Ganz „solo“ natürlich nicht, aber warum ein Gründer die Verantwortung tragen und das letzte Wort haben sollte: Ein Plädoyer gegen 50/50-Gründungen.
Soweit sind sich alle einig: Startups sind eine Teamsache. Für viele Investoren ist das richtige Gründerteam sogar ebenso wichtig wie Geschäftsmodell oder die Technologie. Der Grund leuchtet ein: Die Umsetzung und Vermarktung einer Geschäftsidee ist ein Job, der nie ganz planbar ist und stellt Anforderungen aus dem ganzen Spektrum unternehmerischer Fähigkeiten. Eine Gruppe kluger Köpfer kann schnell reagieren, adaptieren, oder sich sogar komplett neu ausrichten – sofern man das Produkt nach Markttests radikal anpassen muss.
Da scheint klar zu sein, dass jemand mit einer Geschäftsidee als erstes daran gehen sollte, sich talentierte Mitgründer an Bord zu holen. Nur teilweise richtig, meint Mark Suster in einem aktuellen Blogpost. Der Mitgründer-Mythos sei eine der am schwersten auszurottenden Scheinwahrheiten der Startupszene. Der Mehrfach-Unternehmer und Venturekapitalist Suster plädiert im Gegensatz dafür, den Mut zu einem selbständigen Start aufzubringen. Seine Mitgründer nachher einzustellen tue dem Teamgeist dabei keinen Abbruch.
Falsche Erwartungen
Susters Ansicht nach sieht die allgemein akzeptierte Meinung etwa so aus: Wer ein Unternehmen gründen will, braucht mindestens einen Mitgründer. Ist man selber Techie, dann jemanden mit Businessfähigkeiten, oder umgekehrt. Die Verwässerung spielt bei einer 50/50-Partnerschaft noch keine Rolle. Und: Unternehmensgründungen sind schwierig, und genug gute Leute lassen sich nur mit einer gleichberechtigten Beteiligung motivieren.
Sein Argument dagegen: Die allgemein akzeptierte Ansicht liegt oft daneben. Er gibt zu bedenken, wie schwierig es ist, ein wirklich harmonierendes Team zusammen zu stellen. Ob ein Team wirklich im Arbeitsalltag funktioniert, lasse sich ja letztlich nur in der Praxis herausfinden und im nicht im vornherein. Gerade eines, das unter Stress, Problemdruck und über die Zeit hinweg Bestand hat und sich freundschaftlich verbunden bleibt. Denn das sind sie Voraussetzungen, damit ein nicht hierarchisch organisiertes Unternehmen Erfolg haben kann. Sollte das Team aus einer partnerschaftlichen Gründung irgendwann nicht mehr harmonieren, hat man ein gravierendes Problem. Hier würden angehende Jungunternehmer oft zu leichtfertig handeln und nicht langfristig genug denken, so Suster.
Klare Verantwortung
Sein Gegenmodell: Hire your Co-Founder. Sich einen Mitgründer für eine Beteiligung (von weniger als 50 Prozent) an Bord zu holen sei die vernünftige Alternative. Das heisse nicht, dass sich in der Zusammenarbeit ein Angestelltenverhältnis ergeben müsse. Im Gegenteil: Das ganze Team wird im Idealfall für alles einbezogen, es wird offen kommuniziert und Aufgaben werden geteilt. Gegen aussen können die Mitglieder des Teams auch als Mitgründer auftreten. Der Unterschied ist nur, dass das letzte Wort in der Entscheidungsfindung und die Verantwortung bei einer Person bleiben. Das verhindert, dass man sich im Unternehmen gegenseitig blockiert oder zu einem lähmenden Kompromisskurs gezwungen ist.
Eine 10, 20 oder 30-prozentige Beteiligung bietet immer noch genug Anreiz für talentierte Leute, sich einzubringen. Dafür hat man aber eine krisenfeste Entscheidungsstruktur.
Suster spricht aus Erfahrung. Er kenne jedenfalls eine Menge Gründer, die keine zweite 50/50 oder 33/33/33-Partnerschaft mehr eingehen würden.
Ich stimme absolut zu: 50/50 am Papier muss nicht sein. Aber 50/50 in der Zusammenarbeit kann ich nur befürworten. Obwohl es bei uns genaugenommen 33,3333 x 3 sind, die zusammen ihre 100 % geben. :)