Versicherungen sind oftmals ein leidiges Thema für Startups. Doch Versicherungen sind im wahrsten Sinne des Wortes „überlebensnotwendig“. Die drei Unternehmerinnen Mathilda Hansen, Christina Tremonte und Katja Feller vermitteln das doch eher langweilige Thema auf charmante und erfrischende Art – und haben sich dabei auch auf die Ansprüche von Startups spezialisiert. Die wichtigsten Versicherungen sowie Ratschläge zeigen sie mit ihrer Firma CMK advice hier auf.

Christina Tremonte, Mathilda Hansen und Katja Feller von CMK advice

Christina Tremonte, Mathilda Hansen und Katja Feller von CMK advice

Welche Versicherungen sind bei der Gründung eines Startups obligatorisch? Welche Risiken muss ein Startup abdecken – für die Gründer, aber auch die Mitarbeiter? Welche Versicherung passend ist, hängt in den meisten Fällen von der Branche und der Rechtsform eines Jungunternehmens ab. Dabei gilt es auch zu beachten, dass am Anfang nicht nur die Risiken des Unternehmens, sondern auch der Unternehmer selbst abgedeckt werden müssen. CMK advice ist seit einem Jahr in der Finanzplanung und Versicherungsberatung tätig – also selbst ein Startup – und führt im Rahmen einer Startimpuls-Veranstaltung die wichtigsten Merkpunkte auf.

Welches sind obligatorische Versicherungen für Startups?
Einige Versicherungen sind obligatorisch, andere freiwillig. Für alle juristischen Personen sind die Unfallversicherung, die AHV/IV und die Erwerbsersatzordnung obligatorisch. Für GmbH´s und AG´s kommt die Arbeitslosenversicherung und die berufliche Vorsorge dazu. Bei Startups ist es wichtig, dass sich der Gründer ausreichend Zeit nimmt, um zu prüfen, ob ein bestimmtes Risiko erheblichen Schaden und schwere finanzielle Verluste verursachen kann. Für fast jedes Risiko lässt sich eine Versicherung finden. Dabei gilt es zu beachten, welche Art von Dienstleistung oder Produkt ein Startup anbietet. Ein Web-Startup hat natürlich andere Anforderungen an eine Versicherung als etwa ein Startup, das Maschinen zur Herstellung des Produkts benötigt. Es ist jedoch oft sinnlos und viel zu teuer, alle Risiken von Anfang an abzudecken. Am Anfang müssen vor allem die grössten Risiken abgedeckt sein.

Welches sind die grösste Risiken für ein Jungunternehmen?
Die grössten Risiken sind dort, wo Menschen involviert sind. Unfälle, Krankheit, Invalidität und Tod. Wichtig ist, dass man nicht nur Güter oder Materialien des Unternehmens, sondern auch sich selbst als Unternehmer absichert. Wenn man selbständig ist und länger krank wird, und dies nicht versichert hat, zahlt niemand. Risiken sind auch immer eine Ansichtssache jedes Einzelnen. Deshalb ist eine unabhängige Beratung von einem Experten für personalisierte Lösungen unabdingbar.

Am Anfang verdienen die meisten Startups wenig bis gar nichts – wie kann man die Kosten tief halten?
Bei der Unfallversicherung, die gegen Berufs- und Nichtberufsunfälle versichert, oder auch beim Krankentaggeld, falls ein Unternehmer unerwartet krank wird und nicht mehr arbeiten kann, ist es möglich, eine fixe Lohnsumme oder so genannter branchenüblichen Lohn anzugeben. Diese ist bei schwankendem oder geringem Einkommen ratsam. Man kann der Versicherung diese Lohnsumme angeben und erhält beim Eintreten eines Schadenfalles den Lohn, den man versichert hat. Dazu raten wir oft auch, das Sparen in der Pensionskasse des Unternehmens in der Startphase auf eine minimale Deckung zu beschränken. Wenn die Firma später mehr Geld zur Verfügung hat, kann diese erhöht werden.

Eine fundierte Risikoanalyse ist also unabdingbar – wo kann man sonst noch sparen?
In der Schweiz gibt es die Möglichkeit des Selbstbehalts. Je tiefer man diesen setzt, desto mehr Prämien und Versicherungsgelder muss man bezahlen. Das bewegt viele dazu, den Selbstbehalt hoch zu setzen, um weniger Prämien zu zahlen. Ratsam ist jedoch am Anfang, den Selbstbehalt eher tief anzusetzen, weil man ansonsten von horrenden Schadenrechnungen überrascht werden kann. Hat man dann etwas Geld auf der Seite, kann man diesen immer noch anpassen.

Mit welchen Versicherungen kann man warten?
Das hängt von den wahrgenommenen Risiken ab. Wir empfehlen grundsätzlich, sich gleich zu Beginn gegen alle Risiken abzusichern, die das Aus des Startups bedeuten könnten. Wenn eine Maschine zerstört wird, ein Lager abbrennt etc. Aber es macht natürlich keinen Sinn, sich vor einem Transportrisiko zu schützen, wenn man gar nichts transportiert.

Was raten Sie Jungunternehmern generell in der Startphase?
Welche Risiken wiegen besonders schwer? Was passiert, wenn eine Maschine, die mit einem Kredit von einer Million Franken finanziert wurde, zerstört wird? Wer zahlt für einen Schaden, wenn beispielsweise ein Produkt falsch wirkt? Was passiert, wenn ein Gründer ein Burnout hat und nicht mehr arbeiten kann für eine längere Zeit? Wie kann das Unternehmen überleben, wenn ein Lager abbrennt? Über diese Fragen sollten Gründer zusammen mit einem Experten nachdenken.

Viele Gründer vergessen, sich selbst zu schützen. Was gilt es hier zu beachten?
Wir beobachten das auch und raten deshalb dringend, auch an sich selbst zu denken. Gesundheitsfragen sind sehr wichtig. Unternehmer müssen sich gegen Unfälle, Krankheit, Invalidität und sogar Tod absichern. Dabei gilt es aber auch die individuelle Situation zu beachten: Vielleicht gründen mehrere Personen ein Unternehmen. Der eine ist noch jünger, hat noch keine Familie. Der andere hat vielleicht eine Frau, Kinder und eine Hypothek auf ein Haus. Diese beiden Personen sind verschiedenen Risiken ausgesetzt und haben wahrscheinlich auch eine andere Wahrnehmung über den Schutz. Wir bieten auch noch ein spezielles Feld der Versicherung an – die Versicherung von so genannten Schlüsselpersonen. Es gibt Unternehmen, wo der Gründer eine so wichtige Rolle einnimmt, dass eine mögliche Krankheit oder der Tod dieser Person auch das Ende der Firma bedeuten könnte.