2010 mit neuen Rekorden an Firmengründungen – und auch Pleiten. Scheinkonkurse verfälschen aber das Bild.
Wie steht die Schweiz als Standort für Firmengründungen 2010 da? Eine aktuelle Studie von Dun & Bradstreet (D&B) bringt ein wenig Licht in diese Frage.
Erstes überraschendes Resultat der Statistik: Noch nie wurden in der Schweiz so viele Unternehmen neu eingetragen wie 2010. 33’550 für die ersten elf Monate, was einem Zuwachs von sechs Prozent gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. Für das Jahresende rechnet D&B mit rund 37’000 Neugründungen. Das wäre ein neuer Rekord, wenn auch das Nettowachstum – also Gründungen minus Konkurse und Löschungen – da nicht ganz mithalten kann. Mit voraussichtlich 11’500 liegt es in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Neben den Neueintragungen ist auch die Anzahl der Konkurse höher als jemals zuvor. Für die ersten elf Monate des Jahres haben 5’618 Firmen Konkurs angemeldet. Das sind rund ein Viertel mehr als noch 2009. Muss man daraus schliessen, dass die Schweiz immer noch voll in der Krise steckt? Nein, denn die Statistik täuscht.
Seit zwei Jahren ist eine Änderung des Obligationenrechts in Kraft, die erst dieses Jahr wirklich durchschlägt. Der neue Artikel erlaubt es unter anderen den Aktionären, „Konkurs durch Organisationsmangel“ zu verlangen, zum Beispiel dann, wenn ein notwendiges Organ einer Firma nicht richtig besetzt ist. Wie eine Mitteilung des Gläubigerverbands Creditreform aufzeigt, sind davon hauptsächlich Karteileichen im Handelsregister betroffen. Die meisten dieser Firmen sind zum Zeitpunkt einer solchen Konkurseröffnung bereits inaktiv, weshalb auch kaum Arbeitplätze verloren gegangen sein dürften.
Die entscheidende Zahl sind daher die Konkurse, die durch eine effektive Insolvenz verursacht werden. 2010 sind es bislang 3’974, was in etwa auf dem Niveau der letzten Jahre liegt.
Zentralschweiz weiterhin Topstandort
Teilt man die neuen Firmen auf die Schweizer Grossregionen auf, ergibt sich für 2010 ein bekanntes Bild im Bezug auf die Standortattraktivität. Das lässt sich insbesondere an der Gründungsrate ablesen, für die ich die Anzahl Firmen auf die Grösse der Bevölkerung umgelegt habe.
Die Schweizer Kantone und ihre Neugründungsraten (Januar bis November 2010):
Region | Neue Firmen | Insolvenzen | Gründungsrate |
Espace Mittelland | 5314 | 652 | 3.1 |
Nordwestschweiz | 3804 | 417 | 3.6 |
Zentralschweiz | 5029 | 434 | 6.9 |
Zürich | 5965 | 561 | 4.5 |
Ostschweiz | 4343 | 442 | 4.0 |
Genferseeregion | 7152 | 848 | 5.0 |
Tessin | 1943 | 256 | 5.8 |
Schweiz insgesamt | 33’550 | 3’610 | 4.3 |
Quelle: Dun & Bradstreet |
In der Zentralschweiz zieht wie zu erwarten vor allem der Kanton Zug den Durchschnittswert stark nach oben, in der Südwestschweiz ist es der Kanton Genf, der die höchste Gründungsrate aufweist.
Gibt es auch eine Statistik darüber, wie sich sowohl die Anzahl der Firmengründungen als auch die Anzahl der Konkurse auf die einzelnen Branchen verteilen? Interessant wäre hier sicher auch eine Tendenz der einzelnen Branchen in 2010 gegenüber den Vorjahren.
Es ist wie so oft…glaube keiner Statistik, die du nicht selbst erstellt hast. Insofern ist die Studie von Dun & Bradstreet interessant. Und da schneidet die Schweiz gemessen an den „Netto-Insolvenzen“ im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Staaten prozentual gesehen nicht schlecht ab.
In den letzten Wochen wurde ich mehrfach auf die angeblich dramatische Entwicklung der Konkurse in der Schweiz angesprochen. Ich bin froh, nun auf diesen illustrativen und nüchternen Artikel verweisen zu können.