Eine gute Idee und Marktpotential sind vorhanden, trotzdem fehlt es an Startkapital? Wege abseits des Üblichen, das nötige Kleingeld auftreiben.
Unkonventionelle Ideen sind manchmal gefragt wenn es darum geht, Startkapital zu beschaffen. Nicht jeder ist dabei so kreativ wie Jason Satler, der Geld brauchte, um seine Onlinewerbeagentur zu finanzieren. Er hat 2009 seinen Oberkörper als Werbefläche vermarktet, läuft darum jeden Tag in T-Shirts von anderen Sponsoren herum und bloggt und twittert darüber. Mit einem Tarif von von 1 Dollar zum 1. Januar bis zu 365 am 31. Dezember wird Jason aufgrund des regen Medieninteresses zu Silvester rund 70’000 Dollar verdient haben.
Finanzierungs-Alternativen
Wege zur Finanzierung von Unternehmensgründungen gibt es viele, aber nicht alle sind in wirtschaftlich schlechten Zeiten gleich gangbar.
Unternehmer Seth Godin postuliert auf seinem Blog einen dritten Weg neben den klassischen, Eigen- und Fremdkapital. Denn diese haben die bekannten Probleme: Banken scheiden meist aus, weil ihnen das Risiko zu hoch ist. Und professionelle Angel-Investoren und Venture-Kapitalisten sind schwierig zu bezirzen. Sie haben die Auswahl aus zahllosen Investitionsmöglichkeiten und die Chance ist gross, dass sie sich für jemand anderen entscheiden. Zudem sind sie selten daran interessiert, einen kleinen florierenden Betrieb aufbauen zu helfen. Wenn ein Startup kein hohes Wachstumspotential oder das Gründerteam keine Exit-Strategie hat (die es erlaubt, das Unternehmen irgendwann gewinnbringend zu verkaufen), ist das meist bereits ein „Dealbreaker“.
Eine mögliche Lösung wäre, so Godin, stattdessen einen Amateur-Investor zu gewinnen. Ein nicht professioneller Investor ist jemand, der keinen Bedarf an grossen Wachstumsszenarien und einem Ausstieg per Weiterverkauf des Unternehmens hat. Er sucht eine Renditemöglichkeit abseits vom Finanzmarkt und hat Interesse an Unternehmertum. Vor allem ist er bereit, längerfristig Geld in ein Startup zu investieren.
Transparentes Angebot
Im Gegenzug erhält der Investor ein sehr transparentes Ertragsangebot: Der Handel zwischen Gründern und Investor basiert schlicht auf dem Modell des Buchhandels. Von jeder verkauften Einheit erhält der Investor einen prozentualen Erlös. Vorteil dieser Lösung ist, dass sie sich vertraglich leicht regeln lässt und einfach zu vermitteln ist. Sie gibt den Gründern eine Möglichkeit in die Hand, dem Investor gegenüber mit einem konkreten Möglichkeit aufzutreten, sich zu beteiligen ohne Firmenanteile halten zu müssen.
Zwar ist die Anwendbarkeit dieses Modells beschränkt. Unternehmen wie Biotechfirmen scheiden aus, weil sie sehr hohe Investitionen und viel Zeit brauchen, bevor sie profitabel werden. Für ein Dienstleistungsangebot, einen Shop oder ähnliches ist das Erlösmodell hingegen bestens geeignet, und generiert für den Investoren Cash-Flows praktisch vom ersten Tag an.
Jede Menge Millionäre
Nicht nur Godin plädiert für Alternativmodelle dieser Art. Business Angel und Unternehmer Nicolas Berg rechnete am Venture-Apéro in Zürich vergangene Woche vor, dass es 160’000 potentielle Amateur-Investoren hierzulande gebe – die Anzahl der Schweizer mit einem Vermögen von mehr als 1 Million Franken. Demgegenüber gebe es nur rund 1’000 institutionalisierte Angel-Investoren. Auch für ihn ein Grund zum Tipp, abseits vom umkämpften Feld auf Investorensuche zu gehen.
Wie muss ich mir das jetzt vorstellen? Einfach mal durch die zürcher Goldküste schlendern und hier und dort mal klingeln?
Hallo Dani,
Nun ja, ganz so würde ich es nicht machen, auch wenn das sicherlich ein interessantes Experiment ergäbe. :)
Godin gibt ja Beispiele für mögliche Investoren, auch wenn er bei der Kontaktaufnahme nicht genauer wird.
Da geht es vor allem drum, erst mal sein Kontaktnetzwerk auszuschöpfen. Vom ehemaligen Arbeitgeber über den vermögenden Zahnarzt bis hin zu Unternehmern/Firmenchefs in der Umgebung. Wenn man bedenkt wie viel Arbeit man ohnehin in das Suchen eines VCs oder Angel Investors steckt, dann ist es kein grosser Mehraufwand, mal den engeren Radius der über Mittel verfügenden Menschen im eigenen Umfeld abzuklappern. 10-20 Kandidaten bekommt da sicher jeder zusammen.