges bewegen? Auch mangelt es an einem Mechanismus, der dafür sorgt, dass die gegenseitigen Bewertungen auch ehrlich sind. Und das bisherige Badge-System wirkt grobmaschig angesichts der spezialisierten Fähigkeiten, die am heutigen Arbeitsmarkt zählen.
Zurzeit tüftelt das Team an Möglichkeiten, Manipulationen des Badge-Systems durch gefälschte Profile im Vornherein zu verhindern. Das Problem wenig aussagekräftiger Auszeichnung stellt sich aber schon vorher, ohne dass es kriminelle Energie dazu bräuchte. Zum Beispiel dann, wenn sich Kollegen gegenseitig alle vorteilhaften Badges zuschanzen.
Fabio Carlucci verweist hier auf die Transparenz der Bewertung als Gegenmittel: In einer Timeline ist für alle Nutzer ersichtlich, wer welche Badges verleiht und erhält. Gleichzeitig sei die Anzahl an Badges, welche vergeben werden können, begrenzt. Und er verspricht, dass künftig ein «Algorithmus die Validität des Systems sichern und die Relevanz zusätzlich erhöhen» soll.
Anklopfen bei Investoren
Laut Fabio wird zurzeit das Feedback des letztwöchigen Investorenevents verarbeitet. Im Oktober soll stablish.me in einer voll funktionstüchtigen Version online gehen und der Firmenpilot im Gang sein.
Die technische Entwicklung der Plattform hat das Startup ausgelagert, programmiert wird in Ungarn, designt in Polen. Mit den 100’000 Franken Startkapital seien die Kosten bis zum baldigen Start gedeckt, so Fabio Carlucci. Für Marketing und Weiterentwicklung ist stablish.me aber wieder auf der Suche nach Geld. Bis in zwei Monaten möchte man eine Kapitalerhöhung um 100’000 – 250’000 Franken über die Bühne bringen. Diese wird wieder per Crowdfunding durchgeführt, unter investors.stablish.me. In den ersten 24 Stunden kamen bereits Zusagen über 35’000 zustande, so die Gründer.
Ich habe ein wenig den Eindruck, dass die Idee bzw. das Konzept hier nicht richtig verstanden wurde.
Ah, ja?
Inwiefern denn?