Wie attraktiv sind jene Regionen für Jungunternehmer, die im Standortqualitätsindikator der Credit Suisse auf den hinteren Rängen gelandet sind? Ein Augenschein im Wallis.
Solches mögen sich auch die Verantwortlichen des Walliser Departements für Volkswirtschaft und Raumentwicklung gesagt haben, als sie 2004 die Stiftung The Ark gründeten. Oberster Zweck der Stiftung ist die „Dynamisierung und Diversifizierung“ der Walliser Wirtschaft. Die Stiftung verfolgt dieses Ziel, indem sie alles unterstützt und koordiniert, was die Gründung, die Start-up-Phase, das Wachstum und die volle Entfaltung neuer Unternehmen im Wallis ermöglicht.
An erster Stelle steht, dass das Wissen aus den Universitäten und Fachhochschulen zugänglich gemacht werden soll. Die Idee dahinter ist, dass sich diese Ideen später in erfolgreiche Geschäftsgrundlagen verwandeln. Wenn sich dann abzeichnet, dass aus einer Idee ein Geschäft wird, stellt The Ark an sechs Standorten Räumlichkeiten und Infrastruktur zur Verfügung. Zusammen bilden die sechs Standorte einen Technologiepark mit je nach Lokation unterschiedlichen Branchenschwerpunkten. Vertreten sind Informations- und Kommunikationswissenschaften, Life Sciences und Ingenieurwissenschaften.
Ganze drei Standorte sind dem ersten Themenkomplex gewidmet, wobei jeder einzelne Standort wieder seine eigene thematische Spezialisierung aufweist. Diese Fokussierung auf einzelne Bereiche kann für Unternehmen interessant sein, weil so viel gezielter Knowhow und Impulse ausgetauscht werden können. Andererseits fehlt dann das, was das Silicon Valley auszeichnet: Die interdisziplinären Austauschmöglichkeiten. Cluster ist also nicht einfach nur Cluster, es kommt auch darauf an, welche Elemente sich gruppieren. Je nach dem entwickelt sich ein Unternehmen völlig anders. Vielleicht ist es für einige Startups gerade erst recht wertvoll, sich in die relative Isolation des Wallis zurückzuziehen um dort mit exakt gleich Gesinnten über innovativen Lösungen für einen ganz bestimmten Bereich zu brüten.
Der Life Sciences-Teil umfasst zwei Standorte, Monthey und Sitten. An den beiden Standorten werden Biotechnologie, Feinchemikalien und Pflanzenheilkunde gepflegt. Das kommt nicht von ungefähr; das Wallis hat in diesen Bereichen eine starke Industrietradition. Zahlreiche nationale und internationale Firmen sind in der Region angesiedelt und beschäftigen eine ansehnliche Anzahl von Mitarbeitern. Es ist vor diesem Hintergrund nur logisch, dass die kantonale Standortförderung in diesem Bereich aktiv ist. Für Startups, die in diesen Bereichen aktiv sind, ist diese Konzentration von Knowhow ein guter Grund, das Wallis als Standort in Erwägung zu ziehen – egal, wie gut oder schlecht der Kanton im CS-Vergleich abschneidet.
Schliesslich widmet sich noch ein Technologiepark, nämlich Visp, den Ingenieurwissenschaften. Im Zentrum stehen dabei erneuerbare Energien, Energieeffizienz in Unternehmen und Lösungen zur Mikrospeicherung. Auch hier greift der Kanton Wallis auf bereits bestehendes Wissen, primär im Hydrobereich, zurück – Immerhin werden 30% der Schweizer Wasserkraft aus Walliser Kraftwerken gewonnen.
Das Wallis ist aus Startup-Sicht alles andere als eine abgelegene und unattraktive Region. Firmen, welche internet- und softwarebasierte Lösungen anbieten, sind nicht unbedingt auf die Nähe zu den grossen Zentren angewiesen und finden im Wallis gute Lebensbedingungen. Was Life Sciences und Ingenieurwissenschaften betrifft, so finden Jungunternehmen hier attraktive Knowhow-Konzentrationen vor, die einen Unternehmensaufbau im Wallis als durchaus lohnenswert erscheinen lassen können. Aus Sicht eines Jungunternehmers ist das Wallis kaum die viertunattraktivste Region der Schweiz.
Im nächsten Teil: Startups in den Jurabogen?