Startups können ihren Mitarbeitern keinen tollen Gehälter bieten – darum sollten sie anderswo punkten: Mit flexiblen Arbeitszeiten, guter Kommunikation, Lernmöglichkeiten und einem coolen Arbeitsplatz.
Du hattest eine Idee und hast daraus ein funktionierendes Geschäftsmodell entwickelt. Du hast Deine Vermutungen über künftige Geschäftsverläufe in einem Business-Plan gesammelt, und damit Geld bei Venture Capital, Business Angels oder Banken eingeworben.
Nun suchst Du Mitarbeiter, kannst aber nur wenig Gehalt bieten. Wie kannst Du Bewerber überzeugen, damit sie sich auf das Abenteuer Startup einlassen?
Flexibel arbeiten
Eine Kultur, in der Deine Kollegen von 9-17 Uhr an einem Schreibtisch sitzen und vor sich hin arbeiten, hat bei den meisten Startups keinen Platz. Du musst Flexibilität bieten:
- kollaboratives, verteiltes Arbeiten mit mobilem Zugriff
- flexible tägliche Arbeitszeiten (aber nicht mehr als 40 Stunden pro Woche)
- Möglichkeit für komprimierte Arbeitswochen und verlängerte Abwesenheit
Das kannst Du z.B. erreichen, indem Dokumente von außen erreichbar und bearbeitbar sind (z.B. mit Google Docs oder MS Sharepoint-Servern). So können Deine Mitarbeiter von zuhause arbeiten und sich die Arbeitszeit selber einteilen. Deine Aufgabe ist nur, regelmäßig die Ergebnisse zu kontrollieren!
Das mit den 40 Stunden pro Woche ist so eine Sache. Viele neue Chefs wollen am liebsten Mitarbeiter, die rund um die Uhr arbeiten: 60, 70 oder 80 Stunden.
Ganz ehrlich: aus eigener Erfahrung ist mir schleierhaft, was in den 60 Stunden alles so passiert. Meine Konzentration reicht gerade mal für 40 Stunden die Woche, und einen Teil davon fülle ich mit Aufgaben, die bereits wenig Konzentration erfordern. Selbst wenn Mitarbeiter 70 Stunden im Büro hocken, glaube ich nicht daran, dass sie 70 Stunden produktiv sind und fehlerfreie Leistung bringen. Warum also nicht gleich auf diese Anwesenheits-Orgien verzichten? Deine Aufgabe als Chef ist nicht, dafür zu sorgen, dass Deine Mitarbeiter ewig im Büro hocken – sondern dafür, dass sie in der Zeit, die sie im Büro verbringen, produktiv sind!
Offen und persönlich kommunizieren
Rede mit Deinen Mitarbeitern über die Idee hinter Deinem Startup, über die vor Dir liegenden Probleme, über Erfolge und Misserfolge. Kontrolliere ihre Resultate und lobe Deine Mitarbeiter regelmäßig und vor Kollegen, aber nur, wenn es angebracht ist und die Leistung wirklich lobenswert ist. In unserer Beziehung zu Mitmenschen gilt das Gesetz der Gegenseitigkeit: wenn wir etwas erhalten, wollen wir etwas Gleichwertiges zurückgeben. Gibst Du Deinen Mitarbeitern Informationen, schenken Sie Dir Vertrauen.
Wichtig ist, dass Du mit Deinen Mitarbeitern persönlich redest. Lass Dir dafür genug Zeit in Deinem Terminkalender offen! Ich persönlich habe festgestellt, dass ich vormittags produktiver und konzentrierter arbeiten kann als nachmittags – also lege ich mir gerne Meetings mit Mitarbeitern auf den Nachmittag. Meetings machen Spaß, kosten aber ordentlich Zeit. Das stört mich weniger, wenn ich bereits viel geschafft habe.
