Opia-Gründerin Claudia Desax musste lernen, dass die Zusammenarbeit mit Freunden unliebsame Überraschungen mit sich bringen kann.
Von Claudia Desax, Gründerin Opia
Keine Probleme in Asien
Erstaunlicherweise hat dieses recht informelle Arbeiten in Asien bisher zu keinen nennenswerten Problemen geführt. Dies mag zum Teil an der allgemeinen Geschäftsmentalität der Asiaten liegen zum anderen daran, dass nicht alle Probleme offen angesprochen werden – Respekt gegenüber dem Geschäftspartner heisst: niemals das Gesicht verlieren.
Schwierigkeiten in der Schweiz
Anders in der Schweiz: Leider musste ich feststellen, dass auch unter Freunden das Wort nicht immer ganz gehalten wird und persönliche Vorteile bisweilen über der Freundschaft stehen können. Eigentlich ziehe ich es vor, Dinge mündlich zu regeln, und ich hielt es lange Zeit nicht für nötig, kleinere Aufträge oder Bedingungen, zu welchen mir jemand kurzfristig ausgeholfen hat, schriftlich festzuhalten. Doch ich musste lernen: Je besser man befreundet ist, desto wichtiger sind schriftliche Vereinbarungen. Nur so kann man sicher sein, dass beide Parteien in den besprochenen Punkten einig sind.
Grundsätzlich sind alle Punkte, die das Geschäftliche betreffen, schriftlich festzuhalten – für mich gilt dies grundsätzlich in West und Ost gleichermassen – Mit dem einzigen Unterschied, dass dies in der Schweiz ziemlich am Anfang geschehen muss und in Asien erst, nachdem eine freundschaftliche Basis aufgebaut ist.“
Bei etwas mehr als 450 umgesetzten Internetprojekten in den letzten 14 Jahren, habe ich höchstens bei 20% eine Offerte erstellt und bei maximal 5% einen schriftlichen Vertrag abgeschlossen. Zum Vorteil der Kunden und mir. Darunter waren auch 6-Stellige Projekte bei zum Teil sehr grossen Schweizer Firmen (auch Banken ;-).
Familiengeschäfte schloss ich sehr schnell aus. Da schenkte ich eher was und mit Freunden wollte ich auch nie ins Geschäft kommen. Warum? Weil die Erwartungshaltung meist falsch ist. „Der muss mir doch das aus Freundschaft günstiger machen“ und auf der anderen Seite „warum drückt er mich jetzt, er/sie ist doch ein Freund von mir?“. Eine Erklärung könnte das Märchen vom Homo oeconomicus sein.
Dafür wurden einige Geschäftspartner zu richtig guten Freunden.