Das Zürcher Startup everyglobe möchte mit einem neuen Reiseportal die Organisation von Reisen unter Freunden vereinfachen: everyglobe soll ein Art Google Docs fürs Reisen werden, wie Co-Founder Richard Jann erklärt. Der 29-jährige Absolvent der L´Ecole hôtelière de Lausanne ist überzeugt, dass noch Platz für Reiseportale im Markt vorhanden ist. Und setzt mit everyglobe nicht nur auf den Preis, sondern auf die Leistung und Qualität seines neuen Reiseportals.

Richard Jann

Richard Jann

Richard Jann – was bietet dein Travel-Startup everyglobe an?

everyglobe ist ein Portal für einfaches und flexibles Reisen. Heute ist eine Reisebuchung immer noch viel zu kompliziert. Wir möchten eine Plattform anbieten, wo man mit Freunden und Familien eine Reise organisieren kann ohne sich stundenlang durch unzählige Webseiten klicken zu müssen.

Aber es gibt doch mehr als genug Reiseportale. Warum braucht es noch eins? 

Klar, der Wettbewerb ist gross. Aber viele Reiseportale sind ähnlich. Bei den meisten kann man einen Flug, Hotel und Auto buchen. Aber es sind immer die gleichen Strecken, Fluglinien und Hotels. Es gibt zwar heute auch einige Dienste, die Reisende mit Locals zusammenbringen. Bei everyglobe kommt alles zusammen, weil man Standorte und Rundreisen unter Freunden verbinden kann, aber auch von anderen für Reisen inspiriert wird. Es ist wie ein Google Docs für Reisen.

Ist everyglobe nicht einfach eine weitere Spielerei zur Reiseplanung?

Die Tendenz zum individuellen Reisen wird noch weiter zunehmen. Und weil die Menschen immer mobiler werden, sind auch ihre Freunde auf der ganzen Welt verstreut. Das Bedarf einer dynamischeren Reiseorganisation. Der Markt ist gross und deshalb hat es Platz für mehrere Anbieter.

Welche Zielgruppe willst du ansprechen?

Wir peilen keine demographischen Segmente an, sondern orientieren uns nach dem Reiseverhalten der User. Die meisten Reiseportale beschränken sich auf die Transaktion, den Buchungsprozess. Aber wenn ein Kunde sich dort einklickt, hat er seinen Reiseroute bereits entschieden und muss nur noch buchen. Wir hingegen wollen Menschen für Reisen inspirieren. Und jedem Reisemotiv gerecht werden – es wird bei uns auch Sektionen geben: Reisen für zwei, Reisen mit Kind und Familie, Reisen mit Kumpels, Bildungsreisen.

Wie möchtest du deine User von eurem individuellen Service überzeugen?

Jede Reisedestination oder bekanntere Stadt kann dir heute etwas bieten. Entscheidend ist aber, warum du dahin gehst und vor allem auch mit wem. Deshalb haben wir  ein System, wo sich die User gegenseitig reisen empfehlen können. Deine Reisen werden getaggt und kommen dann in einen Pool von anderen Reisen. Wir müssen selber aber keine Reviews machen. Solche gibt es schon genug – zudem kann man Reviews wie Tripadvisor integrieren.. Wir wollen den Pool aber auch selber mit Reiseplänen ausstatten. Mit 200 Destinationen kann man eigentlich 80 Prozent aller Reisen der Schweizer abdecken. Sie gehen oft an die gleichen Orte. Wir möchten kuratierte Reisen anbieten. Man erhält Empfehlungen, wo deine Freunde hinfahren und sie geben Tipps für Destinationen ab, die dir auch gefallen könnten. Im Shopping- und Fashionbereich gibt es solche Anwendungen ja schon länger. Anstatt dass dir ein Kumpel vor deiner Reise ein dreiseitiges Word-Dokument mit seinen Tipps und Empfehlungen schickt, kann er das auf unserer Plattform sharen.

Du bist wohl schon selbst viel gereist. Hast du deshalb everyglobe gegründet?

Ich habe mittlerweile schon über 50 Länder bereist. Natürlich kam die Idee für everyglobe aus dieser Erfahrung heraus. Ich war länger unterwegs, wollte nicht immer mit dem Flugzeug, sondern auch zwischendurch mit dem Zug oder Bus fahren und nicht immer in einem Hotel übernachten. Es war aber nicht einfach, flexibel reisen zu können oder Freunde spontan zu treffen Ich habe an der L´Ecole hôtelière de Lausanne studiert – und komme daher aus der Tourismusbranche. Mein Geschäftspartner Luc kommt von der ETH und hat sich dort mit Computervision und Algorithmen auseinander gesetzt.

Das ist ein gute Konstellation. Aber es gibt so viele Reiseportale. Bereits jetzt ist der Überblick schwierig geworden. Wie wollt ihr bekannt werden?

Wir arbeiten mit Reisebloggern zusammen, die unsere Seite auch auf ihren Blog posten können. Wenn von dort gebucht wird, erhalten Sie eine Provision. Wir möchten auch über Social Media Kanäle gehen, da Reisen für viele Menschen etwas sehr spezielles ist und sie ihre Erlebnisse gerne teilen.

Welche Ziele hast du in deinem Businessplan aufgeschrieben?

Es gibt einen Businessplan, bei dem einzelne Steps markiert sind. Wir suchen zurzeit vier Leute. Und die letzte Finanzierungsrunde schliessen wir Ende November ab. Unsere Investoren kommen aus der Tourismusbranche. Aber es sind auch Business Angels darunter. Ich kann aber zurzeit noch nicht sagen welche. Erst wenn alles unter Dach und Fach ist. Zurzeit tüfteln wir noch an der Verfeinerung der Buchungssysteme. Aber Anfang Januar/Februar wollen wir everyglobe bekannt machen und den Proof of Concept bis im Sommer zu erreichen.

Hat dir die Konkurrenz nie Bauchschmerzen bereitet?

Klar, wenn du als Jungunternehmer startest, denkst du darüber nach. Aber ich muss an meine Idee glauben! Ohne Mut zu haben kommst du nirgends hin. Wir bieten einen Mehrwert und sind überzeugt, dass die Kunden diesen anerkennen. Entweder geht es um den Preis oder die Leistung bei Travelportalen. Wir bieten Leistung und Qualität – aber auch zu guten Preisen. Eine Reise heisst doch Entspannen, Loslassen und ist mit Emotionen verbunden. Bei vielen Portalen geht es nicht um Emotionen.

Welches Startup sollten wir als nächstes empfehlen?

Selfnation. Sie machen massgeschneiderte und zahlbare Jeans für Frauen. Dafür haben sie ein 3-D-Modell entwickelt. Sie lassen die Jeans dann innerhalb weniger Tage in Deutschland schneidern.