Eine Startup-Gründung durch ein existierendes Unternehmen hat eine Menge für sich. Es gilt dabei aber, ein paar Fallstricke zu vermeiden.
von Manuel Reinhard, Gründer Ticketpark
Arbeit soll vor allem Spass machen, ist die Geschäftsleitung der Berner Satzart AG überzeugt. Daher hat sie sich im Oktober 2009 ein eigenes Ideenlabor zugelegt, mit dem Ziel, neue Geschäftsfelder zu erobern. Daraus entstanden ist mein Startup Ticketpark GmbH.
Für den Geschäftsführer eines Startups, welches auf diese Weise lanciert wurde, scheinen zuerst einmal viele Sorgen wegzufallen: Anstatt zurück ins Hotel Mama ziehen zu müssen, kommt regelmässig der Lohn aus der Kasse der Mutterfirma. Die Infrastruktur ist vom Arbeitsplatz übers Sitzungszimmer bis hin zum Lager an Notizblöcken ist bereits vorhanden. Und sogar die Arbeitskräfte sind alle da: Layouter, Programmierer, Sekretärin.
Doch solche Unbesorgtheit bietet Gefahren. Wir haben zwar nicht alle Fettnäpfchen erwischt, die dieser Weg bereit hält. Aber aus dem einen oder anderen mussten auch wir unseren Schuh ziehen. Deshalb hier drei Tipps, die einer Firma helfen können, den Aufbau des eigenen Startups geschickt zu organisieren:
1. Klare rechtliche Strukturen schaffen
Es scheint einfach, firmenintern mal so nebenbei ein Projekt aufzuziehen. Doch spätestens sobald der Strom an Ausgaben und Einnahmen zu wachsen beginnt, ist man froh, wenn man von Beginn an klare rechtliche Strukturen geschaffen hat. In unserem Fall haben wir gleich eine eigene GmbH gegründet. Je nach Geschäftskonstellation kann auch eine Abteilung aufgebaut werden. Wichtig ist, dass die Trennlinie zwischen Kerngeschäft und internem Startup eindeutig definiert wird. Erst so lässt sich auch kontrollieren, ob das Startup auf guten Wegen ist und ob sich Aufwand und Ertrag lohnen.
2. Das Verhältnis zur Mutterfirma nachhaltig definieren
Für die Gründung unserer GmbH haben sich die Mitglieder der Geschäftsleitung der Satzart als Privatpersonen finanziell eingebracht, obwohl von Anfang an klar war, dass der grösste Teil der Investitionen von der Mutterfirma aufgebracht würden. Im Nachhinein gesehen hätte es wohl optimalere Lösungen gegeben. Plötzlich stellte sich nämlich die Frage, wie diese Auslagen denn zu betrachten sind. Sind es Investitionen, Darlehen oder gar Geschenke?
In den meisten Fällen wird es wohl eine Investition sein. Deshalb macht es Sinn, dies in den Besitzverhältnissen auch entsprechend abzubilden. Ein Schritt, denn wir in absehbarer Zeit nachholen werden.
3. Das richtige Denken entwickeln
Es macht einen Riesenunterschied im Denken, ob ich Geschäftsführer der Ticketpark GmbH bin oder „nur“ Leiter des Projekts Ticketpark innerhalb der Satzart AG. Die Identifikation mit dem Startup ist zwingend nötig, um sich mit Leib und Seele dafür zu engagieren – wenn ich beim Startup angestellt bin, hängt sogar meine berufliche Zukunft vom Erfolg oder Misserfolg desselben ab. Ein Faktor, der Einsatz und Motivation steigen lässt.
Dieses Denken lässt sich über Anstellungsverhältnisse regeln, doch auch Dinge wie Visitenkarten mit dem Logo des Startups oder eine eigene Haupttelefonnummer können dazu beitragen.
Fazit:
Unsere Erfahrung zeigt, dass eine Firma durchaus ihr eigenes Startup gründen kann. Dabei ist es sinnvoll, eine professionelle Investor-Gründer-Beziehung aufzubauen anstelle eines zu eng verwobenen Gebildes zwischen Mutterfirma und Startup.
Weil die gründende Firma grosses Interesse am Erfolg des Startups hat, liegen die Vorteile eines solchen Starts auf der Hand. Die Startupper haben den Kopf frei für das wirklich Wichtige: wie sie ihre Idee am besten auf den Weg bringen. Sorgen um Miete, die Anschaffung von Technik und Details wie Druckerpapier und Mineralwasser können erstmal einfach wegfallen.
Davon können viele Startups bloss träumen.
Wenn Firmen Firmen gründen | Ticketpark Blog - Ticketvorverkauf, Ticketing, Ticketbörse
Spannende Erkenntnisse, welche ich so absolut teile!
Der andere Aspekt sind dann die Herausforderungen für das Management der Mutterfirma: Ich bin so quasi auch zum CEO einer Holding geworden mit zwei 100%-Tochterfirmen und zwei Beteiligungen., habe aber gleichzeitig (noch) die operative Verantwortung über eine Tochterfirma behalten.
* Wie eng führe ich welche der Unternehmen?
* Wieviel Selbständigkeit gebe ich welchem Unternehmen bzw. welchem Team?
* Wie stelle ich sicher, dass alle Firmen (inkl. der Mutterfirma) möglichst selbständig und in sich profitabel sind, aber wir gleichzeitig alle Synergien nutzen?
* Wann bin ich strategisch denkender VR, wann operativer Geschäftsführer?
* etc.
@Patrick
Genau, das ist die andere Seite, die sich genau den von dir gestellten Fragen stellen muss. Auch eine Herausforderung, die nicht zu unterschätzen ist. Wäre spannend, mal von dir zu lesen, welche Antworten du für diese Fragen gefunden hast.
Die Firma innerhalb der Firma: Drei Tipps fürs Gründen aus … | INFOS FINDEN BEI MY-TAG.DE Game, Browsergame, Rollenspiel
Das wäre in der Tat ein spannender Post, aber wahrscheinlich auch recht individuell.
Danke für die Tipps zur Gründung einer GmbH. Mein Schwager möchte eine GmbH gründen und ist über alle Ratschläge dankbar. Der Rat, dass es auch vordergründig um Identifikation mit der GmbH geht, ist echt wichtig. Das werde ich ihm weitersagen.
LG
Ein Freund von mir möchte auch sein eigenes Unternehmen Gründen. Diese soll dann eine GmbH sein. Er lässt sich gerade von einem Notar beraten, um rechtlich von vornherein alles richtig zu machen. Wirkt alles ganz schön kompliziert. Danke für die Tipps!