Wenn ein drängendes Problem sich nicht befriedigend lösen lässt, findet sich manchmal Hilfe bei Laien – und in spontanen Ansätzen.
Claudia Desax, Gründerin Opia
Letzte Woche habe ich über die „gemischte“ Lösung für unseren Einkauf berichtet: Wir beziehen Waren von kleinen Designern, die ihre Artikel länger im Angebot haben und nicht ausschliesslich Kollektionen produzieren, die bereits eine Saison früher eingekauft werden müssen. So können wir unser Sortiment optimal ergänzen und unsere Liquidität sicherstellen.
Daraus entstand aber das Problem, dass wir nicht so grosse Mengen versenden, dass es sich für uns lohnt, ein eigenes DHL-Konto in Bangkok zu haben.
Wir müssen also unsere Einkäufe mit verschiedenen Logistikunternehmen transportieren. Nach der Bestätigung der Lieferanten, dass die Ware abholbereit und die Packliste geschrieben ist, können wir Offerten bei Logistikunternehmen einholen. Ein langwieriger Prozess, der auch oft durch die verschiedenen Zeitzonen in die Länge gezogen wird. Dieses Verfahren nimmt teilweise zwei Wochen und mehr in Anspruch. Es dauert so zu lange, bis die Ware wirklich bei uns im Laden steht, und wir bezahlen auch noch hohe Kosten für den Transport mit dem Flugzeug, – das konnte keine langfristige Lösung sein.
Viele kleine Unternehmen bringen die Ware zur lokalen Post, weil das für sie das einfachste ist. Da wollten wir auch keine Schwierigkeiten machen, ein paar Schuhe kostet uns dafür ein Bisschen mehr auf der anderen Seite ist das Service am Kunden.
Was ist aber mit Sendungen, die doch etwas Gewicht und Volumen zusammenbringen und wo der Postversand zu teuer ist, oder die Zollformalitäten von den Absendern nicht richtig erledigt werden und die deshalb tagelang am Zoll hängen bleiben?
Da mussten wir nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten. Durch Diskussionen mit Freunden und Familie kamen wir auf eine Idee: Ein Indischer Schneider, den meine Schwester aus Koh Samui kennt, produziert Massanzüge für den Europäischen Markt. Dafür reist er alle 3 bis 4 Monate persönlich in die Schweiz, und meistens kommt er auch nach Zürich. Vor Ort nimmt er Mass, die Anzüge werden dann in Bangkok produziert und anschliessend nach Europa versandt.
Folglich versendet er keine grossen Mengen, dafür aber regelmässig kleine Volumen.
Bei einem ersten Treffen hier in Zürich haben wir uns darauf geeinigt, dass ich unsere Waren über sein DHL-Konto versenden kann, vorerst als Testphase. Es scheint aber so, als ob wir mit dieser Kooperation eine bessere Lösung gefunden hätten als alles, was wir bisher versucht haben. IUm gegenzug für seine Dienste werde ich ihm zur Seite stehen, wenn er in Zürich ist.
Für uns ist es ein grosser Vorteil, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der weiss wie Probleme und Verzögerungen vermieden werden können. Ob diese spontane, informelle Lösung endgültig sein wird, kann ich noch nicht beurteilen.
Sie hat aber zwei Dinge gezeigt: dass es sich lohnt, auch mit vermeintlichen Laien über die eigenen Probleme zu diskutieren: Es könnte jemand jemanden kennen, der jemanden kennt… Und als zweites lohnt es sich, offen zu bleiben für unkonventionelle und spontane Lösungen – auch wenn sie vielleicht nicht von Dauer sind.