Typische Gründerfehler sieht man immer wieder – eine Liste von wiederkehrenden Missgriffen.
Firmengründer sind in der Regel schlaue Leute. Aber gerade das hindert sie nicht daran, immer wieder ähnliche Fehler zu machen. Vielleicht ist das kein Widerspruch, denn viele der gängisten Startup-Fehler passen zu einem Muster: es sind typische Missgriffe von cleveren Menschen.
Gerade bin ich auf Quora auf ein Thema gestossen, das gut zu dieser Frage passt: What are some stupid things smart people do? Hier eine Liste der meistgenannten:
- Die Wichtigkeit von Design und Gestaltung vernachlässigen.
Nicht nur bei Webdiensten sind Usability und eine gefällige Optik enorm wichtig für ein zufriedenes Publikum. Wer zu kopflastig an die Sache herangeht und die Ästhetik oder einfache Bedienung der Funktionalität opfert, bekommt das bald zu spüren. - Der Meute folgen. Intelligenz und Risikoaffinität sind nicht immer gleich verteilt. Gerade schlaue Leute sind gut darin, Szenario über Szenario im Kopf zu entwerfen, was alles schiefgehen könnte mit ihrem Projekt. Entsprechend oft planen sie konservativ, sichern sich ab oder wählen im Zweifelsfall einen bereits bekannten Weg zur Risikominimierung. Dazu steuert unser Bildungssystem, gerade die Universitäten, seinen Teil bei: Bewährte Strategien zahlen sich dort nämlich auch aus; Folge ist ein fehlender Anreiz zur Kreativität. Das hängt auch zusammen mit einem Hang zum Vergleich mit anderen: Statt etwas anderes möchte man lieber das gleiche machen – nur etwas besser.
- Social Skills aussen vor lassen. – Netzwerken, sicheres Auftreten und Eigenwerbung sind für Unternehmer besonders wichtig. Hat man sie nicht in die Wiege gelegt bekommen, sollte man sie sich antrainieren. Überdurchschnittlich viele clevere Leute scheuen sich davor oder stellen gar nicht fest, dass es da noch etwas zu verbessern gäbe. Intelligente und introvertierte Menschen merken oft nicht, dass das Bild, das sich von sich haben und das Bild von Aussen ein anderes sind. Hier lohnt es sich, einmal über die Bücher zu gehen.
- Den Wert von Einsatz und Erfahrung unterschätzen. Oder anders gesagt: Wer es gewöhnt ist, Aufgaben leicht und grössere Anstrengung zu lösen, schreckt gern zurück vor etwas, das er nicht auf Anhieb beherrscht – oder gibt zu schnell auf. Das ist eine Bremse, wenn es um Arbeit im Startup geht. Hier muss man sich selbst eine Chance geben, sich mit Einsatz und wachsender Erfahrung auf einem neuen Feld einzuarbeiten.
- Recht haben wollen. Zeigt sich in vielen Facetten – aufs Unternehmertum angewendet zum Beispiel: „Wie wir das Produkt designt haben, ist’s schon richtig. Die anderen kapieren es bloss nicht.“ Das es dem Kunden nicht passt, ist zweitrangig.
- Fehlende Empathie mit dem Gegenüber. Gerade für innovative Startups ist erklären können ein zentraler Skill. Immer wieder muss man beweisen, dass man seine Idee dem jeweiligen Gegenüber verständlich und zu seinen Interessen passend vermitteln kann. Dazu braucht es Verständnis dafür, was der Kunde, Investor oder Partner sucht und den Willen, diesem wirklich entgegen zu kommen.
Die Liste lässt sich ohne weiteres verlängern – habt Ihr weitere Punkte?
(Bild: istockphoto.com)
Hallo Herr Rothenberger,
interessanter Artikel. Ich habe (im Moment) nichts hinzuzufügen, das kann sich ja noch ändern ;)
Doch eine Frage hätte ich:
Ich grüble über den Satz „Hier lohnt es sich, einmal über die Bücher zu gehen.“ im Teil Social Skills aussen vor lassen.
Vielleicht sprachliche unterschiede (D/CH), vielleicht nichtwissen meinerseits, das kann ich nicht beurteilten. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, was da gemeint ist. Hilfe wäre nett :)
Klar, Wochenende – ich hoffe ein schönes!
Eilt ja nicht so. Liebe Grüße
Hallo Herr Waelti,
Scheint so, als hätten wir es tatsächlich mit einem Helvetismus zu tun. :) Mir war nicht bewusst dass es die Redewendung nicht überall gibt. „Über die Bücher gehen“ heisst etwa soviel wie „etwas überdenken, nochmal in Angriff nehmen“.
Herr Rothenberger,
vielen Dank!
Einen Teil der sprachlichen Unterschiede hätten wir geklärt :)