Der Arbeitsplatz muss cool sein
Je schöner die Immobilie, desto teurer, könnte man sagen. Aber das gilt nicht immer. Wichtig ist, dass der künftige Arbeitsplatz cool ist und Deinen Bewerbern gefällt. Wir lesen oft von den verrückten Büros bei Google – warum machen die das? Ein Nebeneffekt einer coolen Arbeitsatmosphäre, zu der übrigens nicht nur das Büro gehört, ist dass die Mitarbeiter gerne länger bleiben, weil es ihnen so gefällt. Sei also eigennützig wie Google und richte Deine Räume cool ein:
- Kicker oder Nintendo Wii?
- Sitz- und Lümmelecke zum zwanglosen Abschalten oder Besprechen
- Sponsore Monats-Beiträge zum nächstgelegenen Fitness-Studio
- vernünftige Küche mit Espresso-Automat und Kühlschrank (für Energy Drinks?)
- Lass Deine Mitarbeiter Ihre Büros selber gestalten
- Frage Deine Bewerber, was sie sich als idealen Arbeitsplatz wünschen
Was eigentlich jedem Spaß macht, den ich kenne, sind Team-Lunchs. Das solltest Du einmal pro Woche anbieten, weil es die Zusammengehörigkeit fördert.
Übertrage Verantwortung
Am motivierendsten ist immer noch, dass Du Verantwortung überträgst und nur die Ziele kontrollierst – nicht den Weg dorthin. Erläutere das große Schema, zeige Ihnen, welchen Beitrag Du von Ihnen erwartest, setze die entsprechenden Ziele – und dann lass los. Überlasse das Erledigen der nötigen Aufgaben Deinen Mitarbeitern. Biete Hilfe an zum Planen und Ideen-Ausarbeiten, aber regiere nicht hinein in die Aufgabenbereiche Deiner Mitarbeiter. Vertraue Ihnen und zeige dieses Vertrauen offen.
Biete Anteile am Unternehmen
„Wir sind klein, wir sind aus Berlin, wir zahlen schlecht – also sind wir ein Startup!“, Aussage eines Startup-CTOs bei einem Lean-Startup-Meetup
Am Ende des Tages wollen die besten Bewerber aber nicht nur einen coolen Arbeitsplatz und viel Verantwortung. Für gute Leistung wollen sie gutes Geld, dass Du Ihnen aber nicht bieten kannst. Das sollte beiden Seiten klar sein: wenn ein(e) Bewerber(in) viel Geld will, sollte sie vielleicht bei einem etablierten Unternehmen anfangen. Das bedeutet aber nicht, dass Du nur armselige Entlohnung bieten kannst – funktioniert Deine Idee, bist Du selber in Zukunft ein etabliertes Unternehmen. Du kannst Deinen Bewerbern also eine Wette auf die Zukunft anbieten – und auf ihr eigenes Geschick, diese Zukunft positiv zu gestalten. Wenn Du Prozente anbietest, dann natürlich verknüpft mit persönlichen, messbaren Zielen. Und damit man Dir traut, solltest Du dieses Angebot schriftlich fixieren.
Biete Erfahrung und Fortbildung
Der Hauptgrund aus Sicht eines Bewerbers, der sich für ein Startup entscheidet, so finde ich, ist die Möglichkeit zu lernen. Sie lernen wie Startups funktionieren, wie man Ideen in Geschäftsmodelle umwandelt, wie man aus Nichts Geld macht. Dazu kommt, dass jede(r) Mitarbeiter(in) in einem Startup verschiedene Hüte aufhat – weil es nicht wie in einem etablierten Unternehmen für jede Aufgabe einen eigenen Bereich und Mitarbeiterstab gibt. Also zeige Deinen Bewerbern, was sie bei Dir lernen können. Und biete Fortbildung/Ausbildung an, die sich Deine Mitarbeiter aussuchen können.
>> via Gruenderszene.de: Motivations- und Leistungsbooster in Startups
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