Paul Graham wirbt für grosse Würfe – und verrät seine Methode für die Suche nach Startup-Ideen.
Wie kommt man zum vielbeschworenen «next big thing»? Paul Graham, Business Angel und Gründer von Y Combinator, wirbt in einem Essay für die richtig grossen Geschäftsideen, die üblicherweise in der Schublade landen, weil man ihnen selbst keine Chancen einräumt.
Vom Angriff auf Google bis zu neuen Ausbildungsmodellen, Graham gibt darin eine Reihe von Startpunkten für künftige, disruptive Innovationen. Keine pfannenfertigen Ideen zwar, aber gute Denkanstösse. Seine Botschaft: Die besten Ideen scheinen beinahe unmöglich zu realisieren, aber dafür besteht ein echter Bedarf. Darum wird sie früher oder später wird jemand umsetzen – wenn es die Sache richtig angeht, auch ein Startup. Hier sind die Ideen, verpackt in sieben provokante Thesen:
- Google hat die anfängliche USP seiner Suchmaschine – einfache, gute, minimalistische Suche – aufgegeben. Wer ein heutiges Äquivalent zur ursprünglichen Googlesuche bauen kann, könnte sich einen interessanten Marktanteil sichern.
- E-Mail ist reif für einen Nachfolger. Beispielsweise ein Protokoll für To-Do-Items könnte die angegraute Technologie ablösen.
- Die Hochschulen werden ihr Monopol an der Spitze der Bildungspyramide verlieren. Das bedeutet Möglichkeiten für neue Ausbildungsmodelle, die früher oder später eine gleich relevante Alternative zum bisherigen System bieten werden. Die Ausbildung für Jungunternehmer, die in den Stundenplänen bisher vernachlässigt wird und von anderen Institutionen angeboten wird, zeigt jetzt schon, wie das gehen kann.
- Videos übers Netz werden dem Fernsehen über kurz oder lang den Rang ablaufen. Was für ein Plattform dem Medium den Todesstoss versetzen wird, ist aber noch nicht klar; Netflix, iTunes oder eben etwas radikal Neues?
- Das Unternehmen, das die nächste grosse Hardwareinnovation entwickeln wird, muss ein Startup sein. Bestehenden Unternehmen wie Samsung, HP oder Nokia fehlen die Visionen.
- Geschwindigkeits-Optimierung für Software ist eine Killer-Geschäftsidee. Seit sich die Geschwindigkeit von Computern nicht mehr laufend verdoppelt, die Anforderungen aber weiter steigen, wird die Optimierung von Code wieder wichtiger. Ein Marktplatz, wo man für seine Software Optimierung einkaufen kann oder ein Compiler, der Multithreading in Programme einbaut, wären spannende Produkte.
- Die Zukunft gehört Diagnose-Modellen, die präventiv funktionieren. Medizinische Checkups und Gesundheitstests für Zuhause sind ein Feld mit Zukunftspotential.
Der Kern von Grahams Essay: Gründer sollten vor solch grossen Ideen nicht zwangsläufig zurückschrecken. Denn hier liegen Chancen für die nächsten Game Changer. Zwar ist es naheliegend, dass jeder Gründer auf der Suche nach einer Idee unweigerlich vor solchen Beispielen die Flucht ergreift – sie wirken ja auch unbezwingbar. Darum rät Graham zur Methode Divide and Conquer: Such Dir zunächst ein Teilproblem aus, und konzentrier Dich darauf, dieses zu lösen.
Don’t try to construct the future like a building, because your current blueprint is almost certainly mistaken. Start with something you know works.
Zusammen mit seinen Inputs verrät Graham noch sein Rezept für sie Suche nach Startup-Ideen: «Überleg Dir, was zukünftige Generationen beim Blick auf heute als rückständig anschauen werden.» Denn das sei mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, was irgendwann einmal durch eine bessere Lösung ersetzt werde.
Paul Graham hat recht, solche großen Visionen / hochtrabenden Pläne sind erschreckend.
Aber die meisten „großen“ Dinge haben doch klein angefangen. Zuckerberg hatte sicherlich nicht so ein weltspannendes Soziales Netzwerk im Sinn. Der Twitter-„Erfinder“ ganz sicherlich auch nicht. Das ist aus einer „kleinen“ Idee gewachsen, die man umgesetzt hat und nicht verworfen hat:
„Neither Bill Gates nor Mark Zuckerberg knew at first how big their companies were going to get. All they knew was that they were onto something.“
Dein Artikel greift eigentlich das LeanStart-Up-Thema auf, dass man sich frühzeitig Feedback holen sollte und ggf. die Richtung anpasst, aber daran scheitern ja schon die ersten – leider. Vielleicht hätten wir ja sonst schon eine neue Suchmaschine.
„Don’t try to construct the future like a building, because your current blueprint is almost certainly mistaken. Start with something you know works, and when you expand, expand westward.“
Den Aspekt „die grossen Sachen haben klein angefangen“ finde ich spannend. Ob die Gründer vieler heute grosser Firmen bewusst ein Teilproblem angegangen sind oder von Anfang an eine (wenn auch vage) Vision für die Zukunft hatten – das lässt sich leider kaum klären.
Grahams Ansicht hat sicherlich einen Bezug zu Lean Startup – schliesslich geht auch er hier bewusst auf die Suche nach ungelösten Problemen und zu überlegt, wo man mit einer Idee echten Nutzen stiften kann.
Groß zu denken, ist schon sehr schwierig und kann beängstigend sein. Aber selbst wenn man groß denkt, kann man sich dadurch wiederum ausbremsen, da die vermeintlich kleinen Ideen plötzlich uninteressant und links liegen gelassen werden. Ein schmaler Grat!
Ich kann übrigens das Buch „The Magic of Thinking Big“ empfehlen. Das hat mich stark inspiriert.
Es ist wie bei allem eine Frage der Zeit, wie lange Google Seine Marktposition noch halten kann. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als man verdutzt angesehen wurde, wenn man Google als Suchmaschine erwähnte. Fakt ist auch, dass Google, obwohl die Suche heute alles andere als minimalistisch ist, noch immer mit die Besten Ergebnisse liefert. Google ist Fluch und Segen zugleich. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es die User sind, die Google zu dem gemacht haben, was die Suchmaschine heute ist. Man sollte ruhig auch mal andere Suchmaschinen nutzen. Die Position von Google hängt sicher von der Qualität der Suchmaschine ab, aber auch zu einem großen Teil vom User. Neue Suchmaschinen oder Alternativen wie Bing haben es schwer, wenn Sie kaum jemand nutzt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Monopolartige Position schwindet.