Groupon verlegt seinen Firmensitz in die Schweiz – der Druck auf die hiesigen Wettbewerber steigt.
Groupon ist eines dieser Unternehmen, die zwar jung sind und denen noch Startup-Spirit anhängt, die aber grössen- und wertmässig den Gründerzeiten so sehr entwachsen sind dass der Vergleich sich erübrigt. Vor uns haben wir vielmehr einen Milliardenkonzern, was Umsatz und die Erwartung zum bevorstehenden Börsengang angeht.
Der jüngste Indikator dafür ist die Finanzpolitik: Groupon zieht laut einem Bericht der Bilanz in die Schweiz um. Wenn eine Firma aus steuertechnischen Gründen seinen Sitz verlegt, kann man wohl getrost davon ausgehen, dass man es mit einem gestandenen Unternehmen zu tun hat.
Voraussichtlich zieht Groupon nach Schaffhausen. Zumindest ist dieser Standort momentan für die Schweizer Niederlassung eingetragen, laut eigenen Aussagen hat sich Groupon aber noch nicht definitiv entschieden. Zusammen mit den Innerschweizer Kantonen ist Schaffhausen bei den Unternehmenssteuern in den ersten Rängen Europas – und hat für 2012 bereits weitere Steuersenkungen angekündigt. Sein bisheriges Europahauptquartier hatte Groupon in Berlin, es wird dem Vernehmen ebenfalls in die Schweiz verlagert.
Was die Auswirkungen auf die Startup-Konkurrenz im Groupshopping hierzulande (Deindeal, Dailydeal und Feincheck, demnächst Scoup) sein wird, ist noch nicht klar. Sollte Groupon seinem Schweizer Ableger aber eine Infusion an Saleskapazitäten bescheren – zum Beispiel schlicht aus dem Grund, am Firmensitz die Nase vorn zu haben -, dürften die Wettbewerber unter Druck kommen. Und wenn Groupon ein gutes Ergebnis beim Börsengang erzielen sollte, würde sich ausserdem wohl die Chance auf eine Übernahme erhöhen.
Ehm, ist es wirklich schon definitiv? Das WSJ schrieb: „Groupon has filed papers in Switzerland to explore opening an office there, one of these people said. The company will likely decide whether to open a Swiss headquarters within six months […]
@gis: Die offizielle Bestätigung wollte Groupon bisher noch nicht geben. Laut Bilanz steht er aber fest. Es dürfte schnell ein Dementi kommen, sofern es nicht so sein sollte.
@gis
„an office“ hat Groupon ja schon seit langem in der Schweiz. Es geht vor allem darum, dass der Hauptsitz in die Schweiz verlegt wird.
Die Groupon-Story geht weiter: Groupon zieht in die Schweiz » netzwertig.com
Bevor alle zu enthusiastisch werden:
Zwar mag Schaffhausen wirklich aberwitzig niedrige Steuern bieten und damit in Europa weit vorne liegen. Aber wie ich schon mal in meinem Blog Denkpass.de ausgeführt habe ( http://denkpass.de/2011/07/das-geschaftsmodell-von-groupon-erklart/ ), ist Groupon meilenweit davon entfernt, Gewinne zu machen. In den neuesten Quartalszahlen, die Groupon vor dem IPO veröffentlicht, vergrößert sich das Loch.
Steuern zahlt man nur, wenn man Gewinne macht. Die aber macht Groupon nicht. Und ich persönlich bezweifle, dass sie die jemals nachhaltig machen werden.
Was wird denn nun in die Schweiz verlegt? Der Firmensitz oder die Europazentrale? Wird leider nicht deutlich. Noch etwas: wir sollten uns in Europa nicht darüber freuen. Denn der Hintergrund Steuersparen heißt doch auch, dass eines der führenden Internetunternehmen sich der sozialen Verantwortung entledigen will. Leider ist der Artikel total unkritisch.
@Matthias: Offenbar handelt es sich um den „Hauptgeschäftssitz der Groupon-Gruppe ausserhalb der Vereinigten Staaten von Amerika“.
@Gregor: Guter Punkt. Ich frage mich auch, wie nachhaltig dieses neue Marketing-Instrument für die Kunden und damit für Groupon selbst ist – gibt es ein anhaltendes Interesse von genügend Unternehmen, solche Deals zu offerieren? Es zeigt sich ja, dass sie sich für eine grosse Menge von Anbietern nicht rechnen. Trotzdem glaube ich dass das Ding grundsätzlich auf Dauer profitabel bewirtschaftbar ist, wenn die Rahmenbedingungen passen und die forcierte Wachstum vorbei ist.
Wie kommst Du übrigens zu Deinen Zahlen? Die leuchten mir nicht ganz ein.
@Jan: Welche Zahlen genau. Habe die Zahlen aus dem IPO-Prospectus genommen, in der damals vorliegenden Version. Habe außerdem im Web danach gesucht und exakt diese Zahlen auch dort in mehreren Quellen gefunden. Bin mir also ziemlich sicher, gute Zahlen zu haben. Will aber ganz sicher gehen, man übersieht ja immer mal was … welche also leuchten nicht ein?
Was ändert sich denn bei Verlegung für den geplanten Börsengang von Groupon?
@Gregor: Bloss wie die Zahlen zu übersetzen sind. Ich nehme mal an, Einkäufe sind Akquisen von Dealanbietern – was sind dann Vertriebskosten?
@Jan: Vertriebskosten verstehen die als das, was sie bezahlen, um Händler aufzutreiben, die mitmachen. Glaube ich jedenfalls. Als Marketing verstehen sie, was sie bezahlen, um Käufer in ihre Mailingliste zu kriegen. Vielleicht mischen sie das aber und Marketing ist alles, was im Web passiert. Vertriebskosten wären dann alle persönlichen Kontakte am Telefon, hauptsächlich mit Händlern.