Ein Shopping-Portal mit Fokus Organisationen zeigt mit einem cleveren Geschäftsmodell, dass Innovationen im E-Commerce manchmal nicht da liegen, wo man sie erwartet.
Man ist manchmal versucht zu denken, dass im umkämpften E-Commerce-Sektor keine auch nur halbwegs neuen Ideen mehr möglich seien. Shariando, beheimatet im appenzellischen Teufen, beweist das Gegenteil.
Das Startup kombiniert ein Rabattmodell mit dem Ansatz, Organisationen eine zusätzliche Finanzierungsquelle zu verschaffen, die sie von einzelnen Geldgebern unabhängiger macht. Die Idee entstand aus einer persönlichen Erfahrung von Mitgründer Willy Graf. Er engagiert sich für einen Verband, dessen Hauptsponsor eines Tages unvermittelt absprang. Das stellte den Verband urplötzlich vor finanzielle Schwierigkeiten.
Das inspirierte die Gründer zu einem Shopping-Club mit Vereinsfokus. Entstanden ist eine Geschäftsidee, die es Organisationen ermöglicht, ihre Einkünfte ein wenig zu diversifizieren – und natürlich Schnäppchenjäger anzieht.
Cashback statt Rabatt
Shariando leistet das mit einem Cashback-Modell. Das Konzept ist einfach: Shariando hat Partnerschaften mit einer Reihe von Onlineshops. Mitglieder der registrierten Vereine können hier vergünstigt einkaufen, das heisst, sie bekommen für ihre Käufe einen Teilbetrag rückerstattet (Cashback). Der jeweilige Verein oder Verband erhält ebenfalls eine prozentuale Vergütung für jeden Einkauf. Dazu drittelt Shariando die Provision, die das Unternehmen von einem Shop für einen Einkauf erhält: Einen Teil behält Shariando, einen Teil erhält der Kunde und der Rest fliesst an den Verband.
Je nach Abmachung mit der Organisation ist das Verhältnis zwischen Cashback und Vereinsprovision variabel. So können die Mitglieder ihren Verein stärker unterstützen oder dieser kann ganz auf den Zustupf verzichten und den Cashback seinen Kunden zur Gänze als «fringe benefit» weitergeben.
Hinter Shariando stehen Samuel Steiner und Willy Graf, gegründet haben sie Shariando mit eigenem Geld, inzwischen sind drei private Investoren an Bord. Die Idee enstand 2009, die Umsetzung begann Anfang 2010. Seit Herbst 2011 ist Shariando online und hat bereits Einkäufe im sechsstelligen Bereich vermittelt und eine Kundenzahl im höheren vierstelligen Bereich gewinnen können, so Samuel. Der 24-jährige macht zurzeit seinen Master an der HSG. Mehr als 100 Onlineshops und Dienstleister hat Shariando mittlerweile an Bord, vom Elektronikhändler über den Schuhshop bis hin zur Partnerbörse.
Durchdachtes Anreizsystem
Das Geschäfts- und Vermarktungsmodell von Shariando fusst zentral darauf, Anreize für alle beteiligten Parteien zu schaffen:
- Shops erhalten einen Performance-orientierten Marketingkanal mit transparenten costs per sale und ohne Fixkosten,
- Vereine generieren zusätzliche Einkünfte und können ihren Mitgliedern Vorteile offerieren,
- Kunden erhalten Rabatte auf ihre Einkäufe
Der Nutzen für die Vereine bringt Shariando in die komfortable Position, das Marketing an diese auslagern zu können. So promoten Organisationen Shariandos Angebote den Mitgliedern gegenüber. Die Gründer beschränken sich darauf, die Vereine an Bord zu holen und sie beim Bewerben der Angebote zu unterstützen. Damit habe man bisher gute Erfahrungen gemacht, ausserdem ist laut Samuel die persönliche Ansprache durch den eigenen Verein effektiver als konventionelle Werbung.
Wer übrigens denkt, Vereine und Verbände seien eine zu schmaler Markt für ein Shoppingportal, der sollte einen Blick auf die Statistik werfen. Die Hälfte der Bevölkerung ist Aktivmitglied in mindestens einem Verein.
In dieser frühen Phase wollen die Gründer auch schon die Internationalisierung starten. Anbieter aus zwei weiteren Ländern (Deutschland und Finnland) sind schon online, im April so die Kommunikation an dortige Vereine beginnen. Den Break-Even will Shariando bis Ende 2012 erreichen.
Bin ich der Einzige, der beim ersten, zweiten und dritten Hinsehen als erstes das Wort Sharia sieht? Eine der ungünstigsten (und auf der anderen Seite auch nicht grade mega-kreativen) Namensgebungen, die ich seit langem gesehen habe. – Ohne das Business Model werten zu wollen.
Hallo Mmmatze, danke für den Kommentar! Tatsächlich ist die Namensgebung aufgrund zahlreichen Kriterien ziemlich schwierig. Wir haben ihn so gewählt, weil er einerseits zum Modell passt (to share..), in fast allen möglichen Sprachen gleich ausgesprochen wird, bei Google relativ unbefleckt war und natürlich auch noch in diversen Top Level Domains sowie rechtlich verfügbar war. Der ganze Prozess hat sich über Monate hingestreckt.. :-)
Was meinen die anderen Leser dazu?
Am Anfang hat es auch nicht geklickt, jedoch seit 2015 ist der Name nur noch voll daneben und laesst der Fantasie freien Lauf. mal ganz ehrlich, die Gruender haben den Namen nicht gegoogled????
Ich habe bis zum Lesen des Kommentars nichts Negatives an der Namensgebung bemerken können, es wird wohl bei jedem Namen so sein, dass manche ihn mit etwas Ungünstigem verknüpfen. Das Shopping Portal klingt auf jeden Fall nach einer tollen Sache!
Ganz nette Idee, wird aber von ein paar anderen deutlich besser umgesetzt. In Deutschland ist vor allem der Vereins-Kicker (www.vereins-kicker.de) deutlich interessanter für die Vereine. Dor bekommen Sie den Großteil des Geldes und nicht der Verband (der hat eh genug). Wir sind da schon eine Zeit dabei uns super zufrieden.