Nach dem gestrigen Beitrag von Phil Reichen erzählt auch Marcus Kuhn von seinen Outsourcing-Erfahrungen. Schwerpunkt: Projektmanagement.

von Marcus Kuhn, Gründer connex.io

Startup-Tagebuch: Marcus Kuhn von connex.io

Ich selbst habe einen Abschluss in BWL und obwohl ich ein grosses Interesse und über die Jahre einiges an Kompetenz in technischen Dingen erworben habe, sind meine Programmierkenntnisse mehr schlecht als recht. Kurz gesagt: ein Projekt wie connex.io geht technisch weit über meine Kompetenz hinaus.

Zahlreichen potentiellen Startup-Gründern geht es da nicht anders. Sie haben eine Idee, die sie gerne realisieren möchten, aber es fehlt ihnen das nötige Handwerkszeug um dies selbst zu tun. Einige Unternehmen haben dieses Bedürfnis erkannt und in der flachen, globalen Internetwelt von heute ist es einfacher denn je, jemanden zu finden der das nötige Wissen besitzt. Plattformen wie oDesk oder eLance wirken als Marktplätze für Projekte und Arbeitskräfte (nicht nur Programmierer sind hier zu finden) und bieten ein gewisses Mass an Kontrolle und Sicherheit.

Es ist allerdings weit weniger einfach, das Projekt mit der passenden Person schlussendlich zu realisieren als es ist potentielle Partner zu finden. Dies liegt vor allem an zwei Dingen:

Den passenden Mitgründer zu identifizieren ist schwierig, noch schwieriger wenn man selbst keine Expertise im gesuchten Bereich hat.
Die Zusammenarbeit mit jemandem, den man noch nie getroffen hat, ist eine Herausforderung für sich – insbesondere wenn man unterschiedliche (Fach-)Sprachen spricht. Vor der Gründung von connex.io habe ich einen technischen Mitgründer gefunden. Das hat den Start ungemein erleichtert. Um aber die Entwicklungsgeschwindigkeit zu erhöhen und mit unserem Produkt schneller an den Markt zu gelangen, haben auch wir uns entschieden, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Momentan arbeiten wir mit einer Designerin in Berlin und einem Programmierer in Indien zusammen.

Als outsourcendes Unternehmen muss man sich ganz klar bewusst sein, dass ein Outsourcer nicht im entferntesten das selbe Commitment zu einem Projekt hat, wie dies bei einem Angestellten der Fall ist. Die meisten über oDesk oder ähnliche Plattformen angestellten Programmierer erledigen den Job rein des Geldes wegen. Sie interessieren sich kaum für das Projekt selbst und liefern eine Arbeit ab die im besten Fall der Spezifikation entspricht, oftmals allerdings nicht einmal das. Zudem ist Outsourcing ein zeitintensiver Prozess – gerade auch für den Auftraggeber.
Trotz dieser Schwierigkeiten gibt es für viele Startups keine andere Möglichkeit, als auf die Dienste von Outsourcern zu setzen. Nicht zuletzt der Preis ist oft ein unschlagbares Argument. Um die Schwierigkeiten aber so gut als möglich zu umschiffen hier ein paar Hinweise um problemloser auszulagern:

Specify like hell

Die Spezifikation legt die Grundlage für den Erfolg des Projekts. Sie muss so präzise wie möglich gefasst sein und dem Auftragnehmer ermöglichen, zu erkennen wie genau er was zu erledigen hat. Eine gut geschriebene Spezifikation ermöglicht es, spätere Verwirrung zu verhindern und somit auch die Gesamtkosten zu reduzieren. Derek Sivers hat dazu, wie man als nicht-Programmierer zu einer guten Spezifikation gelangt, bzw. wie man einen Outsourcer anstellt, einen hervorragenden Blogpost geschrieben.

Failure to plan is a plan to failure

Wenn die Spezifikation einmal erstellt  ist, muss sie in Arbeitspakete und Meilensteine transformiert werden. Ohne eigene Kenntnisse ist dies schwierig; aber auch dazu hat Derek Sivers einige Tipps. Sicher ratsam ist das Hinzuziehen eines Bekannten mit dem enstprechenden Wissen oder – als letzte Massnahme – des Outsourcers selbst. Das Festlegen der Arbeitspakete und der Meilensteine lässt den Projektfortschritt messbar werden, ausserdem kann der Auftraggeber dadurch Massnahmen ergreifen, falls der gewünschte Fortschritt nicht erreicht wird. Eigentlich geht es hier einfach um gutes Projektmanagement.

Communicate or die

Der permanente Austausch ist essentiell, um den Plan adaptieren zu können. Wie wir dies bei connex.io tun habe ich in meinem letzten Post zur Zusammenarbeit in einem virtuellen Team dargestellt.  Für isolierte Projekte wie die, welche man an einen Outsourcer übergib, bietet sich aber ein weiteres Tool an. Wir setzen momentan auf Pivotal Tracker, ein Werkzeug für agiles Projektmanagement welches sehr mächtig und trotzdem einfach zu verstehen ist. Dieses nutzen wir für das Tracken von Bugs und Features.

In der Rubrik Startup-Diary schildern Jungunternehmer wöchentlich, mit welchen praktischen Problemen sie in ihrem Gründeralltag konfrontiert werden und welche Lösungsansätze sie gefunden haben.
Die informelle Kommunikation sollte ergänzt werden durch ein im vornherein vereinbartes, reguläres Reporting. Wir setzen dabei auf einen Wochenrhythmus. Dieses Reporting sollte einen festgelegten Mindestinhalt umfassen und muss vom Auftraggeber bestätigt werden.

Ich hoffe, dass die paar Erfahrungen, die wir gemacht haben, hilfreich sind und freue mich über Kommentare mit Fragen oder weiteren hilfreichen Erfahrungen.