Wann beginnt die Lust am Unternehmertum? Leonard (8) hat mit seiner Saftbar am Sonntag bereits die zweite positive Erfahrung und gehörig Profit gemacht. Vor allem aber hat er viel Spass gehabt.
Wer erinnert sich nicht an die Limonade-Stände aus den Micky-Maus-Heften? Für mich waren diese Bauchläden findiger Vorort-Kids in den Siebzigern immer ein Vorbild, wie man mit eigener Kreativität ohne grosse Mittel etwas erreichen könnte (ich wusste bloss nicht, wie man Limonade macht).
Der achtjährige Leonard allerdings hat dieses Wochenende mehr Initiative gezeigt. Zuerst hat er im Garten Meertrübeli gesammelt und eine Geschäftsidee entwickelt, weil er wusste, dass sich aus ihnen Saft herstellen lässt. Ein Testangebot an einen Mitbewohner zeigte, dass es einen Markt für den Saft geben musste:
„Dem Christian hat’s geschmeckt“, berichtet Leonard. Weil er grade Bedarf nach rund 6 Franken fünfzig für eine Flasche Zippo-Feuerzeugbenzin hatte, erinnerte sich Leonard an eine erste Geschäftstätigkeit: Vor einem Jahr habe er am See – „wir haben dort einen Wohnwagen“ – nach Muscheln und andern Dingen getaucht und daraus Gegenstände gebastelt, die er dann gleich vor Ort verkaufte.
Schon damals lief das Geschäft. Warum also nicht aus dem Meetrübelisaft eine neue Unternehmung machen? Drei Stunden, berichtet WG-Mitbewohner Christian, habe Leonard vorbereitet, Saft gepresst, Melone geschnitten und schliesslich in einer einzigen Stunde nach Geschäftseröffnung das Umsatzziel um beinahe 100 Prozent übertroffen: Statt der angestrebten 6.50 nahm Leonard – auch dank grosszügiger Trinkgelder – insgesamt 12.05 Franken ein.
Der Erfolg hat ihn nicht die Bodenhaftung und das Verständnis für den grundlegenden Rohstoffhandel verlieren lassen: 90 Rappen habe er der Mutter als Bezahlung für den Zucker weitergereicht, den er für den Saft benutzt hatte. Dem Marketingchef (Plakatmaler) und Lieferanten der Melonenschnitze – Christian – habe er die Leistungen ebenfalls entgolten.
Wie viel Spass ihm das Geschäften über den materiellen Gewinn hinaus gemacht hatte, mag der Umstand zeigen, dass Leonard selber kaum glauben kann, dass das Unternehmen vier Stunden in Anspruch genommen hat.
Aber nach seiner zweiten erfolgreichen Unternehmung hat er das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Schaffung von Mehrwert und Verkauf mit Profit durchschaut. Auf meine Frage, was er denn ein nächstes Mal tun werde, wenn er Geld bräuchte, es aber keine Beeren mehr gebe, legte Leonard den Businessplan offen: Jetzt Meertrübeli sammeln und einfrieren. Und bei der nächsten guten Marktlage auftauen, Saft pressen und verkaufen.
Dank an den Bugsierer.
Gratuliere dem innovativen Jungunternehmer! Falls noch Investoren gesucht werden, würde ich in einer ersten Finanzierungsrunde jederzeit 5 Franken einschiessen.
dass die startup-presse leonards saftbar aufnimmt, freut uns (leonard und mich) natürlich sehr. vielen dank.
ich habe noch ein kleines flicker album dazu erstellt.
Wow, tolles Unternehmen! Eine Freundin hat mir mal die Geschichte erzählt, wie sie als Kind mit einer Freundin Bierfilze aus einer Beiz geschnorrt hat und die dann direkt davor auf der Strasse verkauft hat. Hat leider nicht so gefruchtet wie Leonards Superidee.
Yeah!
Ich würde auch gerne in den weiteren Aufbau des Unternehmens investieren! Für die schnelle Internationalisierung braucht Leonard ja wohl noch Kapital. Über die Zusendung seines Business Plans würde ich mich freuen ;-)
gut, wenn jetzt noch mehr leute investieren wollen, dann seh ich da schon möglichkeiten… ;-)
übrigens: warum gibt es eigentlich keine initiative à la schweizer jungend forscht (…businesst)?
L-e-o-n-a-r-d! L-e-o-n-a-r-d!
(Dies ist nun einmal wirklich, wirklich ein »Made my day« Posting. Danke!)
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