Der Jurabogen wird in Studien als „unterdurchschnittlich leistungsfähig“ klassifiziert. Der Kanton Jura versucht mittels der Firma Creapole SA Jungunternehmen anzulocken; 2009 wurde ein erster Technopark eröffnet.
Viel Aufholpotenzial…
Der Jurabogen teilt mit dem Wallis das Schicksal der verhältnismässig peripheren Lage und einer teilweise anspruchsvollen Topografie, welche eine günstige und schnelle Verbindung zwischen den Kernorten verhindert. BAK Basel Economics hat unabhängig von der CS-Studie ebenfalls die Qualitäten der Region untersucht (BAK Basle-Studie) und in einem internationalen Benchmarking Stärken und Schwächen geortet: Als Fazit klassifiziert die Studie den Jurabogen wörtlich als „unterdurchschnittlich leistungsfähig“, und das in verschiedenen Bereichen. Das ist schon starker Tobak und provoziert förmlich dazu, genauer hinzuschauen.
Wenig Dynamik
Allgemein gilt gemäss der Benchmarkstudie: Die Gründungsszene im Jurabogen ist wenig dynamisch. Die vorherrschenden Cluster von Mikrotechnik und vor allem Uhrenindustrie ist von familiären Unternehmensstrukturen geprägt. Die Stabilität der Petites et Moyennes Entreprises ist damit zwar optimal gewährleiste, allerdings herrscht wenig Begeisterung für neue und innovative Unternehmen. Für Hightechbranchen ist ein zusätzliches Hemmnis, dass Fachkräfte im Hightechbereich chronisch knapp sind und häufig keine oder nur wenig Managementerfahrung besitzen. Schlechte Aussichten also für Startups.
Diversifizierung erwünscht
Immerhin: Die zuständigen Gebietskörperschaften unternehmen erhebliche Anstrengungen, um die Gründung und Ansiedlung von Jungunternehmen zu fördern. Diese Anstrengungen münden im Fall des Kantons Jura in der Firma Creapole SA, deren Ziel die Unterstützung von Hightech-Startups und damit die Diversifizierung der regionalen Wirtschaftsstruktur ist. Die Creapole SA wiederum betreibt – analog zu The Ark im Wallis (Startwerk.ch-Artikel zu The Ark) – Inkubatoren, also Standorte, welche jungen Unternehmen günstig die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellen. Einer dieser Inkubatoren ist Technopole in Le Noirmont.
Technopole wurde 2009 eröffnet und ist bereits zur Hälfte belegt mit alten und jungen Unternehmen. Ein Unternehmen der jüngeren Generation (Gründung 2009) ist Cdrom, wobei das Akronym für „Centre de données de la Romandie“ steht. Die Firma operiert als Data Center und bietet lokalen Firmen Datenaufbewahrung bei maximalem Schutz gegen Gefahren wie z.B. Erdbeben und Überschwemmungen.
Lokale Verankerung
Für CDRom lohnt es sich, vor Ort zu bleiben, weil offenbar die Nachfrage nach einem leistungsfähigen und lokal verfügbaren Data Center vorhanden ist. Ein Blick auf die Website einer anderen Initiative, dem privaten Centre Suisse d‘ Electronique et de Microtechnique, einer Non-Profit-Organisation zeigt, dass ein guter Teil der Prestigeprojekte nicht im Jurabogen bleibt, sondern in andere Regionen zieht, meist in Städte wie Lausanne oder Zürich.
Ein erster Augenschein ergibt also das Bild von einer Region, welche eine aktive Startup-Szene durchaus nötig hätte, aber mit der lokalen Ansiedlung der jungen Unternehmen Mühe bekundet. Es sei denn, die Unternehmen betätigen sich spezifisch als Zulieferer im Jurabogen. Man kann gespannt sein, wie sich die Eröffnung der Technopole in Le Noirmont auf die Unternehmerlandschaft des Jurabogen auswirken wird.
Technopole Le Noirmont: Innovation in der Schweizer Peripherie » startwerk.ch