Wenn die Geschäftsidee einmal da ist, kommt eine Frage immer gleich an nächster Stelle: Mit wem lässt sich das umsetzen?
Man hört und liest es immer wieder: Sowohl Investoren wie die Gründer selbst werden nicht müde zu betonen, wie wichtig das richtige Gründerteam für ein erfolgreiches Startup ist.
Simeon Simeonov hat auf Venture Hacks dazu einen lesenswerten Gastbeitrag gepostet. Während der Artikel mit When to fire your co-founders etwas provokativ getitelt ist, geht er hauptsächlich der Frage nach der richtigen Rezeptur für Teams nach.
Ausgehend von ein paar Negativbeispielen kommt Simeon zum Problem, was bei einem Startup alles schiefgehen kann, wenn die Chemie nicht stimmt. Und das auch aus der Perspektive eines Investors, der bei echten Zweifeln an einer guten Zusammensetzung wahrscheinlich passen wird, ohne dabei aber diesen Grund zu nennen. Sein Modellgedankengang laut Seth:
„…there is still a lot of recruiting work to do whether the team changes happen before or after an investment. Frustrating… this could have been a good seed deal. Now it’s too complicated. I’ll pass using some polite non-reason.“
Das ist natürlich nur ein Möglichkeit. Ein aufgeschlossener Investor, der erfahren ist im Aufbau von jungen Unternehmen – vielleicht sogar selber schon gegründet hat – würde hier vielleicht nicht direkt die Flinte ins Korn werfen und das Team auf seine Zweifel hinweisen.
Welche Mannschaft für welchen Kurs?
Das ebenso leicht gesagte wie schwer umgesetzte Allheilmittel für jegliche Probleme ist also: für alle Eventualitäten die richtigen Leute an Bord holen. Dabei gibt es aber einige Schwierigkeiten, die die Struktur von jungen Unternehmen mit sich bringt:
- Ausrichtung der Firma noch nicht ganz klar
- Es lassen sich nicht beliebig Leute einstellen
- Das eigene Recruiting-Radar ist begrenzt
- Der Posten ist jetzt (noch) kein attraktiver Arbeitsplatz
- Die Beurteilung von Kandidaten ist schwierig
Das sind Probleme, die sich kaum umgehen lassen. Was man trotzdem tun kann, um gut aufgestellt zu sein, versucht Simeon auf zehn Faustregeln herunter zu brechen. Hier ist eine abgekürzte Auswahl einiger Punkte. Sie sind etwas grob geraten und je mit einem „aber“ zu versehen, geben aber trotzdem eine Richtung vor.
- Netzwerken, und zwar von Anfang an auch im Hinblick auf Talentsuche
- Anfangs auf Generalisten setzen, erst später Spezialisten einstellen
- Mit der Vergabe von Titeln nicht zu voreilig sein, später lässt sich das immer noch nachholen
- Offen und ehrlich Teamkompetenzen intern und gegenüber Investoren ansprechen, Verbesserungsmöglichkeiten suchen
- Erfahrene Teilzeit-Mitarbeiter finden, von ihnen lässt sich viel lernen, auch wenn sie nur ein paar Stunden pro Woche da sind
- Das Team ändern, wenn unbedingt nötig – „Don’t wait for an investor or someone else to do it for you.“
Auf Techcrunch hat sich vor einiger Zeit Seth Steinberg von Meebo mit derselben Frage beschäftigt. Auch er geht stark auf den Punkt der komplementären Fähigkeiten ein und Denkweisen ein und gibt ein paar Anregungen für das Finden der richtigen Leute. Dafür sei vor allem viel Eigeninitiative nötig, da man im eigenen Umfeld selten unmittelbar fündig werde. Schliesslich sei es bekanntlich so, dass wir uns alle tendenziell unter Menschen bewegen, die ähnlich ticken wie wir selbst. Also genau die Leute, die sich vermutlich nicht zu einem breit aufgestellten Team ergänzen würden.
Seths Tipps: Netzwerken, sei es noch an der Uni in studentischen Vereinen, in akademischen Startup-Fördergruppen (in der Schweiz z.B. Startglobal) oder auch mit einer selbst gegründeten Gruppe. Momentane oder frühere Arbeits- oder Praktikumsplätze liessen sich ebenso nach nützliche Kontakten durchforsten – wenn nötig mit viel herumfragen nach den richtigen Intros.
Und wenn sich gar kein Anschluss finden lasse, könne man es immer noch so machen wie er selbst, der in New York längere Zeit vergeblich nach geeigneten Mitgründer gesucht hatte: Dorthin ziehen wo das Umfeld passe, ins Silicon Valley.