Teambuilding-Event heisst der gute, alte Betriebsausflug in trendigem Denglisch. Dabei braucht es gar keine teuren Abenteuerausflüge mit Überlebenswochenende, um die Mitarbeiter einander näher zu bringen.
Zweimal im Jahr nehmen wir bei Amazee eine Auszeit vom geschäftigen Büro-Alltag, das aus verschiedenen Gründen. Nach unserem Frühlings-Retraite Anfang Mai möchte ich einen solchen Offsite-Termin ausdrücklich empfehlen. Hier meine Gedanken dazu:
1. Team-Building. Gut, das klingt jetzt vielleicht ein wenig altbacken und sehr nach durchschaubarer Firmenstrategie, aber der Team-Building-Effekt eines solchen gemeinsamen Events sollte nicht unterschätzt werden. Und ich meine damit jetzt nicht, dass man auf Teufel-komm-raus irgendwelche verrückten Adrenlin-pumpenden Aktivitäten ansetzen muss wie Klettern zum Beispiel.
Der psychologische Effekt, der hier erreicht werden soll (jeder muss sich auf den anderen verlassen) ist erstens zu offensichtlich, als das er tatsächlich dauerhaft etwas bewirken könnte, und zweitens läuft immer irgend jemand Gefahr, sich zu blamieren.
Ich selbst würde mich etwa nicht wohl fühlen, wenn ich in den Händen eines anderen am Seil hänge, nicht zuletzt wegen meiner Höhenangst.
Drittens kann so etwas natürlich auch den gegenteiligen Effekt haben. Was ist, wenn ich jemanden fallen lasse, wenn ich das Team nicht ausreichend unterstütze? Dann ist man die Team-Abrissbirne und nicht der Team-Builder.
Wir haben, so meine ich, einen guten Weg gefunden. Wir waren im Berner Oberland, da bot sich eine Wanderung natürlich an. Nichts besonderes an sich, aber irgendwann endete der Pfad an einem grösseren Bach. Was haben wir gemacht? Einige liefen am Bach entlang und haben nach einer geeigneten Stelle zum Überqueren geschaut. Andere haben Steine und eine Holzplanke herangeschleppt und daraus einen kleinen Steg übers Wasser gebaut. Zuletzt kam jeder trocken auf die andere Seite. Team-Building passiert ganz von allein.
2. Die Mitarbeiter kennenlernen. Dieser Punkt funktioniert vielleicht nur in kleinen Teams, aber einer der wirklich positiven Effekte, wenn man mal aus dem Büro rauskommt ist, dass man auch mal über etwas anderes als die Arbeit sprechen kann. Natürlich sollte niemand ein Problem damit haben, über Privates zu reden, aufdrücken kann man so ein Gespräch sicher niemandem. Man will ja auch nicht alles wissen, aber das verstehen sicher auch die meisten. Aber wenn man zusammenarbeitet und sich gut miteinander versteht (dieses gute Miteinander ist über die Jahre ein Muss für mich geworden, wenn es um die Arbeit geht), kann man sich auch mal über etwas anderes unterhalten als die Eröffnung des Apple-Stores oder Peer Steinbrück. Und genau das haben wir getan. Solche Gespräche zeigen uns neue Facetten unserer Kollegen, das Wissen darüber kann für ein besseres Arbeitsklima und im Endeffekt für eine bessere Arbeitsweise sorgen.
3. Die Arbeit. Natürlich sind wir auch in die Berge gefahren, um gemeinsam ein bisschen Gas zu geben und notwendige, aber immer aufgeschobene Arbeiten an unserer Plattform zu erledigen. In dieser Hinsicht ist ein Rückzug in die Berghütte sehr sinnvoll. Es gibt gewisse strategische Entscheidungen, die man nicht zwischen Meeting und Lunch mit einem Kunden fällen kann.
Besonders als Startup-Team muss man sich in Flexibilität üben. So schadet es nicht, regelmässig ein paar Schritte zurückzutreten und das Gesamtwerk zu betrachten. Und dann die nötigen Feinjustierungen vorzunehmen, zu re-evaluieren und zu überarbeiten. Auch kleine Dinge wollen gründlich gemacht werden, und manchmal reicht die Zeit im Büro dafür nicht. Ich war mit Amazee bereits zweimal zum Workshop, und beide Male habe ich nicht schlecht gestaunt, wie viel wir geschafft haben und wie intensiv und konstruktiv diskutiert und entschieden wurde. Wenn man mal zwei, drei Tage nicht im Büro ist, kann auch eine offenere Atmosphäre entstehen, in der beispielsweise Ideen offener und konziser formuliert werden als in einem Meeting direkt nach dem Mittagessen.
4. Die Perspektive. Ich habe es schon erwähnt, man muss ab und zu ein wenig von der eigenen Arbeit zurücktreten um zu sehen, was man da eigentlich geschaffen hat in den letzten Monaten. Wenn man im Büro an einem neuen Projekt arbeitet, ist das nur schwer möglich. Wenn man ein paar Tage aus dem Büro rauskommt, schafft man es leichter, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen: als großes Ganzes. Und ganz nebenbei kann man natürlich auch mal durchatmen und neue Kraft für die nächsten Aufgaben sammeln.
Was sind Eure Erfahrungen mit solchen Unternehmungen? Teambildend – oder Zeitverschwendung?
Das Start Up (gibt es dafür eigentlich ein deutsches Wort?) für das ich arbeite ist klein (sehr klein) und daher habe ich schnell die Stärken und Macken meiner Kollegen kennen und schätzen gelernt. Leider ist das Geld für solche Teambuilding-Events nur spärlich vorhanden und reicht für einen kleinen Weihnachtsdrunk oder eine Grillparty. Dabei werden Gespräche über die Arbeit weitläufig ausgesparrt.
Dafür gehe ich oft mit zwei Kollegen aus. (Kickern, Clubs etc.) Dabei sprechen wir oft über unsere Projekte und was so alles gut bzw, schlecht läuft. Ich glaube der Grund, warum wir dann komischerweise über unsere Arbeit sprechen ist, dass die Chefs nicht dabei sind und wir uns freier fühlen. Dabei habe ich nie das Gefühl, dass eine Äußerung meinerseits irgendwann mal gegen mich verwendet werden kann. In der Zeit wurden aus den Kollegen gute Freunde, was mich weiterhin motiviert meine Sache in der Firma so gut wie möglich zu machen. Ich bin froh sie jeden Tag „ertragen“ zu müssen.
Und du hast Recht. Im Büro wirke ich manchmal wie eine Maschine, die einfach etwas tut, weil es gemacht werden muss. Ausserhalb des Büros kann ich dann mein Tun besser reflektieren und mich zum Teil neu positionieren.
MFG Jörn
Also ich werde auch mein TUN weiterhin im Büro behalten!
Kommt vielleicht daher das mein Chef, eigentlich ganz locker ist.
Ansonsten guter Bericht, ist halt das WEB 2.0
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