Der ETH-Spinoff Optotune ist auf dem Weg, sich am Markt zu etablieren.
Wer bei Optotune in ihrer Niederlassung in Dübendorf anruft, bekommt immer noch direkt einer der Gründer an den Apparat, ganz startup-like. Dabei beschäftigt Optotune am Standort Schweiz bereits 14 Leute, KTI-Projektmitarbeiter nicht mitgerechnet. Bei Partnerfirmen in China und den USA sind weitere acht Angestellte am Werk.
Das Technologie-Startup erlebt zurzeit seine erste grosse Umbruchphase. Bisher lagen Forschung und Entwicklung im Zentrum, das Unternehmen räumte zahlreiche Förderpreise ab, darunter Venture Kick und DeVigier, jetzt stehen erste Prototypen bereit und sind bei interessierten Kunden im Test. Optotune muss jetzt, eineinhalb Jahre nach der Gründung, den Übergang von einem reinen F&E-Betrieb in ein rentables Unternehmen schaffen, wie Manuel Aschwanden erklärt. Die Gründer haben alle primär einen Ingenieursbackground – man könnte meinen, nach dem Tüfteln beginne jetzt der langweilige Teil, das Verkaufenmüssen. Für den CEO ist es genau umgekehrt.
Nach der „trockenen Entwicklung“ freut sich Aschwanden darauf, Optotunes Produkt bald im Einsatz zu sehen. Dafür sieht es gut aus: Das Startup hat einen Produktspartner gefunden und ist für die nächsten 12 Monate ausreichend finanziert.
Eine Linse für alles
Optotunes Innovation sind „einstellbare“ Linsen. Wo in der Optik bisher nur Systeme mehrerer starrer Linsen zum Einsatz kamen, und die Brennweite durch Verschieben dieser Linsen reguliert wurde, will das Startup Neuland betreten. Die Idee dazu haben sich die Optotune-Gründer beim Auge abgeschaut, in dem eine einzelne, verformbare Linse alle nötigen Fokallängen abdeckt. Optotunes flexible Linsen werden je nach Einsatzgebiet durch elektroaktive Polymere verformt, eine Art synthetischer Muskeln, die beim Anlegen von Spannung kontrahieren. Der Vorteil der Technologie liegt laut Optotune in gespartem Platz und dem Verzicht auf bewegliche Teile.
Der Launch der erste Geräte für den Durchschnittskunden ist für 2011 geplant, dann könnten erste Notebooks und Handys mit einstellbaren Linsen am Markt sein. Abnehmer wären Grosskunden wie Handy- und Computerkonzerne, für Aschwanden ein Markt der einfach und schwierig zugleich ist. Einerseits sei Optotune der Vertrieb und das Marketing durch eine Partnerfirma abgenommen, andererseits seien die Verhandlungen hart, da die Kunden genau wüssten, was sie wollen.
Wochenende ist tabu
Für das Jungunternehmen ist das eine stressige Zeit. Die Frage, wie man die Motivation im Team halten kann, ist ein wichtiges Thema für jedes Startup, insbesondere weil oft Überstunden nötig sind. Trotzdem soll die Stimmung bei der Arbeit gut und produktiv bleiben. Wie gehen die Optotunes-Gründer mit potentiellen Motivationsproblemen um?
Das alle im Team die für sie interessanten Aufgaben erhielten, sei wichtig, meint der CEO. Aus diesem Grund wende er auch viel Zeit für Mitarbeitergespräche auf. So könne man am besten darauf achten, dass es für alle stimme. Ausserdem sei das Wochenende heilig – dann arbeite niemand, egal wie viel Arbeit anstehe. Das Funktionieren im Team sei letztlich auch die Bedingung für das Einhalten gesetzter Terminziele, zusammen mit einer kleinen Portion Glück.