Über die richtige Strategie eines Startups gibt es viele Philosophien. Eine davon ist die Idee des „Lean Startup“: Schnell in der Entwicklung, nah am Kunden und hochflexibel.
Immer wieder hört man, ein Problem der Startups in der Schweiz sei, dass sie zu gute Produkte auf den Markt bringen wollen. Nun ist es natürlich nicht schlecht an sich, ein möglichst gutes Produkt haben zu wollen. Nach dem Prinzip des Lean Startup ist der Fehler vielmehr, dass der Kunde dieses erst zu Gesicht bekommt, wenn es fertig ist. Falls sich dann durch das Kundenfeedback herausstellt, dass das Produkt eben doch noch Mängel hat, kann es sehr schwierig sein, diese zu beheben – auch weil schon viel Geld und Arbeit investiert wurde.
Bei einem Lean Startup ist das anders. Von Anfang an wird der Kontakt zu den Kunden gesucht und die Annahmen über deren Präferenzen direkt getestet. So entsteht das Produkt in konstanter Rücksprache mit der Zielgruppe und erst wenn dieser Entwicklungsprozess abgeschlossen ist, versucht das Unternehmen sich auszudehnen.
Auf Amerikanischen Blogs ist das Konzept des Lean Startup recht breit diskutiert. Ein besonders grosser Fan davon ist Eric Ries, der auch in der Harvard Business Review darüber geschrieben hat und das Thema regelmässig in seinem Blog aufgreift.
Auch wenn die Methode wie geschaffen für Webstartups scheint, können auch andere davon profitieren. Bei einem Lean Startup geht es unter dem Strich darum, so wenig wie möglich aber so viel wie nötig zu investieren und diesem Gedanken die Führung des Unternehmens anzupassen.
Interessant wäre zu sehen, ob es in der Schweiz Startups gibt die – bewusst oder unbewusst – nach diesen Prinzipien arbeiten. Welche Vor- und Nachteile hat die Idee gegenüber dem urschweizerischen Ansatz, nichts zum Kunden zu bringen, was nicht fertig ist.
Hier ist die sehr schöne klassische Präsentation zu Lean Startups von Eric Ries und Steve Blank auf Slideshare:
http://www.slideshare.net/sblank/lean-startups-steve-blank-eric-ries-presentation
Ich denke, grundsätzlich wird wohl niemand dem widersprechen, dass es wichtig ist, sich an den Kundenwünschen zu orientieren. Der Mittelweg (wenn man sich nicht mit einem halbfertigen Produkt „blamieren“ will), sind immer Testpersonen, mit denen man vor der Markteinführung eine formative Evaluation durchführen kann.
Davon abgesehen ist das natürlich auch vom Produkt abhängig. Wenn ich z.B. eine neue Metall-Legierung für die Industrie entwickelt habe, dann teste ich ihre Eigenschaften im Labor und brauche keinen Kunden fragen. Bei Consumer-Produkten, die die Leute direkt nutzen und kaufen sollen, finde ich es hingegen unverzichtbar, Kundenwünsche zu beachten und das Produkt dementsprechend anzupassen. Man ist als Entwickler immer ein bisschen betriebsblind und muss bereit sein, von den eigenen Vorstellungen abzurücken. Dafür finde ich das Modell des Lean Startup sehr aufschlussreich, am besten, wenn man es gleich noch mit einem Zeitplan versieht.
Aber das sind ja eher triviale Überlegungen zu dem Thema. ;)
Das „Lean Startup“-Prinzip finde ich ganz besonders für Internet-Firmen wichtig. Hier kann man idealerweise eine Seite als „Beta“-Seite kennzeichnen und Feedback und Reaktionen der Nutzer für die Weiterentwicklung sammeln. Da eine Seite am Anfang noch nicht in der Breite bekannt ist, kann durch „Unvollständigkeit“ und andere Makel auch noch kein grosser Schaden entstehen.
Wir sind mit http://www.gryps.ch ziemlich früh mit ein paar wenigen Produktekategorien live gegangen und haben gemeinsam mit unseren Anbietern und Nutzern die Seite stetig weiterentwickelt und Prozesse verfeinert. Auch jetzt sind wir noch weit weg von perfekt, wissen aber, dass die Grundrichtung stimmt und das Geschäftsmodell ankommt. Das gibt uns Sicherheit in die richtigen Massnahmen zu investieren.
Deutschsprachige Lean Startup Quellen : High on Business