Im hart umkämpften Gastromarkt starten drei Idealisten mit grossem Ziel: Eine vegane Fast-Food-Kette mit Franchising-System. Der Weg dahin ist lang, die Hürden gross. Wir haben mit dem CEO über die geplante Burgerrevolution gesprochen.

von Meret Boxler

Vegiburger

Ein Vegiburger von Captain Plant – Mizrahi Photography

Captain Plant hat silberblaue Haut und grasgrüne Haare, ist ein Superheld mit übermenschlichen Kräften und kann fliegen. Jedenfalls der aus der von Ted Turner erfundenen Zeichentrickserie aus den USA (1990-1996), in der Jugendliche zu umweltfreundlicherem Verhalten angeregt werden sollten. Genau davon sind auch die drei Köpfe hinter „Captain Plant“ angeregt: Wie bringen wir die moderne Burgerkultur unter einen Hut mit Nachhaltigkeit? Die Antwort scheint einfach: Mit Vegi-Burgern.

Captain Plant

Gründer von Captain Plant

„Captain Plant“ sind ein Trio: Der Kopf der Firma, Jens Hermes, 30, ist Doktor der Chemie und einer der bekanntesten Veganer des Landes, seit er mit seiner Aktion „Vegi-Mensa“ an der Universität Basel für einiges Medieninteresse gesorgt hat. Der Kommunikationsprofi von „Captain Plant“, der Ideen und Kontakte liefert, ist Thorsten Hainke, 32, ein Fleischesser, der überzeugt ist, dass der alte Zopf des „Ohne-Fleisch-hat-man-doch-nicht-gegessen“ endlich abgeschnitten gehört. Der Dritte im Bund ist der Kreateur; der Koch Mike Schaffner, 22, ehemaliger Informatiker und Autor eines vegetarischen Kochbuchs, der ständig neuen Rezepten nachjagt.

Die wachsende Zahl der „LOHAS“, der Menschen, die auf Gesundheit und Nachhaltigkeit achten, spricht für wachsendes Interesse. Zusätzlich scheint sich auch das Thema Veganismus langsam aus der New-Age-Ecke herauszumausern, wird da und dort sogar trendy, aber trotzdem: damit die Schweiz gewinnbringend auf den Geschmack kommt, müssen viele Gaumen verführt werden, und auch die Fleischesser müssen begeistert werden. Kein Leichtes.

Wie Jens Hermes erklärt, verzichten sie deshalb bei der offiziellen Kommunikation ihrer Idee bewusst auf das Wort „vegan“: „Auch wenn die Zubereitung voll vegan ist, wollen wir keine Abwehrhaltungen provozieren. Schliesslich möchten wir auch überzeugte Karnivoren begeistern, ab und zu vegan oder vegetarisch zu essen.“ Mit ihrer Geschäftsidee wollen die drei Gründer von „Captain Plant“ also niemanden zum Vegetarismus oder gar zum Veganismus bekehren, sondern eine gesunde Fastfood-Alternative schaffen, die alle anspricht. „Der Genuss soll für sich selber sprechen.“

Die Idee, dies mit Burgern, einem Favoriten unter den Fleischliebhabergerichten, zu tun, ist eigentlich genial. Aber Obacht; wie Burgerfreunde wissen, steht und fällt der Erfolg mit dem richtigen Bratling. Bei „Captain Plant“ heissen diese „Boebbies“ und sind in einer Vielzahl Geschmacksrichtungen zu haben. Ein TexMex Burger beispielsweise wird mit Kidneybohnen und Mais zubereitet, ein Indian Burger mit Curry, etc.

Das klingt alles herzlich wenig nach Fastfood, der ja möglichst schnell gehen muss und dabei nur wenig kosten darf. Kann das Projekt „nachhaltiger, veganer Fastfood“ überhaupt rentieren? Jens Hermes ist überzeugt: „Ja, auf jeden Fall, das Gemüse, das wir zu Bratlingen verarbeiten ist einiges günstiger als Fleisch. Aber es braucht eine gewisse Menge, bevor wir uns Personalkosten leisten können.“ Im Moment schreiben sie noch rote Zahlen, sind auf Zustupf von Familie und Freunden angewiesen. Das heisst, sie sind in der Phase „Erfahrungen sammeln“, markieren an mobilen Standorten Präsenz und bieten ihre Vegi-Burger – preislich vergleichbar mit den üblichen Fastfood-Ketten – bei Grossanlässen und Märkten an. Damit, und mit ihrem Cateringangebot, wollen sie sich einen Namen machen.

Jens, der gelernte Chemiker, weiss, dass es auf jedes einzelne Atom ankommt, damit eine Gleichung funktioniert und erfolgreich sein kann. Am Hub Fellowship for a Green Economy wurde Captain Plant dieses Jahr als „Runner-Up“ ausgezeichnet, und auch erste Gelder konnten gewonnen werden. „Der Sektor ist schwierig, das ist uns bewusst. Deshalb müssen wir im Moment mit möglichst geringem Risiko testen, was gut ankommt, und mit unserer Präsenz den Faktor Marketing spielen lassen. Wenn wir wissen, was am besten funktioniert, werden wir das belegen und mit diesem Nachweis können wir die richtige Geldsuche starten.“

Damit soll dann das erste Restaurant, ein „Store“ mit Take-Away, eröffnet werden, in welchem auch ein breiteres Produktangebot wartet; man soll sich neben diversen Burgern auch Wraps, Salate, Beilagen, Smoothies, Eistees, Kuchen, Snacks und Glacé holen können. Erst nach diesem Schritt werden nächste möglich sein. „Mit den Erfahrungen, die wir mit dem ersten festen Laden sammeln, wollen wir dann weitere Filialen eröffnen und irgendwann beginnen, Franchise-Lizenzen zu verkaufen,“ erklärt Jens Hermes.

Das ist natürlich alles noch hübsche Zukunftsmusik. Vorerst zählt ein wachsendes, potentes Netzwerk und Kundengewinnung. Um also die momentan 300 Fans auf Captain Plants Facebookseite möglichst zu vervielfachen und Aufmerksamkeit zu generieren, setzen Jens Hermes und seine zwei Mitgründer auf Beratung aus dem privaten Kreis, und sie haben sich zusätzlich an der Zürcher Hochschule der Künste die richtigen Köpfe für ihren Auftritt besorgt: „Damit wir möglichst bald mit einer professionellen Webseite und einem erkennbaren Gesamtauftritt starten können, lassen wir uns von ihnen die Corporate Identity entwickeln.“ Damit wollen die drei von „Captain Plant“ auf möglichst vielen Kanälen präsent sein, vermehrt Zeit in die Pflege ihrer Community investieren und eine Webseite bieten, die mit Promi-Interviews, Newslettern und Informationen zum Thema Vegetarismus/Veganismus einen echten Mehrwert bieten soll.

Jens, Thorsten und Mike wollen, wenigstens ein bisschen, die Welt verbessern. Die Vorstellung, dass dereinst neben McDonalds und Co. Auch ein veganer Fast-Food Take-Away-Laden steht, hat etwas für sich. Dafür werden sie knallhart kalkulieren müssen, und für längerfristig tragbare Herstellkosten wird eine Umstellung auf maschinelle Produktion unumgänglich sein. Das heisst, ohne zusätzliche Gelder wird ihr genüssliches Vorhaben kaum richtig abheben können.

Hunger bekommen? Captain Plant serviert seine Vegi-Burger auch an der Streetparade in Zürich. Captain Plant ist am 9. August mit einem Stand am Bürkliplatz.