Fellody ist ein Webservice mit Matchmaking auf Basis des Musikgeschmacks. Das Zürcher Startup hat mit cleverem Marketing innert acht Wochen eine eindrucksvolle Fanbase aufgebaut.
Viele Webservices haben mit demselben Problem zu kämpfen, der Leere nach dem Launch: Das Produkt ist fertig, die potentiellen Nutzer wissen aber noch nichts von ihrem Glück.
Bei Fellody ist das anders. Robin Simon und Thomas Vatter haben sich mit guten Ideen für ihren Start eine Fanbase erarbeitet, die sich sehen lassen kann. Dafür sind sie geschickt vorgegangen:
Noch vor der Entwicklung ihres eigentlichen Dienstes lancierten sie eine App auf Facebook. Für diese zogen sie die Grundfunktionalität der späteren Seite heran: Nutzer erhalten ein Ranking, welche ihrer Facebook-Freunde bei den bevorzugten Musikern ihrem Geschmack am nächsten kommen.
Das kam an: mit einer Sharing-Quote von 50 Prozent pushte die App die Fanzahl innerhalb kurzer Zeit. Das Marketing-Budget des eigenfinanzierten Startups war von Anfang an sehr begrenzt. Zu den wenigen Ausgaben gehörten aber verschiedene Preise, die die Gründer zur Aktivierung der Fans auf Facebook verlosten: eine Gitarre, ein Verstärker, ein iPad.
Zutat «Social Proof»
Parallel dazu hatten Thomas und Robin eine nette Idee für die Anmeldepage. Die User-Porträts bilden hier das Wallpaper der Seite – sozusagen als social proof à la «all diese Menschen haben sie bereits registriert». Auf fellody.com konnte man sich ausserdem schon vorab als Nutzer registrieren, mit der Chance beim Launch Designkopfhörer zu gewinnen. Mit dieser Pre-Launch-Strategie hat sich Fellody in verblüffend kurzer Zeit eine beeindruckende Basis für den gestrigen Start geschaffen.
Kollege Martin Weigert hat den Ansatz der Dating-Plattform auf netzwertig.com bereits beschrieben.
Fellody vergleicht die musikalischen Präferenzen seiner Mitglieder und verrät ihnen, welche anderen auf der Plattform registrierten Anwender davon ausgehend am besten zu ihnen passen.
Die Idee hinter Fellody ist, dass der Musikgeschmack einer Person eine ganze Menge über deren Persönlichkeit, Vorlieben und Interessen aussagt. Und da wir ohnehin mithilfe von Mediaplayern und Webdiensten detaillierte Profile unserer musikalischen Präferenzen bereit stellen, stehen die dazu nötigen Informationen bereits zu Verfügung. Der Online-Radioservice Last.fm bietet denn auch mit seinen musikalischen Neighbors schon ein ähnliches Feature an – hier ist die Kontaktaufnahme bei den meisten Usern aber kaum gewünscht, während sie bei Fellody das gemeinsame Interesse der Mitglieder ausmacht. Mit dieser Idee differenziert sich der Dienst von zahlreichen anderen Datingsites und peilt ein betont junges Publikum an – die Altersgruppe von 18 bis 25 ist das Zielsegment der Gründer, so Robin.
Registriert man sich bei Fellody, werden diese Musik-Profile für die Plattform verfügbar gemacht. Die User erhalten dann Matching-Vorschläge, welche anderen Mitglieder musikalisch – und hoffentlich auch allgemein – am besten zu ihnen passen.
Für die Monetarisierung ist ein Freemiummodell angedacht. Die Grundfunktionalität soll auch weiterhin kostenlos bleiben, während gewisse Premiumfeatures erst gegen Gebühr freigeschaltet werden – beispielsweise Geschenke an andere Mitglieder oder die Möglichkeit, Besucher des eigenen Profils zu sehen.
Um die Nutzerbasis möglichst schnell auszubauen, stehen die Gründer vor der Aufgabe, ihre Facebook-Fanbase in Nutzer der Plattform zu konvertieren. Dazu sind in der nächsten Zeit verschiedene Aktionen geplant – es dürfte spannend sein, den Gründern dabei über die Schulter zu schauen. Parallel dazu geht die Entwicklung weiter. Bislang unterstützt Fellody iTunes und den Windows Media Player. Als nächstes Update steht die Anbindung an Last.fm an. Ab Anfang 2012 können User via Apps auch ihre Hörgewohnheiten auf mobilen Geräten für Fellody verfügbar machen.