Ortsbezogene mixed-reality Games aus der Schweiz. Startwerk zu Besuch beim Team von Gbanga in Zürich.
Eingemietet hat sich das Spiele-Startup einen Steinwurf entfernt von der Langstrasse. Hier hat das neunköpfige Team von Gbanga seine bisherigen Veröffentlichungen entwickelt, von denen das aktuelle Flaggschiff Gbanga Famiglia, eine mixed-reality-Mafiasimulation, seit wenigen Wochen als Iphone-App erhältlich ist und am 27. April zusätzlich zur Schweiz auch in Deutschland gestartet ist.
An diesem Morgen beschäftigt das Team gerade die Überarbeitung des Tutorials, das die Spielmechanismen möglichst einfach erklären soll. Nach dem Vergleich mit Einführungen anderer Services wie Fourquare ist man zum Schluss bekommen, es knapper und prägnanter zu gestalten. Die Implementation übernimmt Art Director Chris Solarski, von dessen Zeichenbrett die Spielfiguren stammen und der auch die Papercut-Ästhetik des Spiels erdacht hat. CEO Matthias Sala ist gerade mit Finetuning der Webseite beschäftigt und Mitgründer und CTO Julio Perez arbeitet an den Lua-Scripts, die die Spielinhalte zum Laufen bringen. Am täglichen Scrum-Meeting kommen die aktuellen Entwicklungsziele aufs Whiteboard.
Das 2008 gegründete Unternehmen hat in den letzten Wochen einige Milestones hinter sich gebracht. Nachdem im letzten Sommer bereits ein Minispiel für der Zürcher Zoo veröffentlicht haben, ist jetzt mit Gbanga Famiglia jetzt ein Spiel auf dem Markt, das die Idee der Gründer komplett umsetzt: Spiele zu bauen, die mit ortsbezogenen Inhalten im Zwischenbereich von echter Welt und virtuellen Spielelementen auch Menschen anziehen, die sonst keine grosse Videospielaffinität haben.
In Famiglia kann man ähnlich wie in ortsbasierten Diensten wie Gowalla oder Foursquare via Mobiltelefon in reale Lokalitäten einchecken, an denen sich der Spieler gerade befindet. Diese sind dann für den eigenen Mafiaclan in Beschlag genommen und werfen Schutzgeld ab. Deshalb müssen sie auch gegen andere Spieler rivalisierender Clans verteidigt werden. Virtuelle Charaktere, die mit dem Spieler kommunizieren und auf der Karte einsammelbare Gegenstände bevölkern zudem die Welt. Momentan basieren das Spielziel und -belonung noch primär auf dem Erzielen von Punkten. Ein Quest-System mit Aufgaben und Storyelementen wollen die Gründer später einbauen.
Die Gbanga-App ist kostenlos. Monetarisieren möchte die Gründer ihre Plattform mittels eines Micropaymentsystems. Die Spieler werden, ähnlich wie bereits in anderen Massively-Multiplayer-Spielen realisiert, virtuelle Güter und zusätzliche Inhalte erwerben können. Ein Modell, das besonders das US-amerikanische Startup Mytown – das mehr User als Gowalla oder Foursquare hat – erfolgreich bewirtschaftet: stolze fünf Prozent der Mytown-User geben Geld für virtuelle Inhalte aus, sagt Matthias.
Zwei Ziele befinden sich auf der Agenda des Startups ganz oben, sagen die Gründer. Erstens geht des offensichtlich darum, die Userzahl kräftig zu steigern, wozu auch die baldige Portierung des Spiel auf Android beitragen soll. Zudem sucht man nach Communitypartnern, um schnell bekannter zu werden. Zweitens ist das bisher eigenfinanzierte Unternehmen auf der Suche nach Angelinvestoren. Die Finanzierungsrunde, die noch bis Ende Mai laufen wird, zielt auf Investitionen im sechsstelligen Bereich. Das Geld wird vor allem für eine rasche Internationalisierung der App benötigt. Die geplante Expansion ins europäische Ausland steht dabei unter einem guten Stern: Mit dem Launch in Deutschland ist man soeben Konkurrent aki-aki games zuvorgekommen und könnte in Europa einen Firstmover-Vorteil erobern.
Generell tut sich zurzeit einiges in der Schweizer Spielentwicklerszene, wie Matthias sagt. Mit dem neuen Studiengang Game Design an der ZHDK hat der Standort Zürich vor kurzem eine Know-How-Ressource gewonnen. Ausserdem hat die Kulturförderungs-Stiftung Pro Helvetia angekündigt, Fördermittel für die Spielentwicklung zur Verfügung zu stellen. Und in den letzten Jahren haben sich bereits einige Studios hierzulande formiert. Um den Austausch zwischen den bestehenden Akteuren zu fördern hat Matthias die IGDA Schweiz mitgegründet, welches am 11. Mai in Lausanne das nächste nationale Treffen hat.
Gbanga gehört zu den Venture Leaders 2009 und hat KTI-Coaching.
Ein fotografischer Augenschein im Hauptquartier: