Ein Zürcher Startup versucht es in Übersee: Die Gründer von loqize.me haben sich New York als Startort für ihre Geolocation-Plattform ausgesucht.
Hyperlocal nennt sich die letzte, goldene Meile der Onlinewerbung und sämtliche grossen Player unter den Webdiensten hätten gern ein Stück dieses noch weitgehend unverteilten Kuchens.
Langsam wird klar, dass der Weg zu Werbekunden über Empfehlungen (social advice) läuft, und Foursquare hat erst vor wenigen Tagen angekündigt, diese in den Fokus zu rücken. Entsprechend fragt sich, wer den entscheidenden Schritt machen wird und die lukrative Werbung auf mobilen Geräten als erster wirklich gewinnbringend betreiben kann.
Ein in Zürich gegründetes, aber bald in New York an den Start gehendes Webstartup hat dazu gute Karten: loqize.me.
Grundidee: local advice
Loqize.me funktioniert nach dem Q&A-Prinzip. Nutzer können hier Fragen nach Tipps zu einer Stadt stellen, etwa: „Welches ist die beste Pizzeria in Zürich?“ Die Frage geht an den Followerkreis auf loqize.me und wird auf Wunsch auch per Twitter und Facebook veröffentlicht. In einem Antwortthread kann der Freundeskreis dann Tipps und Empfehlungen abgeben. Ein Anschluss an die Google-API sorgt dafür, dass die kommentierten Empfehlungen gesammelt auf einer Karte angezeigt werden. Der Fragesteller kann einzelne Tipps mit einem Like versehen, sowie kommentieren oder Rückfragen stellen.
Loqize.me besteht zurzeit erst aus Philip Reichen (CEO) und Philipe Fatio, der die Plattform entwickelt hat. Philip Reichen gehört zu den Gründern des erst kürzlich, Ende Februar gelaunchten Likealittle-Klons blicKlick und arbeitete 2010 ein Dreivierteljahr beim in New York beheimateten Startup Pixable als Produktmanager. Dahin geht er jetzt zurück, um loqize.me zu starten – ein solcher Dienst lasse sich nur in einer Millionenstadt erfolgreich lancieren. Dabei komme ihm sein Kontaktnetzwerk aus der Pixable-Zeit zugute.
Konkurrenz schläft nicht
Der ersten voll funktionsfähigen Build der Plattform hatte loqize.me bereits im Oktober 2010. Eine private Beta mit Einladungen startete im Dezember, das Startup blieb aber bis jetzt im Stealth Mode um sich auf den Launch vorzubereiten. Inzwischen haben die Gründer den Service auf auf Betalist angekündigt und erhalten nach eigenen Angaben bereits eine Menge Anfragen. Dabei verfolgen sie ein „viral-invitation scheme“ (je mehr Einladungen ein Nutzer weiterverschickt, desto eher erhält er Zugang zur Plattform).
Der in seiner Funktionalität überzeugende Dienst muss jetzt möglichst bald etabliert werden, bevor mögliche Konkurrenten die Idee für sich entdecken. Das muss schnell gehen: Bereits Anfang Januar tauchten Gerüchte über eine ähnliche Plattform amerikanischer Gründer auf. Der mit useHipster betitelte Dienst fiel erst einmal damit auf, eine Menge Buzz und Medieninteresse mobilisieren zu können. Mittlerweile scheint klar, dass useHipster auf dasselbe Geschäftsfeld zielt und es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem im Silicon Valley gegründeten und dem NY-schweizerischen Startup hinauslaufen wird.
Die Gründer sind aber guter Dinge. So sei ihre gewählte Kommentarstream-Struktur einfacher als die von useHipster und loqize.me habe ausserdem den Technologietrumpf einer besseren Integration mit Google Maps als die Konkurrenz.
I want to be a part of it – New York..
Doch zuerst muss loqize.me in Übersee Fuss fassen. Der erste Schritt, die Gründung einer AG, steht unmittelbar bevor. Philip will darauf in New York in einem örtlichen Inkubator ein Vorort-Team aufbauen, das aus zusätzlichen Entwicklern und vor allem Sales-Personal besteht. Zuvor muss allerdings Kapital beschafft werden. Gerade mit den neu aufgetauchten Konkurrenz stehe loqize.me ein ziemlich „brutales VC-Game“ bevor, so Philip. Wichtig für das Startup ist in der Anfangsphase genügend Finanzierung, um die Schlüsseltechnologie schnell bereit zu stellen: mobile Apps für alle Plattformen. Die Gründer geben sich dafür nur einige Monate Zeit, der veranschlagte Finanzierungsbedarf liegt bei stattlichen 2,5 Millionen Dollar.
Im gleichen Zeitraum soll auch die Monetarisierung auf die Schienen gestellt werden. Dazu wollen die Gründer ein eigenes Werbe-System für die Plattform bauen, mit dem lokale Firmen Anzeigen schalten können. Um dieses auch zu befüllen, müsste dann als nächstes ein stattliches Verkaufsteam her, das à la Groupon massenhaft örtliche Restaurants und Geschäfte kontaktiert.
In der Auseinandersetzung der Groupon-Klone weltweit stellt sich schnell heraus, dass gerade letzteres ein entscheidender Faktor beim Markteinstieg der Startups war: Wer als erster den Fuss in der Tür hat, gewinnt.
Update: Inzwischen hat sich das Startup in LocalUncle umbenannt.
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