In seinem ersten Startup-Diary beschreibt Dominic Blaesi von Flaschenpost, was er in der Gründungsphase gelernt hat und was er heute anders machen würde.
Von Dominic Blaesi, Flaschenpost
Ich freue mich sehr darauf, hier in den nächsten Monaten gemachte Erfahrungen, Gedanken und persönlich Erkenntnisse rund um unser Startup Flaschenpost mit Euch teilen zu dürfen. Ich hoffe, dass Euch unsere lessons learnd beim Aufbau Eures eigenen Unternehmens nützlich sind und freue mich über jede (positive oder kritische) Rückmeldung zu meinen Beiträgen.
Mein erster Post beschäftigt sich mit der Frage, wie man ein Startup überhaupt startet. Jeden Monat lernen wir Menschen mit tollen, umsetzungswürdigen Businessideen kennen, die dann aber aus unterschiedlichen Gründen nicht realisiert werden und in einer Schublade verschwinden. Gute Geschäftsmodelle sind aber dazu da, um realisiert zu werden! Und so frage ich mich am Beispiel Flaschenpost: Was entscheidet eigentlich darüber, ob eine Geschäftsidee umgesetzt wird oder nicht?
Probieren geht über studieren
Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment vor drei Jahren, wo wir uns dafür entschieden haben, das Handeln über das Denken zu stellen. Wir kamen zur Einsicht, dass uns weder die fundierteste Analyse noch der ausgefeilteste Business-Plan eine abschliessende Antwort auf unsere Frage geben kann, ob Flaschenpost funktionieren wird oder nicht. Somit fassten wir uns ein Herz und entschieden uns dafür, unsere Idee „einfach“ in die Tat umzusetzen. Natürlich ist das nicht immer möglich (z.B. im Falle von kapitalintensiven Geschäftsideen), doch mein Punkt ist: Jede Analyse liefert einem schliesslich genau so viele Begründungen, etwas nicht zu tun, wie man braucht. Will man seine Idee wirklich realisieren, gilt früher oder später unausweichlich: Just DO IT!
First things first
Hat man diese erste Hürde einmal überwunden, geht es darum, an den wichtigen Themen zu arbeiten. Typischerweise verbringt man in der Post-Gründungs-Euphorie Stunden mit Namensgebung, Logo-Gestaltung oder geistiger Möblierung von künftigen Büroräumlichkeiten. So erfüllend dies auch sein kann, gibt es in jedem Geschäft ein paar Kernfragen, die zu allererst geklärt werden müssen, da sie über Sein oder Nicht-Sein entscheiden. In unserem Fall gab es geschäftsmodellbedingt zwei Knacknüsse dieser Art: Erstens, werden wir ein weinhändlerübergreifendes Sortiment anbieten können? Und zweitens, wie organisieren wir die Logistik (eine einzige Lieferung, auch wenn die Weine von verschiedenen Händlern stammen)? Uns wurde klar, dass wenn wir diese Fragen nicht befriedigend beantworten können, die ganze Idee nicht umsetzbar sein wird. So arbeiteten wir während zwei Monaten nur an diesen beiden Themen, bis wir wussten, dass wir unsere Dienstleistung wie geplant würden anbieten können.
Ja, ich will…
Nachdem man den Sprung ins kalte Wasser gewagt, die kritischen Umsetzungshürden erfolgreich hinter sich gelassen und den „proof of concept“ erbracht hat, kommt die aus meiner Sicht entscheidendste Frage: Bist Du bereit, mindestens drei bis fünf Jahre Deines Lebens für die Realisierung Deiner Idee einzusetzen? Um ehrlich zu sein, wir haben uns diese Frage bei Flaschenpost nie so konkret gestellt, sondern einfach immer von Monat zu Monat „drauflos“ gearbeitet. Ich glaube aber, dass ich das heute anders machen würde. Einerseits, weil der Umsetzungserfolg ganz massgeblich von diesem Committment abhängt und man den Aufbau effizienter und zielgerichteter angehen kann, wenn man von Anfang an gross und langfristig denkt. Andererseits, weil man so vermeiden kann, dass man ohne es wollen in eine Situation gerät, in der es kein Zurück mehr gibt.
Zusammengefasst sind dies in meiner persönlichen Erfahrung die drei zwingenden Voraussetzungen, die eine Geschäftsidee in die Tat umsetzen:
- Just Do It!
- Knacknüsse zuerst knacken, erst dann an anderen Themen arbeiten.
- Committment mindestens drei bis fünf Jahre für die Verwirklichung seiner Idee zu leben.