Mit einer Bilderkennung will kooaba uns das Googeln von Produkten und das Anlegen von Wunschlisten abnehmen. Oder Print mit dem Internet verbinden. Oder die ganze Welt durchsuchbar machen.

Das Schweizer Startup kooaba, ein Spinoff der ETH Zürich, basiert auf der Bilderkennung von Dr. Herbert Bay und Weiterentwicklungen von Dr. Till Quack. Die Technologie hat den Ruf, solide zu sein und Objekte anhand von Bildern zu erkennen, auch wenn die Umstände der Aufnahme sich ändern – wie Licht und Blickwinkel.

Herbert Bay erklärt mir dazu:

„Wir legen gewissermassen einen ‚Fingerprint‘ des Objekts anhand der Bilder an. Dieser kann auch in einem Bild aus einem andern Winkel wieder generiert werden.“

Damit ist eine Frage, die sich mir nach dem Bericht des TV-Magazins 10vor10 über kooaba gestellt hatte, beantwortet: „Wir haben von jedem Objekt in unserer Datenbank ein Bild, nicht mehr.“ denn das Eine Bild reicht, um das Objekt anhand anderer Aufnahmen zu erkennen.

Und wozu ist das gut? Zum Usecase, den 10vor10 vorstellte, dem Preisvergleich von Produkten wie CD, DVD und Büchern – den ersten Kategorien der in der kooaba-Datenbank erfasster Objekte – will Herbert nichts sagen: „Das ist ein Angebot eines unserer Kunden“. Der Kunde heisst Comparis und ist der bekannte Schweizer Preisvergleichs-Anbieter.

Demnach ist kooaba ein B2B-Unternehmen, das gar keine eigenen Anwendungen der Technologie anbieten will? Jein, sagt Herbert Bay, und ich habe nicht zum ersten Mal im gespräch den Eindruck, dass er die Frage nicht beantowrten möchte.

Zunächst sieht er die Grundanwendung der Technologie in den Archiven von Objekten, die kooaba für Benutzer anlegt. Wer bei kooaba.com registriert ist und das Handy-Foto eines Buchcovers per Mail oder direkt aus der iPhone-Anwendung an den Dienst schickt, erhält nicht nur sofort Zusatzinformationen über das Objekt aufs Handy, sondern auch einen Eintrag in seine persönliche Objektliste.

„Daraus können Wunschlisten oder einfache Gedankenstützen generiert werden: Wie oft zeigt Dir ein Freund ein Buch, das Du lesen sollst, oder schwärrmt von seiner neuen CD? Ein Klick mit der Kamera sorgt dafür, dass Du einen Eintrag in deiner Wunschliste hast.“

Es könnten ein paar mehr sein – meine Selbstversuche mit dem Nokia erwiesen sich als einigermassen klickintensiv (sieben pro Vorgang) und ergaben „Keine Erkennung“ als Antwortmail, obwohl ich das Cover von Hillary Clintons Memoiren, Scobles „Naked Conversation“ und das von Milena Mosers „Schlampenyoga“ eingeschickt habe – und alle drei sehr sorgfältig genau von oben fotografiert.

Bücher sind in der Datenbank offenbar noch nicht vorhanden – fünf Millionen Buchcovers sollen aber demnächst zu den bereits vorhandenen 2.5 Millionen DVD, CD und Videospielen hinzukommen. “ Das sind jetzt schon so viele, wie die englischsprachige Wikipedia Einträge hat.“ Ein paar mehr als Nokias Beta-Betrieb mit „Point & Find“, der grade mal 400 Filmplakate enthalte…

Trotzdem, werfe ich ein: An ähnlichen Technologien arbeiten viele rund um die Welt, und grade Nokia ist im Research-Center in Palo Alto und Stanford heftig an Anwendungen für die sogenannte „erweiterte Realität“ (augmented reality) beschäftigt. Klar, sagt Bay, er kenne die Forscher von Nokia – sie arbeiten mit der von ihm an der ETH entwickelten Bilderkennungstechnologie „Surf“, die für Forschungsarbeiten frei verfügbar ist.

Aber die konkreten Anwendungsmodelle scheinen Herbert Bay derzeit deutlich weniger Kopfzerbrechen zu verursachen als mir, der ich durch den fernseh-typisch vereinfachenden Bericht von 10vor10 natürlich genau danach suche.

Bay sieht zunächst das Archiv blitzschnell abgelichteter Objekte im Vordergrund, das sich eben rasch ausdehnen lasse – denn Objekte fotografieren ist nicht, was die insgesamt 8 Mitarbeiter zählende kooaba tut. „Wir beziehen die Bilder aus dem Internet“, oder von Partnern wie Buchverlagen und gelegentlich, hofft Bay, auch von Medienhäusern.

„Wir sind eigentlich eine Mediensuchmaschine“, sagt Herbert Bay.

Wenn kooaba von jeder Seite und jedem Artikel in Magazinen das PDF verfügbar hätte, könnten Leser, statt Artikel gerauszureissen oder Ausschnitte davon in Emails an Freunde abzutippen einfach ablichten – et voilà, der Artikel würde anhand des Bildes erkannt und als PDF in der „reinen Form“ im persönlichen Archiv abgelegt oder einem Freund zugeschickt.

Ein enormer Mehrwert für die Medienunternehmen, denn damit liessen sich mit den Artikeln nicht nur die Originaltexte als PDF (allenfalls auch kostenpflichtig) verknüpfen, sondern eine ganze Menge Zusatzinformationen, Angebote von Werbekunden, etc – hier öffnet sich schnell ein breites Feld von Anwendungen, mit denen kooaba auch Geld verdienen könnte.

Wenn die Verlage denn mitmachten, die allerdings derzeit in Europa auf Google losgehen und in den USA für eine Ausweitung des Copyrights zum Verbot von Links auf Artikel während der ersten Stunden lobbyieren – aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Derzeit mache das von Friends&Family, Business Angels und der ZKB finanzierte Unternehmen Umsätze im fünfstelligen Bereich.

Zu den Partnern, welche die technologie nutzen, gehören auch Werbetreibende wie BMW, O2, Menthos, Sony und andere, die durch Bilder ihrer Inserate via kooaba weiterführende Inhalte mit der Werbung verknüpfen: Das Inserat selbst wird zum Link zur Produkt- oder gleich zur Bestellseite. Hier wird die Verknüpfung vom Printmedium mit dem Internet wirklich spannend und löst die diversen Formate von Barcodes zum Beispiel ab.

Über augmented reality will Herbert Bay noch nicht sprechen. Für die Erkennung von gestreamten Bildern aus der realen Welt und die Rückgabe von Informationen in Echtzeit sei derzeit allein schon die Bandbreite im Mobilfunk nicht wirklich ausreichend.

Aber irgendwie habe ich den Eindruck, er will nicht richtig rausrücken, was sich denn jenseits des persönlichen Archivs und des – von Informatik-Journalist Röbi Weiss im 10vor10-Bericht als kaum sehr sinnvoll kritisierten Preisvergleich von Kleinprodukten – mit der Anwendung der Technologie tut. „Das kann ich derzeit nicht sagen“, deutet er eine kommende Entwicklung an. In vier Wochen soll mehr dazu bekannt werden.

Ach ja, und der Name kooaba? Dahinter verbirgt sich nichts anders als die Nachnamen von Till Quack und Herbert Ba y…

kooaba.com

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