In seinem zweiten Startup-Diary beschreibt Christoph Seitz die Herausforderungen, denen sich ein virtuelles Startup stellen muss und gibt Tipps, wie man die Distanz überwinden kann.
Von Christoph Seitz, Gründer Spontacts
Viele Geschäftsideen versanden, weil hohe Produktionskosten den Start verunmöglichen. Mit dem Webprojekt „Spontacts“ sind wir in der glücklichen Lage, unsere Idee virtuell zu produzieren. Als „Cloud Startup“ können wir nicht nur weltweite Ressourcen anzapfen, sondern auch die Kosten tief halten.
Wir drei Gründer sehen uns nicht sehr oft. Zumindest nicht in der Realität. Jeden Tag treffen wir uns um 10 Uhr morgens auf Skype. Im „Standup-Meeting“ besprechen wir kurz, woran wir gerade arbeiten und was die nächsten Aufgaben sind. Daniel sitzt in Helsinki, Florian und ich je in der eigenen Wohnung in Zürich. Wir entwickeln so schon 6 Monate zusammen. Da wir gleichzeitig auch alte Freunde sind, können wir uns diese virtuelle Arbeitsweise leisten.
Die Welt ist nur einen Klick entfernt
Die Grenze zwischen lokal und global löst sich für ein virtuelles Projekt völlig auf. Es spielt keine Rolle, ob das Gegenüber in der Schweiz, in Finnland oder in Indien sitzt. Das bietet unglaubliche Möglichkeiten. Weitere 5 Leute haben sich in unsere „Cloud“ eingeklinkt und tragen teilzeitlich zur Produktentwicklung bei. Zum andern ergeben sich grosse Kostenpotentiale. Für unser Logo haben wir einen Designwettbewerb auf Digital Point ausgeschrieben. Es ergab sich ein intensiver virtueller Austausch mit verschiedenen Grafikern. Schliesslich haben wir das Gewinnerlogo für unglaubliche 10 Dollar einem Belgier abgekauft. Bei unserer Webseite arbeiteten wir mit Texnovate in Indien zusammen, die unsere Inputs kreativ und preisgünstig umgesetzt haben.
Kommunikationstools: Was es da alles gibt!
Was effizient ist, nutzen wir: E-Mail für die tägliche Kommunikation, SMS für spontane Aufmunterungen, Google Docs für Spreadsheets, myDrive als Datenspeicher, Jira für die Aufgabenplanung, Facebook-Fanpage und Twitter für aktuelle Gefühlslagen, Webcalldirect als Telefonanbieter, Skype für Chat und Videokonferenzen. Wir setzen auch colayer ein, eine kontextualisierte Kommunikationsplattform à la Google Wave, die viele Funktionen anderer Tools vereint.
Es ist unglaublich, wieviele kostenlosen Kommunikationsinstrumente zur Verfügung stehen. Noch viel unglaublicher ist, dass diese Tools nebeneinander funktionieren (Hut ab vor der Person, die den Hyperlink erfunden hat!). Ohne diese Hilfen wäre ein „Cloud Startup“ schlichtwegs unmöglich oder zumindest kein Vergnügen. Gleichzeitig nützt alle Kommunikation der Welt nur dann etwas, wenn die Startup-Idee klar definiert ist. Wer das Ziel im Kopf hat, der kann es auf dem virtuellen Weg erreichen.
Keep it real!
Virtuelle Kommunikation hin oder her: Nichts ersetzt ein gemeinsames Bier. Es braucht regelmässige Treffen unter den Teammitgliedern. Sei es, um die Idee kreativ weiterzuentwickeln, sich gegenseitig zu motivieren oder die nächsten Meilensteine zu setzen. Dabei ist nicht zwingend, dass alle Teilnehmer physisch anwesend sind. Wenn wir uns mit dem erweiterten Team in Zürich treffen, kann Daniel meistens nicht aus Helsinki anreisen. Wir schalten ihn dann per Webcam auf den Laptop-Screen und stellen ihn auf den Besprechungstisch. Ein bisschen Improvisation muss sein!
Eigentlich ist es ja paradox: Wir nehmen all die virtuellen Strapazen auf uns, damit Spontacts die Leute im wirklichen Leben zusammenbringt. Dieses Ziel motiviert uns enorm und macht es uns einfacher, die schöne neue virtuelle Welt mit einem Augenzwinkern zu sehen.
Virtuelles Startup, reale Chancen | Spontacts Blog