Übersichtliche Ziele setzen und hin und wieder Abstand nehmen: Christoph Seitz gibt Tipps, wie man dran bleibt.
Von Christoph Seitz, Gründer Spontacts
Begeisterung ist das A und O des Unternehmertums. Wenn der innere Antrieb fehlt, scheitert die beste Idee. Gleichzeitig sehen durchschnittliche Ideen das Tageslicht, weil Unternehmer für sie kämpfen.
Wie gelingt es, die Motivation hoch zu halten? Es gibt kein einfaches Erfolgsrezept. Ich möchte ein paar mögliche Ansatzpunkte skizzieren:
- Strukturieren
Als Kreativgeist widerstrebt mir das Planen auf Wochen und Monate hinaus. Wie also soll Struktur meine Motivation unterstützen? Sie tut es indirekt, indem sie verhindert, dass ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehe. Die Meilensteine für unsere Software verstehen wir als grobe und rollende Planung. Trotzdem helfen sie mir, täglich 3 Marketingziele abzuleiten, die ich erreichen will. Jedes abgehakte Ziel gibt ein Erfolgserlebnis. Mehr Ziele zu definieren macht für mich keinen Sinn, denn a) steigt damit das Frustrationspotential und b) erledige ich gerne mehr, quasi als „nice to have“.
- Das Produkt erleben
Die Motivation macht einen Quantensprung, wenn das eigene Produkt fassbar wird. Bei unserer iPhone-Applikation „Spontacts“, die Freizeitpartner für Aktivitäten vernetzt, war die Live-Schaltung der grosse Moment. Sogleich verwendete ich einen Grossteil meiner Freizeit auf Tennisplätzen, im Kino, bei Drinks etc. Natürlich ist das Produkt noch weit von der Marktreife entfernt, aber allein die positiven Reaktionen zur Grundidee sind die Testphase wert. Dazu kommt die konstruktive Kritik neuer und alter Freizeitpartner, die nicht immer zu Luftsprüngen veranlasst, aber Motivation für weitere Verbesserungen liefert.
- Aussergewöhnliches machen
Als Jungunternehmer gehört man zum illustren Kreis derer, die die Welt verändern wollen. Es ist sehr motivierend, Startup-Days, Web Mondays und ähnliche Anlässe zu besuchen. Andere Enterpreneurs können einschätzen, was es braucht, ein Produkt zu lancieren. Man fühlt sich sofort verstanden, à la „geteiltes Leid ist halbes Leid“ und „geteilter Erfolg ist doppelter Erfolg“.
Natürlich gehören auch Team-Events in die Kategorie „Aussergewöhnliches“. Bei Spontacts haben wir den Vorteil, dass auch eine Runde Go-Karting ins „Kerngeschäft“ fällt und wir gerne andere Leute miteinladen. So können wir Plausch und wertvolles User-Feedback verbinden.
Weil man als Jungunternehmer auch ein bisschen crazy sein soll, habe ich mich für die Quizshow „Traders“ angemeldet und bin für eine der nächsten Staffeln als Einzelkandidat nominiert. Warum nicht unkonventionell zu Startkapital kommen? Solche Geschichten machen einfach Freude und motivieren nachhaltig.
- Distanz gewinnen
So schön es ist, sich für eine Idee zu begeistern, so wichtig ist es, Distanz zu halten. Es lohnt sich, das Thema „Startup“ bei einem Bier mit Freunden nicht zu forcieren und den Moment einfach zu geniessen. Ich habe auch schon den Tipp bekommen, am Arbeitsplatz (= bei mir zuhause) die Bilder meiner Freunde aufzuhängen. So ist man sich jederzeit bewusst, dass die Welt nicht nur aus mir und Spontacts besteht. Diese Idee hat für die dunklen Wintermonate durchaus seinen Reiz …
Es lohnt sich auch, Distanz zur eigenen Produktidee zu haben. Bei Spontacts gehen wir momentan durch die Phase der Neuausrichtung. Aus dem ersten „Feldversuch“ haben wir enorm viel gelernt. Für uns ist dies Anlass, das Produkt nochmals von Grund auf zu spezifizieren. Das klingt brutal, ist aber eine Quelle der Motivation. An die neue Version glauben wir nämlich umso mehr, weil wir wissen, wo die Stellschrauben sind.
- Durchbeissen
Wenn alle externen Motivationsquellen versiegen, kommt die stärkste Quelle zum Zug: die Selbstmotivation. Von Roger Federer habe ich mir das „C’me on!“ abgekupfert, das mir schon in vielen Situation den nötigen Energieschub gegeben hat. Wer an seine Idee glaubt, kann ungeahnte Reserven mobilisieren. Trotzdem ist es wichtig, diese Reserven laufend zu erneuern. Jeder Jungunternehmer lernt dabei sein Freundesnetzwerk und seine Familie schätzen. Denn im Gegensatz zu potentiellen Kunden ist auf diese immer Verlass.