Suchmaschinenmarketing: Die Webrepublic versucht mit den Argumenten Google-Erfahrung und Full-Service den Markt zu erobern.
Seit August ist die Webrepublic als Agentur für SEM im Geschäft, hat aber erst seit wenigen Tagen eine richtige Webseite. Dabei hat sie bereits jetzt ein Kundenportfolio in dem etwa Manor, die SBB oder Orell Füssli vorkommen. Wie geht das?
Einerseits brachte Gründer Tom schon ein solides Netzwerk mit, andererseits setzt die Firma konsequent auf Verbreitung über Mundpropaganda.
Angefangen hat die Webrepublic mit zwei Leuten: Thomas Hanan und Tobias Zehnder. CEO Tom war der erste Schweizer Googler und hat die Vertriebsseite für Google Schweiz und Österreich und das Zürcher Office mitaufgebaut. Was unter anderem hiess, eine erste Fuhre von Büromöbeln von der Ikea für die zukünftigen Büros heranzuschaffen. Tom arbeitete sechs Jahre für die Sales-Abteilung von Google, vorher leitete er Yahoo Schweiz. Tom und Tobias lernten sich 2007 kennen, als dieser ein Praktikum bei Google machte. Er hat ausserdem seine Lizarbeit über Onlinewerbung geschrieben und für Zed digital gearbeitet, woher er die Agenturenlandschaft aus eigener Erfahrung kennt. Vor gut einem Jahr, als er gerade seine Prüfungen abgeschloss, bekam er dann eines Morgens ein SMS von Tom mit der Frage: „Kaffee?“
Kein fixer Businessplan
Daraus entstand das Projekt einer Online-Marketing-Agentur. Beim Start im August setzten die beiden ausschliesslich auf ihr Fachwissen und Toms Netzwerk. Sie legten los ohne einen fixen Businessplan und entscheiden auch jetzt noch viel aus dem Tagesgeschäft heraus. „Wir entwickeln uns auf täglicher Basis“, sag Tobias dazu. Darum sei auch noch offen, wo man in einem Jahr stehe. Im Moment setzen sich die Kunden aus grossen und kleinen Firmen gleichermassen zusammen, woran die Gründer zurzeit nicht rütteln wollen. Grössere Projekte mit mehr Traffic und spezifischen Anforderungen seien für sie genauso interessant wie kleinere Aufträge mit mehr Kreativarbeit.
Umfassend beraten und proaktiv Lösungen suchen, das soll laut den Gründern die Dienstleistung von Webrepublic sein. Damit und durch ihre Unabhängigkeit von Google will sich die Webrepublic vom Service unterscheiden, den die Suchmaschine selber ihren Werbekunden bietet.
Statistische Detektivarbeit
Vom Prozess her ist eine SEM-Kampagne folgendermassen aufgebaut: Am Anfang eines Auftrags steht immer die Analyse des Produkts und eine Recherche darüber, wie es im Internet gesucht werden könnte. Anschliessend schlägt die Agentur ein Keyword-Portfolio vor, das sich für das jeweilige Budget bei Google platzieren lässt und möglichst gute Resultate – also Klicks – verspricht. Zur Beratung dazu gehört auch die passende Verlinkung auf entsprechend designte Landingpages und ein Konzept zur richtigen Präsentation des Produkts – immer ausgehend vom Suchverhalten der Kunden.
Nach Aufsetzen und Lancierung einer Kampagne kommt in der Betreuung dem Nachjustieren der Adwords anschliessend die eigentliche Detektivarbeit. Das Team beobachtet mit Statistiktools die Ausbeute der verwendeten Keywords und bessert nach wo es nötig ist. Zum Beispiel wenn es eine veränderte Konkurrenzsituation oder andere Faktoren verlangen. Die Republik im Namen ist Teil des Programms. Das Unternehmen hat enge Partnerschaften mit mehreren Dienstleistern im Onlinebereich, vom Webdesigner bis hin zum Werbetexter. Diese „Webrepublikaner“ werden von Tom und Tobias im Kundenkontakt ins Gespräch gebracht und helfen dabei, gleich Gesamtlösungen anzubieten.
Seit wenigen Tagen ist das Team zu sechst. Hinzugekommen sind ein Account Manager, zwei Teilzeitstellen im Kampagnensetup- und Management in Fremdsprachen und ein Mitglied des Verwaltungsrats als Leiter des Engineerings. Nach und nach wollen die Gründer das Online-Marketing „in alle Richtungen erweitern“, hin zu Usability-Analyse, Suchmaschinenoptimierung, Banner-Kampagnen, Site Analytics und weiteren Services.
Webrepublic-Portrait in der NZZ - @tozehnder