Das social web optisch personalisieren: Fontself will die Benutzer Schriften und Emoticons selber gestalten und einbinden lassen.
Schriften gibt es viele. Doch während eine Handschrift viel über den Verfasser aussagt, bleiben Texte im Web relativ unpersönlich. Wer bloggt und ein wenig Technikverständnis mitbringt, hat zumindest etwas Einfluss auf die typografische Gestaltung seiner Inhalte. Auf Plattformen wie Facebook dagegen ist man aufs corporate design der Seite beschränkt. Fontself will das ändern, indem es mit einer webbasierten Zeichenapplikation den Nutzer zum Grafiker macht, vorläufig zumindest für Emoticons.
„Eine Schrift zu designen ist ein äusserst aufwendiger Prozess“, sagt der der Grafikdesigner Franz Hoffman. „Jede Kurve muss man einzeln entwerfen und definieren.“ Und anschliessend kommt erst die komplexe Einbindung in ein Betriebssystem, ohne dass die Schrift einfach für den Einsatz im Web zur Verfügung stünde. Um eine Lösung für dieses Problem zu finden, hat er sich mit Marc Escher zusammen getan. Der Softwareentwickler und der Grafikdesigner hatten die Idee, eine Applikation zu entwickeln, bei dem man lediglich das zeichnerische Design machen muss um eine Schrift verwenden zu können. In ihrem Vorhaben bestätigt wurden die beiden Gründer durch das positive Feedback, welches sie an der Lift Conference in Genf bekamen.
Vor drei Wochen wurde nun die Version Fontself Light aufgeschaltet. Damit können die Nutzer von Fontself selbst Smileys und bestimmte Schlüsselwörter gestalten. Zudem steht bereits jetzt eine Reihe von Schriften zur Verfügung, die man – wie auch die Smileys – auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder bei Blogger per Widget verwenden kann.
Anders als ursprünglich beabsichtigt, ist diese Applikation nicht ausschliesslich für professionelle Nutzer gedacht. Vielmehr sollen damit vor allem junge Leute angesprochen werden, denen die bestehenden Ausdrucksmöglichkeiten nicht reichen. Daneben zielt Fontself längerfristig auch auf User, die ihren Webauftritt personalisieren und professionell gestalten möchten, etwa Blogger oder Musiker, und dabei nicht viel Sinn fürs technische haben.
Nach den weiteren Plänen gefragt, kann aber Franz Hoffman nur bedingt Auskunft geben und weicht aus: „Um den Kunden dienen zu können, möchten wir Feedback erhalten und von ihrem Verhalten lernen.“ Ausserdem haben auch die Macher von Fontself gelernt, dass alles immer etwas länger dauert als geplant. So sind zwischen der Gründung und dem Aufschalten der ersten Version drei Jahre ins Land gezogen. Wann die nächsten Schritte den Nutzern zugänglich gemacht werden, ist deshalb unklar.
Ebenso offen ist auch, wie genau die jetzigen Dienstleistungen monetarisiert werden sollen. Einzig zu erfahren ist, dass man irgendwann zusätzlich zum öffentlichen Inhalt kostenpflichtige Zusatzfeatures anbieten wird, mit denen sich Fontself dereinst finanzieren will – Freemium also. Dazu könnte auch ein Programm zählen, dass, wie ursprünglich geplant, für die Zielgruppe der professionellen Designer gedacht ist. Vorerst geht es aber noch darum, möglichst viele der existierenden sozialen Netzwerke von Fontself zu überzeugen.
Fontself ist einer der Gewinner der IMD 2010 Startup Competition, waren 2009 unter den Teilnehmern bei Venture Leaders und haben 2008-2010 CTI Start-up Support erhalten.