Mit Starmind will Pascal Kaufmann eine Plattform für die klügsten Köpfe der Welt aufbauen. Diese sollen Fragen stellen und beantworten – und Geld verdienen.
Ich treffe Pascal Kaufmann Morgens um fünf nach Acht im Labor für künstliche Intelligenz (AI-Lab) der Uni Zürich. Die Räume, durch die er mich führt, sind vollgestellt mit den unterschiedlichsten Robotern und Elektronikbauteilen – ein Traum für jeden Geek! Hier sollen dereinst Humanoide gebaut werden, die Forschung läuft auf Hochtouren. Am besten gefällt mir Cronos Ecce-Robot, der über ein eigenes Facebook-Profil verfügt. Meinem Spieltrieb zum Trotz, ich bin nicht der Roboter, sondern einer Art Wissenstool wegen hier: Starmind.
Geld für intelligente Antworten
Pascal, Gründer und CEO von Starmind, erläutert den Zweck des Startups so: „Wir möchten Starmind dazu nutzen, um für die Entwicklung eines humanoiden Roboters auf das Wissen der klügsten Köpfe der Welt zugreifen zu können.“ Und das funktioniert dann folgendermassen:
Pascal stellt der Starmind-Community eine Frage, zum Beispiel, ob es einen freien Willen gebe. Für die Antwort setzt er eine Belohnung aus. Die Mitglieder der Community können ihre Antworten übermitteln und Pascal wird in Abhängigkeit davon, wie nützlich ihm die Antworten erscheinen, über die Verteilung der gesetzten Prämie entscheiden.
Hinter der Frage-Antwort-Oberfläche steckt eine komplexe Architektur. Das Starmind-System ist in der Lage, Mitgliedern den für sie potenziell lösbaren Fragestellungen zuzuordnen. Zu diesem Zweck werden unter anderem Angaben zu Interessensgebieten der Mitglieder und deren bisher formulierten Antworten ausgewertet.
Erschliessung brachliegenden Wissens
Diese ausgeklügelte Lösung, in der viel Wissen aus der Erforschung künstlicher Intelligenz und so genannter Schwarmintelligenz steckt, benutzt Pascal nicht nur, um seine Forschung am AI-Lab voranzutreiben. Er verkauft sie in Form von Starmind-Servern an Unternehmen, welche damit das oft brachliegende Wissen ihrer Mitarbeiter besser ausschöpfen wollen – mir kommt spontan die Bedeutung offener Feedback- und Informationsprozesse in Toyotas legendärem Lean Management in den Sinn.
Und das Prinzip funktioniert. Wer auf Starmind vorbeischaut wird feststellen, dass die Diskussion der Lösungsvorschläge ein bemerkenswertes Niveau erreichen – schaut Euch die Diskussionen um die Freiheit des menschlichen Willens mal an.
Ich bin gespannt, ob die Komplexität der Fragestellungen und die ausgesetzten Prämien auf Starmind im Verlaufe der Zeit steigen werden. Vorstellbar wäre dies durchaus. Hat die Community erst bewiesen, dass sie schnell zielführende Lösungsvorschläge ausarbeiten kann, wird dieses Forum für Forscher und Konzerne gleichermassen attraktiv – ob als öffentliche Plattform oder als Lösung in Form der Starmind-Server…
Hmmm, Starmind und Atizo sind sich sehr ähnlich. Neben Innovation wird da wohl auch Inspiration im Spiel gewesen sein ;)
Hallo Stefan
Dem ist überhaupt nicht so, Starmind und Atizo unterscheiden sich stark: Starmind ist keine Open Innovation Plattform, Lösungen sind nur für den Fragensteller ersichtlich und damit patentierbar. Starmind richtet sich ausserdem sowohl an Privatpersonen wie auch an Firmen: Fragen werden zu allen Gebieten gestellt, von innovativen Ideen, über Forschungsfragen bis hin zu Alltagsproblemen. Ausserdem entstanden beide Portale komplett unabhängig von einander, keiner der beiden Plattformen hat sich also von der anderen inspirieren lassen.
Liebe Grüsse, Robin
Lieber Robin
Vielen Dank für deine Erläuterungen und dass du auf meine Provokation eingegangen bist. So siehts natürlich anders aus.
Grüsse aus Bern
Stefan