Am Samstag gab’s das vierte StartupCamp Switzerland. Die Neuigkeit des Tages: Die Macher von Deindeal wollen bis 2015 zehn neue Startups lancieren.
Das versprachen Deindeal-Gründer Adrian Locher und Amir Suissa an ihrer Präsentation. Zusammen mit der Inhaberin Ringier (die seit Juni 2011 60 Prozent von Deindeal besitzt) wollen sie einen Inkubator aufziehen: In den Zürcher Offices von Deindeal soll künftig an E-Commerce-Startups für den Schweizer Markt getüftelt werden. Die Ambitionen sind alles andere als bescheiden: Bis 2015 sollen zehn Startups entstehen, man will insgesamt 500 Mitarbeiter beschäftigen und den Umsatz der Gruppe auf 300 Millionen Franken erhöhen.
Deindeal machte die News am StartupCamp bekannt, weil man Startupper für den Inkubator begeistern möchte. Die Idee ist, dafür Gründer-Talente an Bord zu holen. Incubate@Deindeal (die Seite soll bald online sein) heisst die Einstiegsmöglichkeit, per Gründerpraktikum als sogenannter «Entrepreneur in Residence» an Bord zu kommen. Man arbeitet einige Monate projektbasiert im Haus und hat die Chance darauf, anschliessend an der Entwicklung eines der geplanten E-Commerce-Startups mitzuwirken.
Dafür erhalten die Entrepreneurs einen Lohn und im Fall der Gründung Anteile am Startup, abhängig vom Finanzierungsbedarf zwischen 15 und 30 Prozent, so Adrian. Finanzierung und Exit übernehmen Deindeal und Ringier.
Deindeal als Abschussrampe
Um von den Möglichkeiten im Inkubator zu überzeugen, fuhr man die aktuellen Zahlen von Deindeal auf, das sich mit einem Marktanteil von 75 Prozent gegen die Konkurrenz behauptet. So machte die Dealplattform 2011 35 Millionen Franken Umsatz mit 500’000 registrierten Nutzern und kommt pro Woche auf 1’200’000 Unique Visitors. Eine gute Ausgangslage also für das Marketing der Neugründungen: Diese Reichweite und die Hausmedien von Ringier sollen für die Promo neuer Startups nutzbar sein, versprach Adrian. Ebenso werden ihnen technische und personelle Ressourcen von Deindeal zur Verfügung stehen.
Erstes Projekt, das demnächst starten soll ist ein E-Commerce-Vertical, ein Shopping Club für Möbel und Accessoires. Er wird versuchen, den bestehenden Anbietern Fashion Friends und eboutic Konkurrenz zu machen. Nachher sollen im Zwei-Monats-Rhythmus weitere Startups folgen – demnach sind bereits einige Projekte in der Pipeline.
Fliessband-Inkubator
Sehen wir hier die Entstehung einer Startup-Fabrik wie der deutschen Rocket Internet, die am Fliessband bestehende Geschäftsideen klont und sie mit viel Werbedruck an den Markt bringt? Ich gehe davon aus. Auch das erwähnte Trainee-Programm klingt sehr nach dem Modell von Rocket Internet, wie Mitgründer Christian Weiss es beschrieben hat:
«Das ist eine Art Traineeship für Gründer, das wir vor einigen Jahren eingeführt haben. Wer es durchläuft, arbeitet bei mehreren bestehenden Startups im Inkubator mit und sammelt so Erfahrungen mit dem Aufbau von Unternehmen – von der Personalführung über das Online Marketing, die Produktentwicklung bis zum Vertrieb. […] Nach sechs bis zwölf Monaten gründen die meisten dann ein neues Unternehmen mit uns.»
Was ist zu erwarten? Sicherlich wird es spannend, wenn hier tatsächlich ein Labor für E-Commerce-Experimente entsteht. Das Starten neuer Ventures aus Deindeal heraus macht auch Sinn: Mit der Gründung und dem raschen Aufbau von Deindeal haben Adrian und Amir bewiesen, dass sie etwas von der Umsetzung solcher Projekte verstehen. Siehe ihren Turbostart: Nach dem Beginn der Planung im Januar 2010 ging man bereits im März mit der Plattform online. Knappe zwei Jahre später beschäftigt Deindeal nun rund 150 Mitarbeiter. Ob die beiden Gründer aber auch innovativ sein können – und wollen – wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
StartupCamp
Das StartupCamp fand dieses Jahr zum vierten Mal statt. Der Event verzeichnete knapp 170 Teilnehmer, die gemäss Dania Gerhardt gut durchmischt waren und weniger als früher aus dem Umfeld des Organisationsteams kamen. Insgesamt gab’s eine gute Auswahl an Sessions, unter anderem mit folgenden Themen: Shigs Amemiya von imusician digital sprach zu Online-Monetarisiung von Musik, Markus Maurer (alias kusito) zu Social-Media-Strategien, Patrick Stähler zur Frage «Why should your business exist?» (Präsentation hier), Samuel Raymann stellte bitboard.ch vor, Jean-Pierre Vuilleumier die CTI-Förderinstrumente, Silvio Krauss von der Startup Academy präsentierte coworkingbasel.ch, ausserdem gab es eine Session zur Initiative make.opendata.
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