Seit diesem Jahr gibt es endlich ein eigenes Förderprogramm für Social Entrepreneurship in der Schweiz. Die Resonanz überzeugt.
Zwischenstand beim Förderwettbewerb SEI für Social Entrepreneurship: rund 40 Prozent der 50 eingesandten Projektideen sind in der Ausarbeitungsphase. Gesucht waren Konzepte, „die gesellschaftliche Herausforderungen auf unternehmerische Art und Weise lösen“.
Jetzt sind in einer zweiten Phase detaillierte Businesspläne gefragt. Neben üblichen Kriterien wie Team, Innovation und Geschäftsmodell berücksichtigt der Wettbewerb die soziale Seite anhand von Replizierbarkeit und Impact der Projekte.
Breite Palette
Die vor ein paar Tagen online gegangene Liste der Exposés erlaubt einen Überblick über die bis jetzt eingegangenen Projektvorschläge. Nicht alle Projektbeschreibungen sind allerdings gleich detailliert und konzeptuell gleich weit. Bei einigen lässt sich die Umsetzung erst erahnen, andere sind bereits gegründet.
Dazu gehört etwa die in Riedikon ansässige DieSozialfirma AG. Das Anfang 2009 gestartete Sozialunternehmen beschäftigt gezielt Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, die gemeinschaftlich in Teams arbeiten. Reinigung und Gartenarbeit sind im Angebot, das Unternehmen zahlt branchenübliche Löhne. Mittelfristig möchte das Unternehmen überwiegend eigenfinanziert am Markt bestehen, wenn auch die gemeinnützige AG noch auf einen Zustupf von Stiftungen und Sozialämtern angewiesen sein wird.
Ein weiteres Beispiel ist die 2008 gestartete Orphanbiotec-Stiftung und AG, die Forschung an sogenannten rare diseases fördern will. Das soll möglich werden mit einem Research-Netzwerk, das den Austausch und Transfer vorhandenen Wissens zur Bekämpfung von vernachlässigten Krankheiten ausbauen will.
Unterschiedlich weit
Während erfreulich ist, dass die Initiative augenscheinlich möglichst vielen Projekten Hand bieten will, vermute ich, dass das den Wettbewerbsaspekt nicht unbedingt einfacher machen wird. So dürften die Juroren gefordert sein, wenn es darum geht, mit gleichen Ellen schon umgesetzte Ideen mit erst auf dem Papier existierenden zu messen.
Auch bei den Projekten in der Frühphase sind interessante Konzepte vorhanden, und vor allem eine breite Auswahl an Gebieten. Projekte in der Schweiz, zum Beispiel zu in Bildung, Coworking oder Beschäftigung sind genauso vertreten wie solche mit einem Fokus auf Entwicklungsländer, dazu gehören unter anderem Trinkwassergewinnung und Recycling.
Die Social Entrepreneurship Initiative läuft als Pilotprojekt dieses Jahr zum ersten Mal. Laut Initiantin Mariana Christen Jacob ist aber bereits klar, dass die Initiative eine Fortsetzung finden und keine einmalige Sache bleiben wird.
Ähnlich wie der Venture-Wettbewerb ist die SEI zweistufig aufgebaut. Zur Trägerschaft der SEI gehört die KTI, die als Förderagentur des Bundes bei der Gründung von Technologieunternehmen Hand bietet. Die SEI startete diesen Frühling mit dem Marketing für den Wettbewerb, am 15. Juli war Einsendeschluss für die Projektideen. Die Gewinner durften an einem einwöchigen Summercamp zum Thema „Financing and Social Impact“ teilnehmen, das Anfang September in Zürich stattfand. In der jetzigen Businessplan-Phase müssen die Ideen konkreter werden. Mit Hilfe von Coaches sollen die Teilnehmer bis Ende Dezember ihre Konzepte als Businesspläne vorlegen.
Neue Anmeldungen sind übrigens auch in dieser Phase noch möglich. Businesspläne können bis zum 31. Dezember eingereicht werden und nehmen zusammen mit den anderen Projekten am Wettbewerb teil. Im Januar werden von einer Jury die überzeugendsten Businesspläne gekürt. Wie genau prämiert wird und ob die Gewinner als Preis mehr erhalten werden als zusätzliche Sichtbarkeit, ist noch offen. Erst ein Spezialpreis der SUVA für Projekte zu beruflicher Reintegration ist gesetzt, er beläuft sich auf 10’000 Franken.