Häufig sorgen falsche Wachstumsstrategien und eine ungünstige Teamzusammensetzung für Misserfolg bei Neugründungen. Sichere Rezepte dagegen gibt es trotz immer neuer Untersuchungen nicht.

Der «Tod» bei einem Startup tritt dann ein, wenn das Geld ausgeht. Was sich aber hinter diesem stets gleichen Endstadium an einzelnen Ursachen verbirgt, bleibt dem Beobachter von aussen meist verborgen.

Was es gibt, sind Einblicke in spannende Einzelfälle. Niemand hat bisher einen vertieften Überblick in genügend Startups, um daraus eine aussagekräftige Datenbank von Startup-Krankheiten zu zimmern. Am nächsten dran ist vielleicht das Team des Startup Compass und des Startup Genome Projects. Sie sammelten zunächst über eine Umfrage, später über ihre Dashboard-Lösung eine Menge Informationen über die Entwicklung von Jungunternehmen; über 6’000 Datensätze sollen es mittlerweile sein (3’200 flossen in die Auswertung ein).

Dabei ist zu beachten: Es sind alles Tech-Startups und hier ist, US-typisch, alles ein paar Nummern grösser: Die eingesammelte Finanzierung, die ausgewiesenen Kundenzahlen, die Bewertungen der Unternehmen. Zudem zielt die Untersuchung nur auf wachstumsorientierte Unternehmen.

Falsches Wachstum als Killer?

Neben dem Versuch, daraus ein Liste von best practices für erfolgreiches Gründen zu gewinnen, ist eine Hauptthese entstanden, die sich mit dem verfrühten Ableben von Startups befasst. Diese ist interessant, aber auch eine grobe und etwas gefährliche Vereinfachung: Die Untersuchung versteift sich auf «premature scaling», also verfrühtes Skalieren eines Startups (siehe Infografik unten).

Dabei geht es um die Diagnose, dass viele Startups ihr Wachstum künstlich anfachen, ohne eine entsprechende Kundennachfrage zu haben. Das bedeutet etwa das Einstellen zusätzlicher Sales-Leute, ohne ausreichende Rechtfertigung. Letztlich haben diese gemäss Studie «inkonsistenten» Startups gemeinsam, dass einzelne Bereiche wie Team, Produkt, Finanzen und Nachfrage sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten entwickeln und nicht aufeinander abgestimmt sind.

Warnungen statt Rezepte

Die Studie liefert keine Rezepte gegen Startup-Fehlschläge und bleibt in ihren Feststellungen allgemein – so arbeiten die inkonsistenten Jungunternehmen weniger effizient; sie schreiben mehr Code und der Aufwand für die Akquise eines Kunden ist grösser. Dabei wird aber nicht klar: Ist das Ursache oder Wirkung? Sind es im Einzelfall nicht sehr individuelle Gründe, die einen Missverfolg verursachen? Vielleicht lässt sich hier das bekannte Tolstoi-Zitat angepasst zum Einsatz bringen:

Alle erfolgreichen Startups sind einander ähnlich; aber jedes scheiternde Startup scheitert auf seine besondere Art.

Insofern: Wirklich erhellende Erkenntnisse findet man hier nicht. Auch das kürzlich erschienene Buch The Founder’s Dilemmas (Affiliate-Link), in dem der Autor häufige Gründerfehler wie falsche Teamzusammensetzungen analysiert, kann niemandes Erfolg garantieren. Nimmt man diese Resultate aber her zur Sensibilisierung, verdeutlichen sie, welche Fallstricke beim Aufbau eines Jungunternehmens lauern und liefern Alarmzeichen, die helfen, Fehlentwicklungen früher zu erkennen.

 

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