Selfnation möchte Frauen vom Frust befreien, nie die passende Jeans zu finden. Dank ausgeklügelten Algorithmen für ein 3D-Modell und Schnittmuster können Selfnation die perfekt sitzenden Jeans herstellen. Die Macher Andreas Guggenbühl und Michael Berli sind fasziniert von der Fashionwelt, haben aber an der ETH studiert, um die neuartige Technologie zu entwickeln. Selfnation vereint damit Ingenieurkunst aus Zürich und Design aus Berlin – ihre Jeans  finden bereits Anklang bei Dutzenden von Frauen.

Michael Berli (l.) und Andreas Guggenbühl

Michael Berli (l.) und Andreas Guggenbühl

Wie schafft Selfnation, dass die Jeans genau passen?

Selfnation bietet perfekt passende massgeschneiderte Jeans für Frauen online an. Dafür haben wir zwei neue Technologien entwickelt: Ein 3D-Modell für Jeans und ein rasch zu entwickelndes Schnittmuster. Frauen ziehen zwischen 15 und 20 Paar Jeans an, bis sie sich für ein Paar entscheiden können. Diesen Frust kennt jede Frau. Wir lösen dieses Problem, indem unsere Kundinnen sieben Masse ihres Unterkörpers erfassen lassen und dann auf dem 3D-Modell sehen, wie die Jeans sitzt. Mit einem Algorithmus wird ein passendes Schnittmuster berechnet. Anschliessend werden die Jeans in Deutschland in traditioneller Schneiderkunst hergestellt und innert zehn Tagen nach Hause geliefert. 

Habt ihr Selfnation unmittelbar nach dem Studium gegründet? 

Selfnation haben wir noch während dem Studium gegründet. Die Technologie dahinter entspringt aus zwei Projekten, die wir während des ETH-Studiums entwickelt haben. Mit der Technologie haben wir an der ETH auch schon einen Wettbewerb gewonnen. Zudem haben auch durch Venture Kick Startgeld erhalten.

Wie kam diese Kombination aus Fashion und Technologie zustande?

Wir finden die Modewelt faszinierend, aber interessieren uns auch für neue Technologien und so kam es, dass wir Informatik und Maschinenbau an der ETH Zürich studierten. Als wir dann mit unseren Kolleginnen shoppen waren, wurde uns erst bewusst, dass Frauen grosse Mühe haben, die passende Jeans zu finden. Als wir ihnen dann von unserer Idee mit 3D-Visualisierung und der automatischen Schnittmusterberechnung erzählt haben, waren sie begeistert. Vor zwei Jahren lernten wir dann unsere Designerin in Berlin kennen und erkannten eine Marktlücke.

Aber gibt es doch bereits tausende von Kleiderläden und Onlineshops?

In herkömmlichen Kleiderläden und Online-Shops ist es schwierig, passende Jeans zu finden. Die Shops haben nur eine begrenzte Auswahl an verschiedenen Grössen und Schnitten. Die Selfnation-Jeans hingegen wird für jede Kundin individuell mit der perfekten Passform gefertigt. Die Qualität stellen wir durch Stoffe aus Italien und mit der Produktion in Deutschland sicher. Den Algorithmus für das individuelle Schnittmuster haben wir in der Anfangsphase mit fast 100 Frauen entwickelt.

Wow, dann kennt ihr also viele Frauen. Trotzdem wollt ihr Selfnation wohl noch bei viel mehr Frauen bekannt machen. Wie geht ihr dabei vor?

Heute Abend launchen wir Selfnation in Zürich im Amber Club. Zudem werden wir unseren Kundinnen ein Einladungssystem anbieten, bei dem sie profitieren, wenn sie ihre Freundinnen zu Kundinnen machen. Von den Kundinnen aus den letzen Monaten haben über 50 Prozent nochmals bestellt und ebensoviele haben unsere Dienstleistung weiterempfohlen.

Aber es gibt doch bereits auch einige Online-Massschneidereien im Markt. Warum seid ihr anders?

Dank unserem ausgeklügelten Schnittmuster-Algorithmus erreichen wir eine unvergleichliche Passform. Dazu produzieren wir in Deutschland, was uns eine Lieferzeit von zehn Tagen bringt. Andere Anbieter benötigen vier bis sechs Wochen. Und wir bieten mit der 3D-Technologie der Kundin die Möglichkeit, sich selbst von der Passform zu überzeugen – als würde sie im Zara vor dem Spiegel stehen.

Welche Ziele stehen in eurem Businessplan?

Jetzt launchen wir Selfnation in Zürich, dann weiten wir unseren Service Anfang nächsten Jahres auf die restliche Schweiz aus. Anschliessend wollen wir neue Länder und Märkte erschliessen. Dazu gehören Deutschland, Frankreich und England. Auch nordische Länder wie Schweden und Norwegen sind sehr interessant. Neben dem klassichen Online-Verkauf sind auch In-Shop-Konzepte geplant. Vielleicht haben wir auch einmal einen eigenen Popup-Store.

Welche weiteren Dienstleistungen könnt ihr euch für Selfnation vorstellen?

Zur Zeit perfektionieren wir die Technik für die Damenjeans mit der besten Passform. Dazu laufen parallel auch erste Tests für Herrenjeans. Unsere Technologie können wir später aber auch für andere Produkte gebrauchen, beispielsweise für massgeschneiderte Wintersportbekleidung oder Tauchanzüge. Auch in der Medizinalbranche gibt es verschiedene Anwendungsgebiete.

Welches Startup sollen wir hier als nächstes vorstellen?

Das Startup additively.com möchte mit einer Webplattform professionelles 3D Printing für Firmen einfacher zugänglich machen.