Feedback und Daten sind der Schlüssel einer kundennahen Produktentwicklung. Aber wo beschafft man sich die nötigen Teilnehmer?
Kürzlich haben wir für unser Interview mit dem Lean-Startup-Evangelisten Eric Ries nach Leserfragen gesucht. Eine betraf das Entwickeln mit Feedback: Wie schafft man es, ein Produkt an Kundenbedürfnissen auszurichten, wenn man nicht an genügend Nutzer herankommt? Denn bei zu wenigen Testern drohen wenig repräsentative Resultate; man entwickelt vielleicht am eigentlichen Kundenbedürfnis vorbei.
US-Startupper Dan Shapiro hat sich intensiv mit diesem Problem beschäftigt. Dylan Tweney von VentureBeat hat den Gründer von Sparkbuy und Ontela und Startup-Investor darum nach Ratschlägen gefragt.
Marktforschung als Basis
Shapiro testete bei verschiedenen Gelegenheiten seine Konzepte auf Herz und Nieren, da er nach eigener Aussage skeptisch wird, sobald ihn eine Idee zu sehr begeistert. So ging seiner Entwicklung eines neuen Onlineshops für Notebooks eine intensive Marktforschung voraus. Er informierte sich per Umfrage bei potentiellen Kunden, nach welchen Kriterien sie einem Freund, der ein Wunsch-Notebook für sie einkaufen müsste, dieses beschreiben würden. So sammelte er auf effektive Weise umfangreiche Daten darüber, was für Kunden beim Aussuchen eines Computers wirklich zählt.
Die Fragen dazu kombinierte er mit typischen Statistiker-Fragen, um die Teilnehmer demografisch einordnen zu können und die Wünsche Zielgruppen zuzuordnen. Mit dieser Kombination liessen sich die Beratungsfunktionen des Onlineshops entwerfen.
Aber wie kam Shapiro zu seinen Umfrageteilnehmern? Simpel: Er kaufte sie ein.
Umfragetool Mechanical Turk
Hiesige Marktforschungsinstitute sind für Startups kaum erschwinglich. Eine kostengünstige Alternative, die sich ohne viel Aufwand nutzen lässt, sind Crowdsourcing-Plattformen à la Mechanical Turk. Mechanical Turk (benannt nach einem angeblichen Schachautomaten) ist ein bereits 2005 gestarteter Dienstleistungsmarktplatz von Amazon. Hier können Aufgaben und Jobs ausgeschrieben werden, die sich für die Auslagerung eignen. Denn als entlöhnter Job lässt sich auch das Ausfüllen von Umfragen anbieten, zum Beispiel mittels LimeSurvey.
So taugt das Tool laut Shapiro für alle möglichen Marktforschungsvorhaben und Usertests, wobei in der Natur der Sache liegt, dass es sich besser für B2C-Produkte eignet, besonders wenn diese weniger komplex sind. Die geringen üblichen Preise machen es einfach, mit einem Stundenlohn von Umfrageteilnehmern unter 10 Dollar auszukommen. Somit sind auch umfangreiche Fragebögen erschwinglich. Die statistische Brauchbarkeit liege nicht tiefer als bei anderen Erhebungsmethoden, so der Gründer.
Bisher ist Mechanical Turk theoretisch nur innerhalb der USA nutzbar. Neben leicht googlebaren Kniffen, um die Plattform dennoch zu verwenden, bieten sich Alternativanbieter wie Appen an. Diese können zum Teil auch auf die Nutzer von Mechanical Turk zurückgreifen.