Bürogemeinschaften und Coworking Spaces: Welche Angebote gibt es inzwischen in der Schweiz und für wen eignen sie sich?
Update (2013): Eine aktuelle Liste von Angeboten findet sich hier: Coworking hat sich etabliert.
In einem ersten Teil haben wir das Phänomen Coworking generell angeschaut, in diesem Beitrag geht es um konkrete Angebote.
Die Möglichkeiten für Coworking inklusive Communityphilosophie konzentrieren sich zurzeit auf die Stadt Zürich, ein paar weitere gibt es in der Genferseeregion. Für den Rest der Schweiz muss man (noch) mit klassischen Bürogemeinschaften vorlieb nehmen.
Und auch in Zürich ist das meiste erst im Entstehen. Jürg Rohners Citizen Space an der Heinrichstrasse ist nach wie vor einsamer Vorreiter. Hier sind 20 Arbeitplätze vorhanden, die sich auf 500 Quadratmeter verteilen. Preislich bietet man mehrere Modelle, je nach gewünschter Flexibilität beträgt die Tagesmiete 30 Franken, die Wochenmiete 170 Franken oder die Monatsmiete 450–680 Franken.
Ebenfalls in Zürich ist mit dem Betahaus eine Schweizer Version des grössten deutschen Spaces geplant. Nachdem sich vor kurzem Pläne zerschlagen hatten, eine Liegenschaft an der Lessingstrase zu beziehen, ist jetzt ersatzweise ein Provisorium geplant, wie Pascal Baumgartner von den Initianten auf Anfrage erklärt. Wenn alles nach Plan funktioniere, sei man im August bezugsbereit. Wo genau man sich einmieten will, mag Pascal aber noch nicht sagen, da noch nichts unterschrieben sei. Mit dem Provisorium will man auf 200 Quadratmetern etwa 20 Arbeitsplätze anbieten. Vorläufig soll es eine Zwischenlösung sein, bis ein Zuhause für die Art von Coworking Space gefunden ist, den sich die Gründer wünschen. Platz für ein Café soll er haben, zentral gelegen sein und mindestens doppelt so gross sein.
Was die Preise angeht, will man sich ähnlich positionieren wie der Citizen Space: „450-500 Franken als Monatmiete dürften in etwa die Schuhgrösse sein,“ meint Pascal.
Zur Ausstattung der Coworking Spaces gehören jeweils ein Sitzungszimmer, Wireless, ein Kopierer, ein Drucker und eine Kaffeemaschine.
Auch im Aufbau: Coworking für Sozialunternehmer. Einen flexibel nutzbaren Arbeitsraum und Gelegenheit zum Austausch will der Hub Zürich anbieten. Soweit sein wird es aber frühestens im Oktober, die Haupteröffnung folgt gar erst im Januar.
Container-Coworking
Einen anderen Ansatz verfolgt das Basislager in der Zürcher Binz. Statt eines gemeinsamen Arbeitraumes hat hier Projektgruppe Basislager zur Zwischennutzung eines Brachareals einen Containerbau installiert. Die einzelnen Container sind als Werkstätten oder Büroräume anmietbar. Seit etwas mehr als einem Jahr und noch bis Herbst 2011 beherbergen sie Kreativarbeiter, Gründer und Kleingewerbe aus unterschiedlichen Branchen. Wenn auch prinzipiell die Zielgruppe dieselbe ist, richtet sich das Angebot sich aber mehr an fertige Firmen und Teams als an einzelne (Teilzeit)-Selbständige.
In der Genfersee-Region tut sich ebenfalls etwas. In Lausanne ist seit eineinhalb Jahren der Eclau (Espace Coworking Lausanne) aktiv und bietet Arbeitsplätze für 300 Franken pro Monat an. Eher informell ist dagegen das Angebot von La Muse in Genf, einer Ateliergemeinschaft.
Und schliesslich hat auch der Ostschweiz-zentrierte Förderverein Ostsinn Pläne für ein Projekt in St. Gallen, momentan ist man auf der Suche nach Unterstützern.
Klassische Bürogemeinschaften
Neben diesen Coworking Spaces gibt es noch die Anbieter, die Räumlichkeiten zur gemeinsamen, flexiblen Nutzung anbieten. Wer einen Shared Workspace vor allem zur Kostenersparnis sucht, kann hier auch ohne viel Coworking-Philosophie das richtige finden.
Seiten wie allebusinesscenter.ch, regus.ch oder buerogemeinschaft.ch erlauben die Suche nach entsprechenden Räumlichkeiten. Auch das Konzept des virtuellen Büros wird angeboten: Die Anbieter betreiben Business Center in mehreren Schweizer Städten und stellen Geschäftsadressen und Telefonnummern für Homeoffice-Arbeiter oder Coworker zur Verfügung.
Ob und inwiefern sich die Begeisterung für Coworking Spaces in der Schweiz in einem grösseren Stil entzünden wird, dazu mag auch Pascal Baumgartner vom Betahaus Zürich keine Prognose wagen. So war etwa die Menge an Feedback entäuschend, die die Betahaus-Initianten auf eine Umfrage erhielten. Es wird sich zeigen, ob das Bedürfnis nach solchen Arbeitsplatzmodellen durch ein breiteres Angebot und grössere Bekanntheit des Konzepts geweckt werden kann. Ein Grundnachfrage scheint aber vorhanden: Citizen Space und Basislager sind voll ausgelastet, und auch in Lausanne wird das Angebot gut genutzt.
Aufruf: Die Liste kann jederzeit ergänzt werden, falls jemand Hinweise auf weitere Schweizer Coworking Spaces hat.
Update 6.7.: Lukas Fischer von Guzuu und netnode hat uns gerade auf seinen neu eröffneten Space Coworking Box aufmerksam gemacht.
Wäre interessant zu wissen, wohin der Link „Menge an Feedback entäuschend“ hätte zeigen sollen.
Hallo Martin,
auf einen Eintrag im Betahaus-Blog, den vom 5. Juni.
Warum Coworking besser ist als ein Büro
Aus eigener Erfahrung bin ich absolut davon überzeugt, dass die Arbeit im Coworking besser ist als im Büro. Und hier sind fünf Gründe, warum ich so denke.
Beim Coworking besteht die Möglichkeit, einen Platz für einen Tag, einen Monat oder ein Jahr (manchmal sogar stündlich) zu mieten, was für Freiberufler oder Anfänger sehr praktisch sein kann.
Es ist möglich, „minimale Vorteile“ zu nutzen – einen komfortablen Arbeitsplatz (einen separaten Tisch, Internetzugang), Tee und Kaffee, eine Küchenzeile und einen Unterhaltungsbereich oder einen Ort zum Entspannen mit bequemen Sofas, Büchern und Zeitungen.
Coworking spielt eine geringe Rolle bei der Sozialisierung von normalerweise introvertierten Freiberuflern, Hitmachern und Programmierern. Coworking ist ein Raum, in dem es unmöglich ist, nicht mit anderen Mitgliedern dieser Gesellschaft zu kommunizieren.
Mit Coworkings können Sie nicht nur einen separaten Tisch, sondern je nach Bedarf auch einen separaten Raum (fast ein Büro) mieten.
Coworking in Deutschland wird entwickelt.