Konzepte statt Keywords – ein Genfer Startup hat eine Suchmaschine entwickelt, die gerade vor grossen Texten keine Angst hat.
Aufgebohrtes Google, Kontext-basierte Suche, cognitive-science language acquisition? SalsaDevs Konzept ist nicht ganz leicht zu erklären. Entsprechend schwer taten sich zunächst auch die Gründer, die Idee des Produkts zu kommunizieren. Trotz langer Erklärungen schien die Idee oft abstrakt zu bleiben.
Inzwischen behilft man sich mit Live-Demos, die laut CEO Nicolas Gamard gute Dienste leisten: Statt langfädiger Erklärungen habe man einen „real case“ vor sich, die Kunden könnten den Mehrwert so gleich erkennen.
Dass das System auf diese Weise überzeugt, zeigt die Tatsache, dass das Genfer Startup bereits ein Dutzend grössere Kunden gewinnen konnte – für ein System, das nicht ganz billig ist.
Um trotzdem einen Erklärungsversuch zu unternehmen: SalsaDev ist ein Such- und Indizierungssystem, das beim Durchpflügen grosser Textmengen helfen soll, besonders solcher Daten, bei denen die klassische Keyword-Suche schlechte Resultate liefert. Das System wird von den SalsaDev-Technikern zuerst beim jeweiligen Kunden auf einem dezidierten Server installiert und für den Einsatz kalibriert, indem man es mit Beispieldaten füttert. Anschliessend indiziert und kategorisiert es die Daten vor Ort und ist in der Lage, Textteile anhand von erstellten Fingerabdrücken zu vergleichen. Der Clou: Im Zentrum der Suche stehen nicht Schlagworte, sondern semantische Konzepte.
Suchspezialisten im Visier
Zielen tut das Produkt ganz grundsätzlich auf Information Workers, als Beispiele nennen die Gründer etwa Researcher in grossen Anwaltskanzleien, die grosse Mengen von Fällen, Verträgen, Patenten, Gesetzestexten und dergleichen durchsuchen müssen. Ähnlich nützlich sei die Suche für Finanzanalysten, die Berge von Quellenmaterial durchforsten und auswerten wollen. Für diese Felder sind zwei spezifische Produkte in Entwicklung, über eine dritte für den Pharmabereich wird zurzeit nachgedacht. Nicolas nennt die Spezialisierungen Verticals, im Gegensatz zu einer allgemein einsetzbaren SalsaDev-OEM-Plattform, die schon erhältlich ist. Letztere konnten die Gründer bereits an drei Software-Dienstleister lizensieren, welche die Suche in eigene Enterprise Content Management Systeme (ECMs) eingebaut haben.
Vor allem grosse Textmengen sind die Stärke des Systems, meinen die Gründer und nennen folgenden Usecase: Mit der Anwendung lassen sich in grossen Datenbanken mit Projektausschreibungen interessante Aufträge finden, beispielsweise auf EU-Research. Input sei ganz einfach eine Broschüre zum eigenen Unternehmen oder die gesamte Firmenwebseite. Die Informationen daraus reichen SalsaDev, um unter Tausenden von beschriebenen Aufträgen die geeigneten zu finden.
Software aus der Sprachforschung
Geistiger Vater von SalsaDev ist Stéphane Gamard. Er hatte die Idee zu SalsaDev während seines Masters in Kognitionswissenschaft in den USA, wo auch ein erster Prototyp entstand. Die Technologie für die Software kommt aus einem Fach, das sonst nicht so sehr für kommerzielle Verwertbarkeit bekannt ist – der kognitiven Sprachwissenschaft, genauer: Forschungen zum Spracherwerb bei Kleinkindern.
Als Stephane in die Schweiz zurück kam, holte er zur Firmengründung seinen Bruder Nicolas ins Boot. Stéphane leitet die Entwicklung, während Nicolas sich als Geschäftsführer um Administration und Finanzen kümmert. Mit Andrew Janowczyk und Rafael Rimbert hat man zusätzlich zwei weitere Techniker an Bord. Die Firmengründung von SalsaDev fand im Sommer 2009 statt, unterstützt „einem kleinen Betrag“ an Seed-Financing, wie Nicolas erzählt. Seither haben die Gründer weitere Finanzierung an Land gezogen, da die bisherigen Cash-Flows noch nicht für die Wachstumsziele ausreichten, so der CEO. Trotzdem ist man froh um die schon früh erzielten Verkäufe. Sie validierten das Geschäftsmodell für die Gründer selbst und seien in Verhandlungen mit Investoren eine grosse Hilfe.
Als nächsten Milestone haben die Gründer die Lancierung einer SAAS-Plattform geplant. Sie soll in den nächsten Wochen für erste Betatests an den Start gehen. Mit dieser dürfte das Geschäftsmodell besser skalierbar werden, da kein Einbinden der Software beim Kunden vor Ort mehr nötig sein wird. Stattdessen läuft die Indizierung der Daten über das Internet und ohne einen eigenen Server beim Kunden.