Seinen Wechsel aus dem Medienkonzern Ringier in die Selbständigkeit sieht Marc Görtz vor allem auch als Ausbildungsprogramm. Und wenn eins der neuen Projekte abhebt, ist er bereits auf der guten Seite.
Marc Görtz war eigentlich gut unterwegs bei Ringier. Er sass in der Geschäftsleitung und war verantwortlich für den Bereich Neue Medien; eben hat er erfolgreich die Akquisition von „Geschenkidee.ch“ durchgeführt. Und doch, als sich zum wiederholten Male eine Reorganisation der Geschäftsleitung abzeichnet, beschliesst Marc diese Gelegenheit zu nutzen, um den Schritt in die Selbständigkeit zu machen.
„Man lernt gut mit der Trägheit eines grossen Konzerns zu leben. Je weiter man aufsteigt, desto mehr beschäftigt man sich mit Prozessen und Strukturen. Das ist spannend, aber bisweilen ermüdend und nicht gerade schöpferisch.“
„Innovationskraft und Mut entwickeln sich bei Konzernen gegensätzlich zu ihrer Grösse. Neue, auch kleine Projekte haben länger, bis sie lanciert werden, Flops hält man länger am Leben.“ Und genau dieser Trägheit wollte Marc entkommen. Als selbständiger Unternehmer kann er Projekte leichter und schneller in Bewegung setzen und nötigenfalls auch wieder beenden.
Von seinem Erfahrungen in der Ringier-Geschäftsleitung profitiert Marc in vielerlei Hinsicht: Er kann sein Know-how im Bereich Neue Medien in seine neuen Projekte einfliessen lassen, er verfügt über ein profundes betriebswirtschaftliches Wissen und kann, wo es sich ergibt, auf sein angestammtes Netzwerk zurückgreifen. Aber auch neue Kontakte herzustellen, das alte Netzwerk zu ergänzen ist wichtig: Applikationen oder Bekanntschaften entdecke man häufig zufällig. Wer stets die Augen offen halte und neugierig sei, könne im entscheidenden Moment auch zugreifen.
Der relativ späte Schritt in die Selbständigkeit hat einen Vorteil: Marc ist quasi sein eigener Angel Investor. Sein selbstverdientes Startkapital hat er in vier Projekte investiert. „Solange es geht, möchten wir auf fremde Mittel verzichten und organisch wachsen.“ Er ist froh, sich vorerst nicht um Finanzierungsrunden kümmern zu müssen. So könne er seine Projekte schnell operativ vorantreiben.
Eines dieser Projekte ist Meindaumenkino.ch. Besucher können kurze Videoclips auf die Plattform hochladen und ein Daumenkino erstellen lassen. „Mir gefallen Konzepte, die die neue mit der alten Welt verbinden, einen hohen Personalisierungsgrad besitzen und Outsourcing-Potenzial haben.“ Mit den Daumenkinos will Marc sowohl B2B als auch B2C-Umsatz generieren und im In- und Ausland Whitelabel-Lösungen anbieten.
Auch die anderen Projekte sind im Bereich Neue Medien/Mass Customization angesiedelt. Auf mein-Notizbuch.ch kann man Moleskine-Notizbücher gravieren lassen. Mit seinem dritten Projekt will Marc mit Partnern in den Markt der Handycover-Individualisierung eintreten. Über sein viertes Projekt spricht Görtz nicht on the record. Soviel kann man verraten: Er möchte etwas Bestehendes „clever weiterentwickeln“. Wichtig sei, dass seine Projekte darauf ausgelegt seien, möglichst von Anfang an Umsatz zu erwirtschaften.
Sein persönliches Investment beurteilt Marc nicht nur in Abhängigkeit vom geschäftlichen Erfolg – wenn eines der vier Projekte richtig abhebe, habe er schon viel erreicht. Die Erfahrungen, die er als Selbständiger sammle, seien unbezahlbar. „Im worst case ist das was ich jetzt mache, das wohl beste Executvie MBA-Programm, das man kaufen kann – und bestimmt das teuerste“, lacht Marc.
geniale sache das! )
Sehr mutig. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? Bravo. Freu mich mehr dazu zu lesen.